Firmen im Artikel
Vom klassischen Gabelstapler über Routenzüge und Lkws bis hin zu großen Deckenkranen – in der modernen Intralogistik kommt eine breite Palette verschiedener Transportfahrzeuge zum Einsatz. In jüngster Zeit haben auch fahrerlose Transportsysteme und mobile Roboter Einzug gehalten, die durch ihre autonome Navigation die Effizienz der Materialbewegung weiter steigern. Doch genau hier liegt die Herausforderung: Die einzelnen Fahrzeuge und Fahrzeuggruppen werden häufig isoliert betrachtet. Dies führt zu mangelnder Koordination und Transparenz, was ineffiziente Routen, längere Fahrzeiten und eine suboptimale Ressourcennutzung zur Folge hat.
Komplexe Planungsabhängigkeiten
Je mehr verschiedene Fahrzeuge an der Intralogistik beteiligt sind, desto größer und komplexer wird die Herausforderung, alles manuell zu steuern. Allein für zehn Transportaufträge sind rein mathematisch bereits mehr als 3,6 Millionen verschiedene Reihenfolgen der Ausführung denkbar. In der Praxis finden täglich jedoch oft hunderte innerbetriebliche Transporte pro Werk statt. Eine kleine Störung kann dabei zu einer Kettenreaktion führen. Eine manuelle Top-Down-Planung, die von Zeit zu Zeit angepasst wird, reicht bei der hohen Dynamik des Materialflusses nicht ohne weiteres aus.
Gefragt ist daher ein intelligenter Assistent, der den Disponenten bei der Bewältigung dieser Komplexität unterstützt. Hier hat sich ein modernes Transportleitsystem bewährt, das auf Optimierungsalgorithmen und künstlicher Intelligenz (KI) basiert und alle Faktoren im Blick behält. Durch die präzise mathematische Modellierung von Entscheidungsumgebungen erfasst die Software alle relevanten Konstanten und Variablen. Darauf aufbauend ist es die Aufgabe der Optimierungsalgorithmen, alle intralogistischen Prozesse in Echtzeit zu bewerten, eine optimierte Transportreihenfolge zu berechnen und die Aufträge dem jeweils am besten geeigneten Transportfahrzeug zuzuweisen. Dabei kommuniziert das System mit Fahrzeugtypen aller Art.
Alles im Zusammenspiel
Die Algorithmen gehen dabei nicht nach einem starren Plan vor, sondern optimieren diesen ständig. Je mehr Informationen und Daten dem System zur Verfügung stehen, desto besser kann es agieren. Komplexität ist für das Transportleitsystem in dieser Hinsicht ein echter Vorteil. Sobald eine Änderung oder Störung auftritt oder bereits abzeichnet, plant die Software auf Basis aller erfassten Aufträge und der tatsächlich verfügbaren Ressourcen in Sekundenschnelle um. Welcher Stapler, Lkw oder ein anderes Transportmittel welchen Auftrag ausführt, entscheidet die Software unter Berücksichtigung aller Parameter und Rahmenbedingungen selbstständig.
Auch autonome Fahrzeuge, die in jüngster Zeit die digitale Transformation in der Intralogistik maßgeblich prägen, können durch die Integration eines Transportleitsystems optimiert werden. In vielen Fällen sind die autonomen Flotten in klar abgegrenzten Bereichen und/oder Prozessschritten von der Flotte konventioneller Transportmittel und von Menschen isoliert. Die Steuerung der Systeme bleibt häufig (noch) getrennt. Entscheidungsintelligente Transportleitsysteme vernetzen die fahrerlosen Transportsysteme und manuell gesteuerte Flurförderzeuge und steuern sie aus einer Metaperspektive. Dies funktioniert mithilfe der VDA-5050-Schnittstelle, die eine Basis für die Vernetzung von FTS unterschiedlicher Hersteller schafft. Darüber hinaus kann der Flottenbetreiber jederzeit skalieren, indem er herstellerunabhängig neue Transportmittel in die Flotte aufnimmt.
Transportleitsysteme im beispielhaften Einsatz
Doch nicht nur Flurförderzeuge lassen sich mithilfe eines intelligenten Transportleitsystems steuern, das Spektrum reicht auch über Waggons und Züge bis hin zu kompletten Krananlagen. Ein Beispiel für den Einsatz eines solchen Systems findet sich etwa bei der Meyer Werft. Hier zeigt das Transportleitsystem seine Stärken, indem es alle Bauteile – von Großkomponenten bis hin zu kleinen Einzelteilen – so im Blick behält, dass diese effizient und just-in-time zum Schiff transportiert werden können. Das System bildet alle Transportressourcen in einer durchgängigen Kette ab und steuert sie, sodass die gesamte Materialanlieferung dargestellt wird.
Ein Transportleitsystem lohnt sich aber nicht nur für große Flotten, sondern es bewährt sich auch in kleinerem Maßstab, wie zum Beispiel bei Würth. Hier ist das System bereits mit einem einzelnen Rangierfahrzeug im Einsatz, das täglich rund 60 Wechselbrücken und 40.000 Pakete zur Abholung bereitstellt.
Es lässt sich aber auch hochskalieren, wie bei Audi, wo ein Transportleitsystem das gesamte Werk mit bis zu 100 verschiedenen Ressourcen und 10.000 Transportaufträgen pro Tag steuert. Das System ermöglicht nicht nur die Verfolgung der eigenen Fahrzeuge auf dem gesamten Werksgelände, sondern auch die Ortung der Fahrzeuge der involvierten Logistikdienstleister.
Das volle Potenzial in der Intralogistik ausschöpfen
Eine moderne und leistungsfähige Intralogistik kann Unternehmen somit einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen. Effizienzsteigerungen von 20 bis 40 Prozent durch den Einsatz moderner Steuerungssysteme sind möglich. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die kontinuierliche Verbesserung durch intelligente Transportleitsysteme, die die Vielzahl komplexer und dynamischer Faktoren berücksichtigen. Durch die zentrale Steuerung aller Transportressourcen und den Betrieb in einem zentralen System entfallen getrennte Betriebsbereiche für unterschiedliche Transportmittel. Die flexible Einbindung beliebiger Ressourcen und Dienstleister steigert die Effizienz zusätzlich.