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Die IT auf dem Prüfstand

Wenn die IT die Ökobilanz verhagelt
Die IT auf dem Prüfstand

Die IT auf dem Prüfstand
Da Hardware nach nur drei bis fünf Jahren Einsatz zu einer massiven Komponente der Umweltverschmutzung wird, müssen IT-Abteilungen umdenken. Bild: wavebreak3/stock.adobe.com
2024 halten zwei EU-Richtlinien Einzug in die deutsche Gesetzgebung: das Lieferkettengesetz und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Beide sollen ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit bewirken. Der Einkauf ist mal wieder besonders gefordert – vor allem bei der Beschaffung von Soft- und Hardware.

Spricht man von Nachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility (CSR), werden zunächst Themen wie Produktion, Abwasser, Entsorgung, Mobilität oder faire Bezahlung unter die Lupe genommen. Andere, weniger offensichtliche Bereiche verdienen jedoch dieselbe Beachtung.

50 Millionen Tonnen Elektroschrott

Nehmen wir die IT. Lediglich drei Jahre lang wird Hardware in Unternehmen durchschnittlich genutzt, bevor sie durch neuere Modelle ersetzt wird. Das ist angesichts hoher Anschaffungskosten nicht wirtschaftlich. Auch aus ökologischer Sicht ist die kurze Lebensdauer von PCs, Notebooks, Monitoren und Servern eine Katastrophe: Die ausrangierten Geräte verursachen weltweit und pro Jahr bis zu 50 Millionen Tonnen Elektroschrott.

In meist indischen und afrikanischen Fabriken werden Gold, Platin, Blei, Zinn und Kupfer auf abenteuerliche Weise (z. B. offene Säurebäder!) aus den entsorgten Elektronikkomponenten zurückgewonnen. Die freigesetzten Chlor-, Brom- und Phosphorverbindungen, Flammschutzmittel und jede Menge Schwermetalle vergiften vielerorts die umliegenden Böden und Gewässer. Was das für die Gesundheit der Menschen vor Ort bedeutet, kann sich jeder ausmalen.

Dabei steht einer Studie der Technischen Universität Berlin zufolge die Rückgewinnung der wertvollen Rohstoffe in keinem Verhältnis zu dem Schaden, den die Demontage und das Recycling der ausrangierten Elektronik verursachen. Denn selbst wenn ökologisch und ethisch einwandfreie, hocheffiziente Verfahren zum Einsatz kämen und die verbleibenden Kunststoffe als Brennmaterial verwendet würden, ließen sich maximal 13 Prozent der eingesetzten Energie und Rohstoffe erneut nutzen. (lt. Bundesverband Die Verbraucher Initiative e.V.

Lebensdauer von Hardware erhöhen

Wenn Hardware nach nur drei bis fünf Jahren Einsatz zu einer solch massiven Komponente der Umweltverschmutzung wird, müssen IT-Abteilungen umdenken. Das wird nicht einfach sein. Doch wer könnte es besser bewirken als der Einkauf? Aus ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten obliegt es dem Procurement, auf eine deutlich längere Nutzung von Hardware hinzuwirken!

Software-bedingte Obsoleszenz

Dazu muss man wissen, warum Computer & Co. eine so kurze Lebensdauer erfahren. „Software-bedingte Obsoleszenz“ heißt das Fachwort dafür. Einfach ausgedrückt: Software bestimmt die Nutzungsdauer von Hardware. Denn mit jedem größeren Upgrade erhöhen sich die Systemanforderungen: Mehr Arbeitsspeicher, mehr Prozessorleistung, mehr Festplattenplatz (bis zu 300 Prozent) zwingen Unternehmen in immer kürzeren Abständen zur Beschaffung immer neuerer und teurerer Hardware. Aber ist es wirklich nötig, voll funktionsfähige Computer, Notebooks, Tablets und Server inklusive der darin verbauten seltenen Erden, Schwermetalle und Plastikanteile zu verschrotten? Zu verantworten ist es nicht!

Der IT die richtigen Fragen stellen

Ein Umdenken ist im Grunde ganz einfach, wie das Beispiel der meistverbreiteten Software in Unternehmen zeigt: Nicht jede aktuelle Microsoft-Office-Version ist für jeden Mitarbeiter relevant. Kaum ein Büroangestellter benötigt zur Verrichtung seiner Arbeit die allerneuesten Funktionalitäten in Word, Excel oder PowerPoint. Damit kann man auf Jahre auf ein Software-Upgrade verzichten. Man kommt sogar ohne teure Cloud-Lösungen aus, und wäre mit gekaufter Software – zumal gebraucht gekauft – nicht nur optimal, sondern günstigst möglich ausgestattet.

IT-Argument Sicherheit

IT-Verantwortliche führen an dieser Stelle gern Sicherheitsaspekte an. Doch auch sie stellen keine Rechtfertigung für eine Software-bedingte Obsoleszenz dar. Um das Beispiel von Microsoft weiterzuführen: Der Hersteller stellt für die aktuellen Versionen Office 2019 und 2021 jeweils sieben Jahre lang alle notwendigen Sicherheits-Patches bereit. Für Server sogar bis zu zehn Jahre. Eine Zeitspanne, die die Nutzungsdauer von Hardware ohne Sicherheitsrisiken deutlich verlängert und die Ökobilanz eines Unternehmens positiv beeinflusst. Mit diesem Wissen fällt dem Einkauf die Verantwortung zu, IT-Anschaffungen genau zu hinterfragen. Wer im Unternehmen braucht wirklich das neueste Betriebssystem und damit einen neuen Rechner, ein neues Notebook etc.? Hier kann es sinnvoll sein, Expertenrat von außen zu holen. Der Microsoft Partner Vendosoft beispielsweise ist unter den Software-Anbietern ein Pionier für nachhaltige Lizenzoptimierung. Neben hohen CO2-Einsparungen decken die Berater oftmals Kosteneinsparungen im hohen zweistelligen Bereich auf. So kann bei der nachhaltigen IT-Beschaffung auch noch eine Menge Geld gespart werden.


6 Hacks für eine nachhaltige IT-Beschaffung

  • Unnötige Software-Upgrades vermeiden
  • Nutzungsdauer von Soft- und Hardware verlängern
  • Hard- und Software vorausschauend anschaffen
  • CO2-sparende Mini-PCs einsetzen
  • Rechenzentren nach Energieeffizienz/Klimaneutralität auswählen
  • Energieverbrauch im eigenen Unternehmen reduzieren und auf erneuerbare Energien umstellen

Bild: Angelika Mühleck

Angelika Mühleck

Die Fachjournalistin hat sich dem Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen verschrieben. Im Einkauf sieht sie einen effizienten Hebel, damit Unternehmens-IT ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger wird.

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