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Erfolgreiche Kalkulation im Werkzeugbau

Erfolgsfaktoren für die effektive Erstellung von Kalkulationen
Kostenkalkulation im Werkzeugbau

Eine erfolgreiche Kostenkalkulation stellt für Werkzeugbaubetriebe eine wichtige Grundvoraussetzung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit dar und ist bei Losgröße Eins eine der großen Herausforderungen des Werkzeugbaus. Wir liefern einen Einblick auf die andere Seite der Werkzeugbeschaffung.

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, MBA, Gerret Lukas, M.Sc., und Lea Niwar, M.Sc.

Die Kalkulation im Werkzeugbau setzt sich zusammen aus einem betriebsindividuellen Vorgehen, einer reproduzierbaren Systematik und einer intelligenten Informationsrückführung. Der Einsatz von bewährten Methoden zur Kalkulation und die Verwendung effizienter Hilfsmittel können den Kalkulationsprozess optimal unterstützen. Eine effiziente Kostenkalkulation im Werkzeugbau (Abb. 1) wird durch die Adressierung der Erfolgsfaktoren Exaktheit, Transparenz, Geschwindigkeit, Systematisierung und Automatisierung erreicht. Fast alle dieser Faktoren hängen direkt miteinander zusammen oder können durch einen anderen Faktor vergünstigt oder verbessert werden.

Insbesondere bei der Angebots- und Kalkulationserstellung von Werkzeugen und Dienstleistungen werden digitale Potenziale häufig nicht ausgeschöpft. Zusätzlich beinhalten die Aufgaben dabei einen großen Anteil repetitiver und manueller Tätigkeiten, welche in regelmäßigen Abständen mit einem geringen wertschöpfenden Anteil durchzuführen sind. Trotz der Repetition in der Kalkulationserstellung, weichen bei einer Vielzahl an Werkzeugen die Kennzahlen, wie zum Beispiel Kosten und Terminierung, bei der Werkzeugherstellung von den zuvor kalkulierten Zahlen ab. Der Grund dafür ist, dass die Kalkulation häufig auf der Grundlage von Erfahrungswissen und Ähnlichkeitsvergleichen erstellt wird. Neben einer im Vergleich längeren Bearbeitungszeit führen diese Ansätze zu einem merklich erhöhten Planungsrisiko. Viele Unternehmen kalkulieren gut, weil sie Wissensträger im Unternehmen beschäftigen, die diese Kalkulationen seit vielen Jahren durchführen und über einen großen Erfahrungsschatz verfügen. Die Branche Werkzeugbau ist jedoch erheblich vom Fachkräftemangel betroffen und steht vor dem Problem, dass dieses Wissen mit dem Renteneintritt der erfahrenen Wissensträger verloren geht. Ein zentraler Baustein zur Sicherung der zukünftigen Geschäftstätigkeiten ist also eine systematische und effiziente Kalkulation. Abbildung 2 zeigt den Angebots- und Kalkulationsprozess im Werkzeugbau vom Eingang der Anfrage bis hin zur Nachkalkulation.

Hohe Transparenz und ein effizientes Controlling

Erfolgreiche Werkzeugbaubetriebe verfolgen bei ihrer Kalkulation bereits heute systematische und ganzheitliche Ansätze zur Erstellung realistischer und zur Kompetenz des Unternehmens passender Angebote. Sie betrachten den gesamten Angebots- und Kalkulationsprozess und führen eine Nachkalkulation insbesondere zur Diskussion neuer Erkenntnisse und zur Zurückführung in die Kalkulation durch. Zudem werden sowohl interne als auch externe Fertigungskapazitäten berücksichtigt, auf Komponentenebene kalkuliert und mithilfe einer kontinuierlichen Kalkulation während des gesamten Auftragsabwicklungsprozesses verfolgt. Dadurch sind eine hohe Transparenz und ein effizientes Controlling sichergestellt. Gleichzeitig können starke Abweichungen frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen initiiert werden.

Zur Unterstützung der Werkzeugkalkulation existieren bereits verschiedene Softwarelösungen am Markt. Wie für alle Softwarelösungen, gilt es, die für das individuelle Unternehmen die geeignete Software als Unterstützung der Kalkulationssystematik zu finden. Erfolgreiche Werkzeugbaubetriebe nutzen dafür einen systematischen Vergleichs- und Bewertungsprozess mit eigens festgelegten Bewertungskriterien. Abbildung 3 zeigt einen beispielhaften Bewertungsprozess für gewünschte Zusatzfunktionen von zwei Softwarelösungen und deren Bewertungen. Anhand dieser Bewertungen lässt sich visualisieren welche Software mit welchen Zusatzfunktionen besticht und der Entscheidungsprozess für eine Softwarelösung unterstützen.

Erfolgreiche Werkzeugbaubetriebe nutzen, basierend auf dieser Entscheidungsfindung, die Unterstützung aktueller, individuell angepasster Kalkulationssoftware. Ziel ist es, den Prozess der Angebotserstellung präzise und effizient durchzuführen sowie reproduzierbar zu gestalten. Durch die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung der Produktion ergeben sich zudem neue Potenziale bei der Verwendung betriebsinterner Daten, die zur Optimierung der Kalkulationssystematik genutzt werden können. Eine Möglichkeit ist es, dieses Wissen zu digitalisieren und die vorhandenen Daten aus angebotenen und abgeschlossenen Projekte zurückführen und wiederzuverwenden.

Handlungsempfehlungen für die Kalkulation im Werkzeugbau

Es lassen sich also für die erfolgreiche Kalkulation im Werkzeugbau, übergreifend und verknüpfend zu den genannten Erfolgspositionen, drei zentrale Handlungsempfehlungen ableiten, um die bestehenden Potenziale in der Kalkulation für die gesamte Branche Werkzeugbau nutzbar zu machen:

  • Die Entwicklung einer durchgehenden Kalkulationssystematik, bestehend aus Angebotskalkulation, mitlaufender Kalkulation und Nachkalkulation.
  • Durchführung eines systematischen Vergleichs- und Bewertungsprozesses zur Auswahl einer geeigneten Kalkulationssoftware.
  • Nutzung von Softwarelösungen als Unterstützung der entwickelten Kalkulationssystematik.

Diese drei Handlungsempfehlungen für eine systematische und effiziente Kalkulation im Werkzeugbau lassen sich für Werkzeugbetriebe nutzen, um ihre bestehende Kalkulationssystematik zu optimieren und dadurch ein erfolgreicheres Agieren am Markt zu ermöglichen. Durch die zunehmende Globalisierung und den bereits erwähnten Fachkräftemangel müssen sich Werkzeugbaubetriebe immer mehr mit Wettbewerbern aus der gesamten Welt messen. Daher ist es wichtig, alle bestehenden Potenziale zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit bereits jetzt auszunutzen. Einen ausführlichen Einblick in das Thema „Erfolgreich Kalkulieren im Werkzeugbau“ gibt die gleichnamige Studie der WBA Werkzeugbau Akademie Aachen GmbH.

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