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Azubi-Akquise – die richtige Strategie

Fachkräfte von morgen – woher?
Azubi-Akquise – die richtige Strategie

Azubi-Akquise – die richtige Strategie
Das Ende des Azubimangels. So besetzen Sie Ihre Ausbildungsplätze in 6 Schritten. Carola Schneider. Campus Verlag, Frankfurt – New York 2023, 190 Seiten, 32,00 €ISBN 978–3–593–51691–2 Bild: Campus
Wer soll eigentlich in Zukunft unsere Jobs machen? Und wie soll das eigene Unternehmen langfristig weiter erfolgreich sein können, wenn es nicht gelingt, in Zeiten, in denen die Babyboomer-Generation in Rente geht, qualifizierte Nachwuchskräfte und vor allem Azubis zu gewinnen? Vielen Unternehmern bereiten diese Fragen schlaflose Nächte. Der Leitfaden gibt Hinweise darauf, wie man dem entgegentreten kann.

Dieser handliche, kess geschriebene Leitfaden aus der Praxis für die Praxis greift ohne theoretische Umschweife das in Zeiten zunehmender Arbeiterlosigkeit hochaktuelle Problem des Azubi-Mangels auf. Die Autorin Carola Schneider, die seit acht Jahren vor allem Mittelständler bei der Azubi-Gewinnung berät, stellt zu Recht fest, dass deutsche Unternehmen – nicht zuletzt Mittelständler – viel in die Suche nach Auszubildenden investieren, dass aber trotzdem die Zahl unbesetzter Lehrstellen Jahr für Jahr steige. Für die Recruiting-Beraterin, die ursprünglich aus den Bereichen Marketing und PR kommt, ist dies jedoch nicht ganz überraschend. Sie setzt die Consumer-Marketing-Brille auf und konstatiert nicht zu Unrecht: Unternehmen bedienen sich bei der Gewinnung junger Talente der falschen Kanäle und Methoden. Und noch schärfer: Viele Unternehmen agieren komplett vorbei an der Lebenswirklichkeit der Neunt- und Zehntklässler, um die es ja geht.

Ergebnis: Azubi-Stellen bleiben unbesetzt, sofern diese nicht von den Umworbenen als cool wahrgenommen werden.

An der Wirklichkeit vorbei

Mit ihrem Leitfaden will sie daher aufzeigen, wie Azubis effizient und nachhaltig, also jedes Jahr aufs Neue, gewonnen werden können. Sie legt hierfür ein 6-Stufen-Programm unter dem Label „Berufstalent entdecken“ vor und verspricht reichlich vollmundig, dass dessen Anwendung garantiert zum Erfolg führe.

Auf dem Weg hin zu der von ihr propagierten Strategie der Azubi-Akquise erläutert die Autorin einleuchtend und anhand von Beispielen aus ihrer täglichen Beratungspraxis, welche dreizehn weitverbreiteten Fehler im Azubi-Recruiting richtig teuer werden. Sie macht deutlich, dass Ausbildungsmessen, Schülerpraktika und Klassenbesuche oftmals nur Ressourcen verbrennen, weil sie nicht zielgruppenadäquat konzipiert sind. Aber auch mit gängigen Info-Materialien sowie Stellenanzeigen und Karriereportalen würden die Neunt- und Zehntklässler fremdeln.

Im zweiten Hauptkapitel geht die Autorin auf acht ebenfalls weitverbreitete Mythen einer falsch konzipierten Azubi-Akquise ein. Zu diesen zählen u. a.: „Die Jugend ist nicht zu gebrauchen“; „Niemand hat Lust auf Ausbildung“; „Eltern und Lehrer müssen die Berufswünsche wecken“ sowie „ Es steht alles im Internet; die müssen sich nur mal entscheiden“.

Marketing für die Zielgruppe

Im dritten Hauptkapitel präsentiert Carola Schneider ihre „ultimative“ Methode zur erfolgreichen Azubi-Akquise in sechs Schritten. Im Einzelnen empfiehlt sie, Interesse für Beruf und Betrieb zu wecken, Jugendliche wirklich zu begeistern, Kopf-Herz-Hand-Erfahrungen im Betrieb anzubieten, Berufe am realen Arbeitsort ausprobieren zu lassen, Interessenten zu weiteren Praxistests zu führen und schließlich dranzubleiben und Ausbildungsverträge abzuschließen, die halten.

Im Kern gehe es darum, dass die Unternehmen Berufstalente entdecken und die Jugendlichen ihr Berufstalent herausfinden. Nach dieser Methode werde es gelingen, offene Ausbildungsstellen mit den passenden BewerberInnen zu besetzen.

Der Leitfaden macht deutlich, dass die Azubi-Akquise nur dann klappt, wenn das Ausbildungsmarketing die Zielgruppe erreicht. Ebenso wie bei der Kundenakquise muss es auch in diesem Feld gelingen, Interesse und Begehrlichkeit bei den Umworbenen zu wecken, und dabei den Nutzen einer längerfristigen Zusammenarbeit zu vermitteln. Ausbildungsplätze müssen vermarktet werden wie emotionale Produkte. Azubis werden gefunden, wenn die Betriebe bei den Schülern Lust auf den Beruf und den Betrieb wecken, denn die Jugendlichen wissen am Anfang oft noch nicht, was sie wollen. Dabei sollte man die Schüler nicht als Kinder betrachten sondern als den zukünftigen Fachkräftenachwuchs. Dies wecke Vertrauen.

Erfreulicherweise fordert die Autorin in diesem Zusammenhang auch eine neue, das Herz der Schüler erreichende Darstellungskultur für die duale Ausbildung.

Die Lektüre dieses Leitfadens vermittelt mittelständischen Unternehmern und Personalern vielfältige Denkanstöße für die Besetzung offener Ausbildungsplätze mit den passenden Azubis. Eine Erfolgsgarantie ist dabei allerdings nicht inbegriffen.


Prof. Dr. Robert Fieten

wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln

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