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Flughafenlogistik: Kostenoptimierung durch Variantenmanagement

Flughafenlogistik: Kostenoptimierung durch Variantenmanagement
Fly high – pay low

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Dieser Slogan einer ehemaligen deutschen Fluggesellschaft, das Reisebudget sparsamer einzusetzen, gilt nicht nur für den Transport in der Luft. Auch der Betrieb der Fördertechnik im Flughafen lässt sich kostenseitig optimieren: Aktuell implementiert der Flughafen München im Terminal 1 das Variantenmanagement von SEW-Eurodrive. Es soll dabei helfen, die Zahl der eingesetzten Antriebsvarianten in den Förderanlagen zu optimieren und den Umfang des Ersatzteillagers zu reduzieren.

Der Flughafen München „Franz Josef Strauß“ wurde am 17. Mai 1992 eröffnet. Er ersetzte den früheren Flughafen München-Riem und liegt nordöstlich der Millionenstadt im Erdinger Moos. Hier arbeiten mittlerweile ca. 30.000 Menschen, einschließlich aller Dienstleister und Zulieferer. Terminal 1 ist der älteste Teil des MUC, wie die international übliche Abkürzung (IATA-Code) heißt. Hier verkehren Fluggesellschaften wie Condor und Eurowings, Air France und British Airways. Mit ca. 48 Millionen Passagieren (Stand 2019) zählte der Münchner Airport zu den zehn verkehrsreichsten Luftfahrt-Drehkreuzen in Europa. Entsprechend ist auch die Kapazität der Gepäckförderanlagen ausgelegt.

Förderanlage mit Geschichte

Anton Lechner ist seit fünf Jahren im Bereich „Flughafenspezifische Anlagen“, Servicebereich Technik tätig. Im Terminal 1 sorgt er für die ordnungsgemäße technische Funktion der Gepäckförderanlagen. Sie ermöglichen zwei wichtige Arbeitsprozesse: die Be- und die Entladung der Flugzeuge. Mit der Instandhaltung der Gepäckförderanlagen beauftragte der Bereich Technik einen externen Dienstleister. „Ich bin das Bindeglied zwischen den betrieblichen Belangen um die Gepäckförderanlage und der Instandhaltungsfirma“, beschreibt Lechner seine Aufgabe.

In einem Wartungsvertrag wurde vereinbart, dass nach 20.000 Stunden eine Generalinspektion des Förderers erfolgt. Sollte sich dabei herausstellen, dass einzelne Komponenten verschlissen sind, werden sie durch den Vollinstandhalter ausgetauscht. Immerhin laufen die Bänder täglich, aber sehr unterschiedlich lange – von selten bis zum Dauerbetrieb in den Peak-Zeiten. Daher haben die Lieferanten der Fördertechnik sämtlich Antriebe mit hinreichender Reserve ausgelegt. Insgesamt wurden im Terminal 1 für den Gepäcktransport über 2500 Elektromotoren in der Fördertechnik verbaut – mit mehr als 200 unterschiedlichen Motorentypen. „Im Laufe der Jahrzehnte hatten wir mehrere Lieferanten, verschiedene Hohlwellen, unterschiedliche Einbausituation“, so Lechner und fasst die Situation zusammen: „Diese Anlage kann eine Geschichte erzählen.“

Angesichts der großen Zahl und Varianz von Antrieben hatte der Servicebereich Technik den Wunsch, einen genauen Überblick zu bekommen, welche SEW-Produkte im Einsatz sind und in welcher Konfiguration diese geliefert wurden. Lechner erläutert: „Natürlich haben wir ein Lagermanagement, in dem die Motoren mit ihrer Nennleistung gelistet sind.“ Aber er wünschte detailliertere Informationen und Filtermöglichkeiten. Diese bietet das Variantenmanagement von SEW-Eurodrive.

„Ursprünglich setzten wir Getriebemotoren eines anderen Lieferanten ein. Ich bekam die Aufgabe, einen neuen Rahmenvertrag auszuschreiben, weil der Flughafen einen alternativen Antriebshersteller finden wollte. Eine Voraussetzung dabei war, dass sich die angebotenen Getriebemotoren mit mechanisch identischer Schnittstelle an die Förderer anbauen lassen“, berichtet Lechner. Mit SEW-Eurodrive wurde ein geeigneter Anbieter gefunden. Der Antriebsspezialist bot eine passende Lösung an und lieferte seine Getriebemotoren zunächst über den Maschinenbauer an den Flughafen.

Schrittweise Implementierung

„Ein Kontakt zu SEW-Eurodrive bestand schon länger, aber eher auf informeller Ebene“, berichtet der Servicespezialist. „Eine direkte Geschäftsverbindung gibt es seit etwa vier Jahren“, sagt Andreas Tischler. Er ist Vertriebsingenieur im Drive Technologie Center (DTC) Süd von SEW-Eurodrive in Kirchheim, nur eine halbe Autostunde südlich vom Flughafen gelegen. Er fährt fort: „Vor zwei Jahren haben wir das erste Mal über das Variantenmanagement gesprochen.“ Lechner war von Anfang an interessiert: „Unsere Hauptmotivation war zunächst, die vorhandenen Motoren zu erfassen.“ Das läuft neben dem täglichen Hauptgeschäft, dem Betrieb der Gepäckförderanlage.

Seit Sommer 2022 wird das Variantenmanagement im Terminal 1 schrittweise implementiert. Die Mitarbeiter des Servicebereichs Technik pflegen über die Seriennummern die Getriebemotoren ein. „Wir müssen sie jeweils separat anschauen, weil beispielsweise auch die Drehzahlen unterschiedlich sind. Dafür habe ich eine Liste zum strukturierten Erfassen der Antriebsdaten“, betont Lechner. Bei neuen Angeboten werden die Daten über das CRM-System von SEW-Eurodrive automatisch in das Variantenmanagement importiert. „Wir haben bei Null angefangen und gemeinsam über die Zeit viel geschafft“, berichtet Tischler. „Heute ist der Datenbestand weitgehend angelegt. Nur einige Unikate müssen noch händisch erfasst werden.“

Seine Arbeitsweise mit dem Variantenmanagement beschreibt Lechner folgendermaßen: „Wir suchen nach der Materialnummer im Variantenmanagement und finden dadurch einen passenden Antrieb.“ Tischler ergänzt: „Auch bei Produkten anderer Hersteller, die der Kunde ersetzen möchte, geht er ins Variantenmanagement und prüft auf Basis von technischen Merkmalen wie Einbaulage, Drehzahl und Leistung, ob schon ein passendes SEW-Produkt vorhanden ist. Dann sendet er uns über das Variantenmanagement eine Angebotsanfrage mit der Materialnummer. Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Variantenmanagement kauft der Flughafen München bei uns die passenden Antriebe.“

Mehrfacher Nutzen

Wenige Monate nach der Einführung des Variantenmanagements im Terminal 1 beschreibt Lechner den Nutzen: „Der Überblick über die Varianten verbessert sich kontinuierlich. Das ist ein fortlaufender Prozess, der noch etwas dauern wird, bis er Früchte trägt. Da bin ich sehr zuversichtlich.“ Auch der Vollinstandhalter hat ein allgemeines Interesse am Variantenmanagement signalisiert. Lechner ist optimistisch: „Der Dienstleister muss die Verfügbarkeit der gesamten Fördertechnik garantieren und deshalb Veränderungen sorgfältig planen. Aber er begrüßt die gewonnene Transparenz und geht diesen Weg mit.“

Der nächste Schritt wird die Reduzierung der vorhandenen Antriebsvarianten in der Fördertechnik sein. Das ist ein längerer Prozess, bei dem unterschiedliche Motorvarianten und -daten zu berücksichtigen sind. In der Folge kann das Ersatzteillager verkleinert werden. Bei künftigen Neuplanungen wird es auch möglich sein, sinnvolle Vorgaben über die einzusetzenden Antriebsvarianten zu machen.


Bild: SEW

Gunthart Mau

Referent Fachpresse, SEW-Eurodrive, Bruchsal


Das Variantenmanagement

… von SEW-Eurodrive soll Kunden bei der Auswahl passender SEW-Produkte unterstützen und gleichzeitig die Produktvarianz im Unternehmen reduzieren. Bereits angefragte und bestellte Produkte können in die Datenbank geladen werden. Filter- und Vergleichsfunktionen vereinfachen die Auswahl bereits verwendeter Produkte. So reduziert man die Varianten schon im Auswahlprozess. Bei der Suche nach einem Antrieb können die Kunden auf technische Produktmerkmale wie Motorleistung, Drehzahl oder Drehmoment zurückgreifen.

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