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Legartis: Vertragsprüfung einfach gemacht mit KI

Legal-Tech Start-up
Vertragsprüfung einfach gemacht mit KI

Firmen im Artikel
Das Schweizer Start-up Legartis hilft Unternehmen, Vertragsprüfungen einfach und sicher in Microsoft Word durchzuführen. Dazu nutzt die Software eine KI-gestützte Textanalyse, für deren Bedienung keine juristische Ausbildung nötig ist.

Verträge prüfen ist langwierig und oft repetitiv. Das Start-up Legartis bietet deshalb eine Software an, mit der diese Arbeit KI-gestützt erleichtert wird. David Alain Bloch, Gründer von Legartis, ist nach seinem Studium in der Schweiz und in Spanien ausgebildeter Jurist/Rechtsanwalt. 2016 begann er sich für Legal-Tech zu interessieren, also für Technologie im Rechtsbereich. Daraufhin schloss er sich mit Marc von Samson-Himmelstjerna zusammen, der zuvor die Rechtsabteilung von Ebay und Groupon aufgebaut und geführt hat für das internationale Business in Europa und Asien.

Die Software von Legartis ist aus Modulen aufgebaut, die für unterschiedliche Vertragsarten gelten und auch einzeln erworben werden können. Das erste Modul ist für Geheimhaltungsvereinbarungen, auch NDAs genannt, konzipiert. Das zweite Modul wurde für die Auftragsverarbeitungsvereinbarung entwickelt. Dieser Vertrag ist nach DSGVO nötig, um personenbezogene Daten zu verarbeiten. Das dritte Modul kam dieses Jahr auf den Markt; dabei handelt es sich um eine von der Vertragsart unabhängige Prüfung für verschiedene Themenbereiche.

Richtlinien und Standardformulieren festlegen

Doch wie funktioniert die Software im Detail? Der Vertragstext wird konkret mit den eigenen Unternehmensrichtlinien abgeglichen, die in der Software anfangs hinterlegt werden. Die Rechtsabteilung kann in der Web-Applikation der Legartis-Software eigene rechtliche Richtlinien bestimmen und Standardformulierungen festlegen. Ein Beispiel ist das anwendbare Recht und der Gerichtstand, also die Frage, wo im Streitfall vor Gericht gegangen wird und nach welchem Recht verhandelt werden soll. Ein Unternehmen kann in den rechtlichen Richtlinien, die bei Legartis als Grundlage für die Vertragsprüfung hinterlegt sind, definieren, dass beide Klauseln zwingend im Vertrag stehen müssen, also nicht fehlen dürfen. Im zweiten Schritt können die Richtlinien genau festhalten, welcher Ort für den Gerichtsstand und das anwendbare Recht gültig sind, etwa Deutschland oder jedes EU-Land. Sollte im Vertrag ein anderer Ort oder ein anderes Recht angegeben sein, muss die Rechtsabteilung eingeschaltet werden. So kann jede einzelne Klausel einfach bestimmt werden.

Bloch sagt: „In Kontinentaleuropa haben einige Unternehmen schon Unternehmensrichtlinien für die Vertragsprüfung. In diesem Fall können sie diese einfach in unser System überführen.“ Legartis bietet aber auch an, auf Basis bestehender Verträge die Unternehmensrichtlinien auszuarbeiten, falls diese noch nicht existieren. Bloch ergänzt: „In Zusammenarbeit mit führenden Kanzleien bieten wir in Kürze an, Unternehmen bei der Ausarbeitung dieser Richtlinien zu unterstützen.“ Die Lösung bietet zusätzlich die Möglichkeit, verschiedene Richtlinien zu definieren, die etwa in unterschiedlichen Märkten zur Anwendung kommen sollen. Im Moment stehen für Verträge die Sprachen Englisch und Deutsch zur Verfügung, weitere Sprachen sind in Planung.

„Mini-Browser“ in Microsoft Office

Die Anwendung ist denkbar einfach: Legartis ist ein Word-Add-In, also ein „Mini-Browser“ in Microsoft Office Word. Die AnwenderInnen können also in gewohnter Umgebung arbeiten und müssen sich nicht in eine Software einlernen. Der Vertrag ist in wenigen Sekunden geprüft. Nun erhält die AnwenderIn eine Checkliste, die aufzeigt, welche Passagen im Vertrag geändert, ergänzt oder gestrichen werden sollen. Der Vorteil laut Bloch: „Die Vertragsprüfung kann autonom von einer juristischen Fachperson, Kanzlei oder Rechtsabteilung erfolgen.“ So können Einkaufsabteilungen erste Vertragsverhandlungen selbstständig durchführen. Erst, wenn Textabschnitte im Vertrag zu risikobehaftet sind, muss die Rechtsabteilung eingreifen; auch das wird in der Software kenntlich gemacht.

Swiss FinTech Award 2020

Die Idee der Schweizer kommt gut an: Legartis hat zwei Mal hintereinander den Start-up Award des Procurement Summits gewonnen, wurde von Forbes unter die 20 besten KI-Start-ups im deutschsprachigen Raum gewählt und kann den Swiss FinTech Award 2020 sein eigen nennen.

„Wir sind zwar noch ein Start-up, befinden uns aber im Übergang zum Scale-up, also beschäftigen uns gerade sehr mit unserem weiteren Wachstum“, erklärt Bloch. Im Moment hat das Start-up eine Kundenzahl im zweistelligen Bereich. Die Lösung wird als jährliches Abonnement angeboten; der Preis ist abhängig von der Anzahl der Nutzer, der geprüften Verträge und davon, welche Module genutzt werden.

www.legartis.ai/de

Die Autorin: Sanja Döttling, Redakteurin Beschaffung aktuell

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