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Drei mobile Roboter von MiR regeln den Materialtransport

Automatisierung im Bereich der Metalloberflächenveredelung
Drei mobile Roboter regeln den Materialtransport

Seit vier Generationen ist die Cours GmbH & Co. KG in der galvanischen Oberflächenveredelung tätig. Die Automatisierung der internen Logistikprozesse markiert einen bedeutenden Schritt für das Unternehmen, das den Generationenwechsel als idealen Zeitpunkt für die Modernisierung seiner Abläufe erkannt hat.

Das in Nordrhein-Westfalen ansässige Unternehmen hat sich auf die Galvanisierung von Oberflächen in Kupfer, Nickel und Chrom spezialisiert. Am Standort Velbert sind rund 40 Mitarbeiter beschäftigt, die sich der Veredelung von Bauteilen widmen. Der Kundenstamm des Unternehmens umfasst Firmen aus diversen Branchen, darunter Schloss und Beschlag, Automobilindustrie, Elektrotechnik, Unterhaltungselektronik sowie Medizintechnik.

Die Herausforderung in der Oberflächenveredelungsbranche liegt darin, dass viele Arbeitsschritte stark von menschlicher Arbeitskraft abhängig sind. Dies trifft beispielsweise auf die Präparation der Oberflächen sowie auf die Bestückung von Warenträgern zu. In diesem Kontext entschied sich Cours dazu, autonome mobile Roboter (AMR) von Mobile Industrial Robots (MiR) für den Materialtransport einzusetzen. Die AMR können selbstständig in hochfrequentierten und engen Produktionsumgebungen navigieren. Die Auswahl fiel auf die Modelle MiR600 und MiR1350, die mithilfe ihrer Sicherheitsfunktionen – darunter Sensoren, Laser-Scanner und Kameras – Hindernisse zuverlässig erkennen und ihnen ausweichen können.

Der Einsatz von AMR bei Cours erfolgte nicht nur aus dem Bedürfnis, Mitarbeiter von körperlich anstrengenden Tätigkeiten zu entlasten, sondern auch im Hinblick auf Prozessoptimierung und Qualitätssicherung. Die Roboter erledigen täglich etwa 300 Missionen und legen dabei durchschnittlich 250 Kilometer pro Monat zurück. Je nach Modell können sie Lasten von 200 bis 1100 Kilogramm befördern.

Anspruchsvolles Umfeld für den AMR-Einsatz

Ein entscheidender Faktor bei der Auswahl war die Schutzklasse IP52, besonders wichtig in den häufig staubigen Produktionsumgebungen des Oberflächenveredlers. Die Mitarbeiter wurden früh in den Implementierungsprozess einbezogen, was anfängliche Vorurteile und Berührungsängste gegenüber den Robotern schnell abbauen konnte. Die zentrale Steuerung über die Cours-Galvanoanlage und die MiR Fleet Software soll eine präzise Einsatzplanung ermöglichen, wodurch die Roboter immer genau dort sind, wo sie benötigt werden.

Die Partnerschaft mit MR Mobile Robots, dem Integrationspartner von MiR, war entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung. Trotz Herausforderungen wie Engstellen und diffuse Lichtverhältnisse können die AMR den Anforderungen von Cours gerecht werden. Der Integrationsprozess stellte eine gewisse Komplexität dar, bot jedoch gleichzeitig den Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Arbeitsbereiche zu diversifizieren. Die erweiterten Fähigkeiten der Mitarbeiter umfassen unter anderem die Fehlerbehebung und Bedienung der Roboter sowie weitere wertschöpfendere und anspruchsvollere Tätigkeiten. Durch die Mensch-Roboter-Kollaboration können die Mitarbeiter von den Vorteilen der Robotik profitieren, wie zum Beispiel der physischen und kognitiven Unterstützung sowie der Optimierung der Prozesse. Gleichzeitig können sie ihre Kreativität, Flexibilität und Lernbereitschaft einbringen, um sich an die veränderten Arbeitsbedingungen anzupassen. Die Mitarbeiter erwerben somit neue Kompetenzen in der Robotik, die ihnen auch in anderen Bereichen der digitalen Transformation zugutekommen können.

Interoperabilität der mobilen Roboter

Der Einsatz mobiler Roboter bringt für Cours zahlreiche Vorzüge mit sich. Die Flexibilität der AMR ermöglicht dem Hersteller zufolge eine einfache Integration ohne strukturelle Anpassungen, was den Einsatz in verschiedenen Produktionslayouts erlaubt. Es sei nicht notwendig, Navigationshilfen wie Induktionsschleifen zu installieren oder übermäßige Modifikationen an der bestehenden Förderinfrastruktur vorzunehmen. Die fortschrittlichen Sicherheitsfunktionen der Roboter gewährleisten nicht nur den reibungslosen Betrieb, sondern fördern zusätzlich ein hohes Sicherheitsniveau, in dem sie das Risiko von Beschädigungen oder Unfällen in der Produktionsumgebung reduzieren.

Die Interoperabilität der AMR-Systeme spielt eine entscheidende Rolle in der Gesamtstrategie von Cours. Die Einbindung in bereits vorhandene Softwarelandschaften erfolgt laut MiR nahtlos und ermöglicht eine effiziente Steuerung der Roboter. Darüber hinaus sollen Synergien mit anderen automatisierten Prozessen im Unternehmen geschaffen werden. Die AMR können demnach problemlos mit anderen Maschinen und Systemen kommunizieren.

Ein Beispiel für die nahtlose Integration ist die Beladung der Galvano-Anlage. Die AMR kommunizieren mit dieser spezifischen Anlage, um Abläufe wie die Abholung des MiR-Aufsatzes nach Freigabe des Roboters oder andere Handlungen zu koordinieren. Die REST (Representational State Transfer) API ermöglicht die Steuerung sämtlicher Aspekte, die mit den Robotern in Verbindung stehen. Des Weiteren übernimmt sie die Kontrolle über die Produktion des gesamten Gestellautomaten. Die Anlagensteuerung spielt somit eine Schlüsselrolle in der Automatisierung und Optimierung der Produktionsprozesse. Ein weiterer Nutzen der AMR-Technologie ist die Datenlage, die durch die Integration in bestehende Systeme, wie beispielsweise das Microsoft Dynamics Navision, entsteht. Die Einbindung in die betrieblichen Abläufe soll einen reibungslosen Datenaustausch zwischen AMR und ERP-System ermöglichen.

Investment in die Zukunft

Mehr als ein Jahr nach der Einführung der AMR kann Cours eigenen Angaben zufolge eine Steigerung der Effizienz um rund 11 Prozent verzeichnen. Zu den weiteren sichtbaren Erfolgen zählen die Entlastung der Mitarbeiter und die verbesserte Qualitätssicherung. Letzteres zeigt sich beispielsweise in der sorgfältigen und akkuraten Beförderung von Kundenkomponenten. Dies führt zu einer signifikanten Reduktion von Komponentenverlusten über die gesamte Produktionskette hinweg. Außerdem lassen sich Aufträge und Bauteile präzise zuordnen, da durch die AMR Teile systematisch an exakt definierten Orten abgelegt werden. Diese Maßnahme trägt zur Steigerung der Rückverfolgbarkeit bei und optimiert das Management der Bauteile. Darüber hinaus sorgen die automatisierten Transportvorgänge für eine strukturierte und aufgeräumte Arbeitsumgebung. Dieser Zustand besitzt nicht nur einen ästhetischen Zusatznutzen, sondern er fördert ebenso die generelle Effizienz sowie die Arbeitssicherheit. (ys)

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