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Chinas Null-Covid-Strategie belastet erneut globale Lieferketten

Internationale Supply Chains im Stress
Chinas Null-Covid-Strategie belastet erneut globale Lieferketten

Chinas Null-Covid-Strategie belastet erneut globale Lieferketten
China erlebt derzeit die größte Viruswelle seit zwei Jahren. Etliche Fabriken im Land wurden geschlossen. Bild: Peter/stockadobe.com

Nach zwei Jahren verhältnismäßiger Ruhe ist das Corona-Virus nun auch wieder in China angekommen – diesmal in Form der Omikron-Variante. Trotz der „Zero-Covid-Strategie“ nehmen die Fallzahlen deutlich zu. Chinas Regierung reagiert wie bisher mit strikten „Lockdowns“ ganzer Städte. Epizentrum des Ausbruchs: die Provinz Jilin im Nordosten, genauso wie die Metropole Shenzhen mit 17,5 Millionen Einwohnern und dem Hafen, der für 10 Prozent des chinesischen Containerwarenverkehrs verantwortlich ist. Das dürfte massive Auswirkung auf die Wirtschaft Chinas und anderer Länder haben.

Wieder Staus vor den großen Häfen Chinas

Wieder mehren sich die Meldungen von wachsenden Staus von Containerschiffen vor großen chinesischen Handelshäfen. Die wichtigsten Häfen seien zwar geöffnet und würden auch Ladungen löschen, sagten Schiffseigner, Analysten und Lieferkettenmanager der Nachrichtenagentur Reuters. Aber die Schlangen würden immer länger, weshalb einige Containerschiffe bereits ihre Routen änderten, um die erwarteten Verzögerungen zu vermeiden. Höhere Transportkosten dürften die Folge sein, meint das Handelsblatt.

Auch für eine ganze Reihe anderer Städte – darunter Shanghai – gelten Teil-Beschränkungen. Auch die chinesische Produktion leidet unter diesen Maßnahmen. Zum Beispiel hat Volkswagen hat Produktionsstopps in drei Werken in der nordostchinesischen Metropole Changchun verhängt.

Internationale Lieferketten leiden

Noch vor wenigen Wochen war die Rede von einer „flexiblen Zero-Covid-Strategie“, die hoffen ließ, die Pandemie sei fast überwunden und die Gefahr für die internationalen Lieferketten gebannt. Diese Hoffnung ist nun erst einmal passé. Es steht zu befürchten, dass die internationalen Lieferketten erneut in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn China die Lockdown-Maßnahmen über Industriestädte und Containerhäfen des Landes fortsetzt.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Land ausschließlich seine eigenen Impfstoffe verwendet, die nicht auf der mRNA-Technologie basieren. So hatten Hongkonger Wissenschaftler frühzeitig nachgewiesen, dass das Vakzin des Herstellers Sinovac eine zehnfach geringere Antikörperproduktion hervorrief als das Präparat von BionTech. Gegen Omikron könnte es damit weitgehend nutzlos sein.

„Damit steigt das Risiko eines weiteren Schocks für die ohnehin schon seit vielen Monaten gestörten Lieferketten, die derzeit durch den Krieg in der Ukraine belastet werden. Dabei hatte der Druck in den globalen Lieferketten zuletzt nachgelassen“, meldet die DVZ (Deutsche Verkehrszeitung).

„Mit der Ankündigung von Lockdowns muss man sich mit Blick auf die kommenden Monate auf weitere Turbulenzen in den globalen Supply Chains einstellen. Die Lockdowns würden die Seefracht-Kapazitäten weiter reduzieren und die ohnehin schon überhöhten Preise für die Verschiffung eines Containers weiter nach oben treiben. Die Schockwellen werden überall auf der Welt zu spüren sein,“ meint Johannes Schlingmeier, Mitgründer und CEO der Containerhandelsplattform Container-X-Change gegenüber der DVZ.

Langfrist bleiben Grenzen geschlossen

Aber selbst, wenn China den Corona-Ausbruch innerhalb weniger Wochen in den Griff bekommt, bleiben die Grenzen für Einreisewillige aus Europa und Nordamerika geschlossen. Eine baldige Grenzöffnung führt unweigerlich zu einer schweren Infektionswelle. Das kann sich China politisch und medizinisch nicht leisten.

Auch im Jahr 2022 sei mit keinen Erleichterungen zu rechnen, meldet das GTAI (German Trade & Invest). Im Verlauf des Jahres 2023 könnte es beschränkte Einreisemöglichkeiten für internationale Geschäftsreisende geben. Doch auch sie werden eine Quarantäne – wahrscheinlich in staatlichen Einrichtungen – absolvieren müssen. Eine quarantänefreie Einreise sei wohl erst 2024 zu erwarten.

Die Folgen für ausländische Unternehmen sind schwerwiegend. Firmenvertreter können Kunden, Lieferanten oder Messen nicht besuchen, wenn sie keine lokalen Kräfte vor Ort haben. Einen Ausweg ermöglicht der Einsatz von digitalen Tools. Des Weiteren bietet die Deutsche Auslandskammer (AHK Greater China) entsprechende Dienstleistungen an. Dennoch handelt es sich dabei nur um Notlösungen. „Denn was soll etwa ein Maschinenexporteur unternehmen, wenn er kein Installations- oder Wartungsteam entsenden kann?“, fragt Roland Rohde, aus dem GTAI-Büro in Hongkong in seiner Analyse. (sas)

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