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Ausblick der World Steel Association

Stahlpreisentwicklung aktuell – eine Analyse
Ausblick der World Steel Association

Die World Steel Association hat Ende April ihren kurzfristigen Ausblick auf die Entwicklung des weltweiten Stahlverbrauches in den Jahren 2015/2016 veröffentlicht. Demnach wird nach zuletzt Null Prozent in 2014 für das gesamte Jahr 2015 ein Wachstum des Stahlbedarfs weltweit von 0,5 Prozent sowie 2016 von 1,4 Prozent erwartet.

Ursache für das weiter sehr zurückhaltende Wachstum ist in erste Linie der relativ reduzierte chinesische Stahlbedarf. In 2014 ging der dortige Stahlbedarf – im Wesentlichen aufgrund staatlicher Maßnahmen im Immobiliensektor – um 0,5 % zurück. Auch für 2015 und 2016 wird mit einem vergleichbaren Rückgang gerechnet. Zwar darf bezüglich staatlicher Maßnahmen in China durchaus immer mit Überraschungen gerechnet werden, momentan ist aber zunächst einmal keine wesentliche Änderung abzusehen.

Dieser inländische Bedarfsrückgang führt zwar zu großen Problemen der chinesischen Produzenten. So lange allerdings die Kapazitäten weiter in Betrieb sind – bzw. durch Subventionen künstlich am Leben gehalten werden – ergeben sich auch steigende Exporte. Damit erhöht sich das Stahlangebot z. B. auch in Europa, wodurch wiederum die Preise hierzulande auf niedrigem Niveau bleiben oder sogar weiter sinken könnten. Der Export von Stahlprodukten aus China ist im ersten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahr bereits signifikant, nämlich um stolze 41 % auf insgesamt 25,8 Mio. Tonnen gestiegen.
Europäische Produzenten antworten darauf teilweise bereits mit der Forderung nach Antidumping-Zöllen. Hintergrund hierfür sind staatliche Subventionen in China im Bereich der Energiekosten sowie Steuerrabatte. Ein offizielles Verfahren wurde bereits eingeleitet, ist aber noch nicht abgeschlossen (Stand 5.5.2015).
Investitionsträgheit bremst. Ein weiterer Grund für das langsame Wachstum der Stahlbedarfe liegt laut der World Steel Association in der immer noch gebremsten allgemeinen Investitionstätigkeit. Viele Regionen haben sich seit der Krise 2008 noch nicht nachhaltig erholt und kämpfen weiterhin mit erheblichen Problemen. Allerdings wird hier überwiegend davon ausgegangen, dass sich die Risiken eines erneuten Einbruchs – z. B. in den südeuropäischen Ländern – mittlerweile deutlich verringert haben.
Positive Entwicklungen der jeweiligen Stahlmärkte werden hingegen für Indien und einige MENA- und ASEAN- Länder vorhergesagt. In Summe ergibt sich somit global das von der World Steel Association prognostizierte Wachstum. Die positive Entwicklung in diversen Regionen kann die rückläufige Nachfrage in China allerdings nur begrenzt kompensieren. Mögliche Risiken eines eventuell noch geringeren Wachstums als prognostiziert werden neben der o.g. Entwicklung in Europa auch in einer noch stärker als erwartet rückläufigen chinesischen Nachfrage, geopolitischer Instabilität sowie den sehr volatilen internationalen Kapitalmärkten gesehen. Diese Themen gilt es zu beobachten, um ggf. rechtzeitig reagieren bzw. agieren zu können.
In Deutschland ist die Stahlproduktion im ersten Quartal 2015 sogar rückläufig. Es wurden 2 % weniger Stahl erschmolzen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Als wichtigste Ursache hierfür werden die unsicheren Wirt schaftsaussichten genannt. Aus Einkäufersicht bedeutet diese Prognose, dass mittelfristig weiterhin nicht mit einer generellen Erhöhung der Stahlpreise zu rechnen ist. Solange sich die Verhältnisse auf Angebots- und Nachfrageseite nicht deutlicher verändern, gibt es keinen Grund für steigende Preise. Gerade in den Qualitäten, die aus China zu bekommen sind, werden wir uns vermutlich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau bewegen, jedenfalls solange die gewünschten Einfuhrbeschränkungen nicht realisiert sind.
Quellen:
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