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Pierre Mikaelsson, Proglove, im Interview

Pierre Mikaelsson, Chief Product Officer, Proglove
„Wir wollen eine bessere Entscheidungsfindung ermöglichen“

„Wir wollen eine bessere Entscheidungsfindung ermöglichen“
Das Unternehmen Proglove steht für Wearable-Scanner-Lösungen, die das Zusammenspiel von Mensch und Technologie verbessern sollen. Bild: Proglove
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Pierre Mikaelsson leitet seit März die Produktentwicklung beim Wearables-Anbieter Proglove. Wir sprechen mit dem Chief Product Officer über die Innovationskultur des Unternehmens und die Trends in der Materialbeförderung. Mikaelsson teilt seine Eindrücke, wie Proglove die Arbeit von Beschäftigten in Lagern und Fabrikhallen sicherer, effizienter und zufriedenstellender gestaltet und welche Daten dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell.

Beschaffung aktuell: Herr Mikaelsson, seit März leiten Sie als Chief Product Officer die Produktentwicklung bei Proglove. Was sind Ihre ersten Eindrücke und wo setzen Sie Ihren Schwerpunkt?

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Pierre Mikaelsson wechselte im März 2024 von Nilfisk zu Proglove. Dort war der Schwede als Executive Vice President und Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung tätig. Davor zeichnete er als Chief Technical Officer (CTO) bei Kuka in China verantwortlich. Seine Karriere begann Mikaelsson bei ABB.
Bild: Proglove

Pierre Mikaelsson : Meine ersten Eindrücke sind absolut positiv. Proglove hat eine engmaschige Innovationskultur und ein unglaublich engagiertes Team – das habe ich in früheren Positionen so noch nicht erlebt. Das Team konzentriert sich auf die Entwicklung und Umsetzung von Ideen, die die Arbeit von Hunderttausenden Beschäftigten in Lagern und Fabrikhallen sicherer, effizienter und zufriedenstellender machen. Man spürt förmlich, dass das alle hier antreibt.

Zurzeit fokussieren wir uns darauf, noch bessere Lösungen anzubieten, um die Daten von Mitarbeitenden an der Basis sinnvoll zu nutzen. Wir wollen Arbeitern und Supervisors eine bessere Entscheidungsfindung ermöglichen und sie dabei unterstützen, Prozesse zu optimieren. Ich kann zwar noch nicht auf Einzelheiten eingehen, aber ich versichere Ihnen, dass wir es kaum erwarten können, der Welt zu zeigen, woran wir gearbeitet haben.

Mobile Robotik, KI, Automatisierung – die Intralogistikbranche befindet sich im Wandel. Welche Technologien und Trends finden Sie besonders relevant?

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden eine entscheidende Rolle bei der Optimierung von Workflows und der vorausschauenden Wartung spielen. Die mobile Robotik mit G2P-Robotern (Goods-to-person) und AMRs (autonome mobile Roboter) verändert die Art und Weise der Materialbeförderung. Und durch die Automatisierung werden wir große Entwicklungen bei der Effizienzsteigerung sehen. Wir interpretieren diese Trends als eine Reaktion auf externe Faktoren wie den intensiven Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, die alternde Gesellschaft in der westlichen Welt und den allgemeinen Effizienzdruck. Unsere Kunden spüren die Auswirkungen darauf in ihren Lagern. Sie haben Probleme bei der Rekrutierung und Bindung von Arbeitskräften, was sich letztendlich auf ihre Unternehmensergebnisse auswirkt.

Wir gehen davon aus, dass sich die nächste Innovationswelle auf die Optimierung von Lagerabläufen und die Schaffung von sichereren und gesünderen Arbeitsplätzen konzentrieren wird, wobei sich dafür erstmals tatsächlich Echtzeitdaten nutzen lassen. Unsere Mark-Geräte darf man deshalb nicht nur als mobile Scanner betrachten, sondern als sehr fortschrittliche Tools zur Datenerfassung, die dazu auch noch gerne von den Mitarbeitenden getragen werden.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz für Ihre Wearables?

Eine wirksame KI-Strategie hängt von einer soliden Datenstrategie ab, wobei die Daten von den wertvollsten Ankerpunkten im Warehouse stammen – eben den Mitarbeitenden vor Ort. Wir sind davon überzeugt, dass das Sammeln von Daten aus dem Lagerbetrieb die Grundlage für fortschrittliche Analysen bildet. Eine praktische Anwendung von KI in unseren Produkten ist zum Beispiel Teil unserer Fotodokumentationsfunktion, die Arbeitern hilft, Mengen- oder Qualitätsprobleme direkt mit ihrem Wearable zu dokumentieren. Für die Datenschutz-Konformität nutzen wir einen Dienst von AWS, um möglicherweise aufgenommene Gesichter unkenntlich zu machen.

Welche konkreten Möglichkeiten ergeben sich für Unternehmen aus den Daten, die mit den Wearables gesammelt werden?

Die gesammelten Daten bieten wertvolle Einblicke in den Grad der Effizienz der Arbeitsabläufe, die Produktivität der Mitarbeitenden und die Gerätenutzung. Kunden können diese Informationen etwa einsetzen, um fundiertere Entscheidungen zu treffen, Geräte schon vorausschauend zu warten und natürlich um einzelne Prozesse zu verbessern. Mithilfe ausgeklügelter Algorithmen können unsere Kunden viele, derzeit nicht verknüpfte Datenpunkte kombinieren und betriebliche Schwachstellen oder Ineffizienzen aufdecken. Gleichzeitig stellen sie so auch sicher, dass die Arbeitsschichten ihrer Mitarbeitenden sicherer werden und die Arbeitsbelastung sinkt.

Wie gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten?

Bei Proglove stand schon immer die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Unsere Wearables haben die Sicherheit und Gesundheit von Tausenden Mitarbeitenden bedeutend verbessert. In Summe hat das in den letzten zehn Jahren während einer Milliarde Stunden Nutzungszeit mit Proglove-Geräten zu verbesserter Handgelenkshaltung, reduziertem Schultermoment und insgesamt weniger Verletzungen geführt. Aber wir legen nicht nur Wert auf Gesundheit und Wohlbefinden. Wir entwerfen langlebigere Produkte, um die Notwendigkeit häufiger Ersatzbeschaffungen zu verringern, und berücksichtigen bei jeder neuen Produktiteration die CO2-Auswirkungen, um den CO2-Fußabdruck zu senken.

Für all unsere Produkte streben wir nach einem System der Kreislaufwirtschaft, indem wir Produktrücknahme- und -rückkaufprogramme anbieten, die es Kunden ermöglichen, Produkte zur fachgerechten Entsorgung zurückzugeben.

Wie sieht die Roadmap für die Weiterentwicklung der Proglove-Produkte in den nächsten Jahren aus?

Unser Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Lösungen, die auf wachstumsstarke Branchen wie den Lebensmittelhandel, Fashion Retail und die Auftragslogistik zugeschnitten sind. Dazu gehört die Arbeit an der nächsten Generation unserer Insight-Plattform, die Echtzeitdaten unserer Geräte nahtlos integriert, um daraus umfassende Erkenntnisse für das Workforce Management abzuleiten. Und wir legen natürlich weiterhin großen Wert auf die Weiterentwicklung des ergonomischen Designs unserer Wearables, denn es geht immer noch ein Stück besser.

Welche Rolle spielen die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden bei der Entwicklung neuer Produkte?

Eine grundlegende, denn unsere Produkte sind ohne die Auseinandersetzung mit den Problemen unserer Kunden gar nicht vorstellbar. Wir haben enge Beziehungen zu ihnen, mit schnellen Feedback-Zyklen, häufigen Benutzertests und ermutigen auch zum direkten Engagement, zum Beispiel in Kundenbeiräten. So gewährleisten wir, dass unsere Produkte reale Probleme lösen und branchenspezifische Anforderungen erfüllen. Aber wir suchen noch nach mehr Austauschmöglichkeiten und deshalb eröffnen wir Ende August unsere Proglove Experience Center in München und Chicago. Dort wollen wir dann gemeinsam mit Interessenten und Kunden aus aller Welt an innovativen Lösungen arbeiten.

Was unterscheidet Proglove von seinen Wettbewerben?

Unsere Mission geht über die reine Steigerung der Produktivität in industriellen Prozessen hinaus. Wir wollen einen besseren, gesünderen und sichereren Arbeitsplatz für den Werker schaffen. Proglove steht für ergonomisches Design, nahtlose Integration in bestehende Systeme und ein unermüdliches Engagement für die Steigerung der Lagereffizienz durch die Beschäftigten an der Basis selbst.

Wie kann der Einkauf sicherstellen, dass er bei Ihnen das richtige Produkt für die unternehmensspezifischen Anforderungen auswählt?

Wir begleiten unsere Kunden bei der Produktauswahl bestmöglich. Unsere Vertriebs- und Solution-Engineering-Teams geben sich große Mühe, sie bei der Lösungsfindung so zu unterstützen, dass sie auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Ab August laden wir dann in unsere Experience Center ein, um gemeinsam mit ihnen die perfekte Lösung zu entwickeln!

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