Startseite » Karriere »

Aus vergangenen Katastrophen lernen

Krisenbewältigungskompetenz entwickeln
Aus vergangenen Katastrophen lernen

Aus vergangenen Katastrophen lernen
Verabschieden Sie sich von der Fixierung auf die jeweilig aktuelle Krise. Entscheidend sind die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen und Ihre Aufgaben im Profi-Einkauf. Bild: thinMan/stock.adobe.com
In jeder Krise liegt eine Chance. Nicht nur in den gegenwärtigen, sondern vor allem auch in den vergangenen. Profi-Einkäufer prüfen, was sich aus bisherigen Notlagen lernen und für die aktuelle und zukünftige Krisenbekämpfung nutzen lässt.

In den früheren Krisen, katastrophenbedingten Notlagen und Herausforderungen sind die Lösungsmuster von morgen verborgen. Dabei geht es nicht um Vorhersagen – dass es einen Krieg in Europa geben würde, der unter anderem die Energie-, Logistik- und Personalkosten hochschießen lässt, hat so wohl niemand im Procurement ahnen können. Was jedoch möglich ist: Vergangene Krisen mit ähnlichen Auswirkungen zu analysieren, Muster zu erkennen und Cluster aus Herausforderungen und Lösungen zu bilden, die helfen, ähnliche aktuelle Situationen zu bewältigen.

Weg von den Gründen, hin zu den Auswirkungen

Voraussetzung ist: Verabschieden Sie sich von der Fixierung auf die jeweilig aktuelle Krise. Denn ob Lieferketten gerissen oder die Preise in die Höhe geschossen sind, weil es eine Pandemie, eine Wetterkatastrophe, politische Verwerfungen oder Boykotts und neue Zollschranken oder einfach nur kräftige Saisonschwankungen gegeben hat, ist letztendlich gleichgültig. Entscheidend sind die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen und Ihre Aufgaben im Profi-Einkauf.

Krisenbewältigungskompetenz auf- und ausbauen

Natürlich ist jede Krise in Details einmalig und hat gewisse Alleinstellungsmerkmale. Allerdings sollten Sie prüfen, ob die Struktur einer aktuell aufkommenden Krise wirklich etwas vollkommen Neuartiges darstellt. Bezüglich der Auswirkungen, die zum Beispiel die Energiekrise für die Wirtschaft, Ihr Unternehmen, Sie und Ihre Arbeit hatte, gibt es gewiss Parallelen zu anderen Extrem-Ereignissen. Sie haben zu ähnlichen Verwerfungen geführt und gleichfalls großen Einfluss auf Nachfrage, Angebot, Produktverfügbarkeiten und -preise und Lieferketten gehabt. Es gilt, die Parallelen festzustellen und Muster zu identifizieren – die dann vielleicht so neuartig gar nicht sind.

Die jeweils akute Krise trägt zwar in den Medien immer einen neuen Namen; jedoch sind die Auswirkungen und die Problemlösungen, die gefunden werden, zumindest vergleichbar. Darauf basiert meine „Cluster-Methode“, die drei Schritte umfasst:

1. Die kategorisierende Zusammenfassung: Da gab es etwa die Krise durch massive Wetterereignisse, die den Verkehr auf Straße, Schiene und in der Luft lahmgelegt haben. Später gab es einen Streik, durch den die Warenzufuhr lahmgelegt wurde. Und dann war da noch ein Jahrhunderthochwasser, durch das ein existenziell wichtiges Lager von der Umwelt abgeschnitten wurde. All das wirkt sich nachteilig auf die Transportwege aus. Das Muster, das diesen Einzelkrisen zugrunde liegt, ist die Konsequenz, dass die Logistik behindert und eingeschränkt wurde. Das also ist Ihr erstes Cluster!

2. Nun besteht Ihre Aufgabe darin, in den vergangenen Krisen so viele Cluster wie möglich zu identifizieren: Neben der „Störung der Logistik“ könnten das sein: „Manpower: Es fehlen Mitarbeiter für eine bestimmte Tätigkeit oder mit einem bestimmten Know-how“, „Produktionsstätten werden geologisch abgeschnitten“ und „Rohstoffe sind nicht in ausreichender Menge vor Ort vorhanden“.

3. Im dritten Schritt entwickeln Sie eine Toolbox idealtypischer Problemlösungen. Das können Lösungen sein, die tatsächlich früher einmal zum Einsatz gekommen sind, aber auch neue Strategien. Mit diesen Problemlösungen lassen sich erhebliche Anteile aktueller Krisen bewältigen oder in ihren Folgen abmildern: Das ist Ihr Werkzeugkasten der Krisenbewältigungskompetenz.

Profilieren Sie sich als Bessermacher

Wenn Sie die „Cluster-Methode“ anwenden, erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, in einer akuten Krise souverän zu agieren, statt hektisch Feuerwehreinsätze zu fahren. Zudem überzeugen Sie Ihre Führungskräfte und die Geschäftsführung von Ihrer Kompetenz. Stellen Sie dazu Ihre Vorschläge zur Diskussion – damit beweisen Sie Verantwortungsbewusstsein, belegen Ihre Fähigkeit, vorausschauend zu denken, und verbessern Ihre Reputation als Problemlöser, insbesondere wenn es Ihnen gelingt, visionäre Lösungen zu kreieren. Denn in der Lösungsfindungsphase muss und darf groß gedacht werden. In jeder Krise liegt eine Chance – auch die für Ihre Profilierung als Bessermacher.


Lieferkette gerissen. Alles besch*ssen?! Wie Einkaufsprofis im Unternehmen die Versorgung mit Gütern und Leistungen in Krisenzeiten sicherstellen und auf Augenhöhe mit dem Vertrieb verhandeln.

www.altmannsberger-verhandlungstraining.de


Krisenbewältigungskompetenz

Empfehlung 1: Nutzen Sie Tipps zur Krisenbewältigung, indem Sie sie so transformieren, dass sie in Ihre Firmenwelt und aktuellen Herausforderung passen.

Empfehlung 2: Fokussieren Sie sich auf die konkreten Auswirkungen der Krise – die Gründe für jene sind zweitrangig.

Empfehlung 3: Clustern Sie die Auswirkungen (etwa „Störung der Logistik“) und setzen Sie zur Krisenbewältigung neben neuen Ideen auch die Lösungen ein, die sich in der Vergangenheit bereits bewährt haben

Empfehlung 4: Entwickeln Sie eine Toolbox idealtypischer Problemlösungen, die Sie für die aktuelle Krise nutzen und für zukünftige Krisenbewältigung – eventuell modifiziert – einsetzen.


Bild: Annemone Taake

Urs Altmannsberger

Experte für Verhandlungsführung

Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 5
Ausgabe
5.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de