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Robotik in KMU: Zu teuer und zu komplex?

Automatisierungslösungen in KMU
Roboter übernehmen das Ruder – zu teuer und zu komplex?

Roboter übernehmen das Ruder – zu teuer und zu komplex?
Mladen Milicevic ist Geschäftsführer von Unchained Robotics. Bild: Unchained Robotics

Tätigkeiten in der Lagerlogistik oder Metallbearbeitung können nicht nur monoton und körperlich anstrengend sein, sondern sind vor allem schwer mit Fachkräften zu besetzen. Was für Menschen ermüdende Arbeit ist, können Roboter rund um die Uhr erledigen. Doch warum zögern Unternehmen trotz des Fachkräftemangels noch immer beim Einsatz?

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft gibt es allein in der Metallbearbeitung eine Fachkräftelücke von rund 19.722 Stellen. In der Intralogistik zeigt eine Umfrage der Deutschen Verkehrszeitung, dass der Fachkräftemangel in den Lagern zwar leicht rückläufig ist, aber dennoch signifikant hoch bleibt.

Automatisierung kann hier eine Lösung bieten. Mladen Milicevic, Geschäftsführer des Unternehmens Unchained Robotics: „Automatisierung wird noch immer als zu teuer und zu komplex in der Bedienung wahrgenommen. Lange Zeit traf auch beides zu. Inzwischen ist die Technik jedoch so weit, dass diese Hürde überwunden werden kann.“

Automatisierung darf keine Raketenwissenschaft sein

Das Paderborner Unternehmen bietet seit 2019 modulare, schlüsselfertige Lösungen für gängige industrielle Aufgaben wie Palettieren, Maschinenbeschickung, Schleifen und mehr.

„Damit die Unternehmen Zeit und Geld sparen, laufen unsere Produkte auf einem firmeneigenen Automatisierungsbetriebssystem. Dieses haben wir von Grund auf so konzipiert, dass die Bedienung auch für Laien möglich ist“, erklärt Milicevic. So sollen Fabrikarbeiter selbständig und ohne aufwendige Schulungen Änderungen und Anpassungen an Produktionsprozesse vornehmen können. Die Installation der Systeme ist dem Anbieter zufolge innerhalb weniger Stunden möglich.

Viel Überzeugungsarbeit für transparente Preise

Unchained Robotics bietet sowohl Komplettlösungen als auch einen Marktplatz mit einzelnen Roboterkomponenten an. Milicevic: „Wir möchten Unternehmen, die nach Automatisierungslösungen suchen, genau das bieten, was sie brauchen: sei es eine Komplettlösung, einzelne Roboter oder spezielle Teile. Dabei sind wir völlig markenneutral.“

Wichtig ist hierbei auch das Thema Preistransparenz. „Als wir anfingen, unsere Partner aufzufordern, ihre UVP, also die unverbindliche Preisempfehlung, offen auf unserer Website zu veröffentlichen, mussten wir viele erst überzeugen“, sagt Milicevic.

Fünf Jahre später ist ein transparenteres Modell laut Milicevic allmählich zur Norm geworden. „Dies ist ein wichtiger Beitrag dazu, dass die Robotik nicht mehr als Raketenwissenschaft erscheint, sondern als etwas, das jedes kleine und mittlere Unternehmen nutzen kann, um die großen Probleme unserer Zeit zu lösen: den Mangel an Arbeitskräften.“

Anwender und Anbieter von Robotern zusammenbringen

Von der Lagerhalle bis zum Chemielabor

Die Lösungen des Unternehmens kommen bereits in verschiedenen Industriezweigen zum Einsatz – vor allem aber da, wo der Fachkräftemangel zu spüren ist. In der Intralogistik beispielsweise übernehmen Roboter das Be- und Entladen, Sortieren und Transportieren von Waren. In der Metallbearbeitung werden präzise Bearbeitungsprozesse und Montagearbeiten von Metallstücken automatisiert.

„Zu unseren Kunden zählt einer der größten Chemiehersteller weltweit. Für ihn haben wir eine Komponente geliefert, mit der kleine Mengen von Lösungsmitteln automatisch dosiert werden können. Bisher musste das von ausgebildeten Chemietechnikern manuell durchgeführt werden“, erklärt Milicevic. Neben der Weiterentwicklung bestehender Produkte planen Milicevic und sein Unternehmen auch den Einstieg in neue Bereiche wie die Oberflächenbearbeitung und Dosieranlagen für die Verarbeitung von Klebstoffen und anderen Flüssigkeiten.

Expansion in die USA

Im vergangenen Jahr erhielt Unchained Robotics ein Investment von 5,5 Millionen Euro von Future Industry Ventures, Teklas Ventures, vent.io sowie von bestehenden Investoren und branchenbekannten Business Angels. Mit dem Investment will das Unternehmen seinen Vertrieb und Service weltweit ausbauen.

Angefangen hat der Roboterhersteller bereits mit der Expansion in die USA. In Zukunft plant das Unternehmen, neue technologischen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz zu integrieren. Hierbei erweise sich Paderborn weiterhin als idealer Unternehmenssitz. „Die Region Ostwestfalen ist ein bedeutender Standort für die Automatisierungsindustrie, mit vielen Hidden Champions. Die Nähe zur Universität Paderborn ermöglicht es uns, qualifizierte Mitarbeitende direkt aus der Hochschule zu rekrutieren. In der Tat kamen alle ersten Mitarbeiter direkt von der UPB“, so Milicevic.

Ein langfristiges Ziel ist es, Automatisierungslösungen zu entwickeln, die in der Lage sind, selbstständig neue Programme zu erstellen, basierend auf einfachen Anweisungen des Nutzers. „Das wäre für uns und auch für viele Hersteller ein Traum“, sagt Milicevic. (ys)

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