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Wer sind die unbekannten Bosse in Chinas Unternehmen?

Buchrezension
Wer sind die unbekannten Bosse in Chinas Unternehmen?

Wer sind die unbekannten Bosse in Chinas Unternehmen?
Wolfgang Hirn: Chinas Bosse. Unsere unbekannten Konkurrenten. Campus Verlag. Frankfurt am Main 2018,284 Seiten, 26,00 Euro
Vielleicht haben Sie sich ja auch schon einmal gefragt: Wer steckt hinter den Unternehmensgiganten aus China? Sie erobern die Weltmärkte, positionieren China als digitale Supermacht und prägen die entscheidenden Zukunftsindustrien. Gleichwohl wissen wir fast nichts über sie. Wie ticken Chinas Bosse? Was sind das für Leute, die in Frankreich Weinberge und in Europa Fußballvereine oder Immobilien kaufen? Was passiert, nachdem sie bei deutschen Unternehmen, Banken, Flughäfen eingestiegen sind? Der renommierte Chinaexperte Wolfgang Hirn hat beste Verbindungen und recherchiert regelmäßig vor Ort. Er liefert einen interessanten Einblick in das chinesische Wirtschaftsmodell und porträtiert die Macher und ihre Strategien.

Das vorliegende flott journalistisch geschriebene Buch geht auf rund 80 Unternehmensbeispiele ein. Darunter sind so bekannte Konzerne wie Haier, HNA, Huawei aber natürlich auch die Internetgiganten Alibaba und Tencent. In den Mittelpunkt stellt der Verfasser die hinter diesen Unternehmen stehenden Macher – echte Unternehmerpersönlichkeiten. Wolfgang Hirn ordnet diese und ihr unternehmerisches Handeln ein in die übergeordnete, von der Regierung aufgesetzte Strategie „Made in China 2025“. Diese von der KP forcierte Strategie – ein Masterplan – soll China nach vorne katapultieren und aus der Werkbank des Westens in die Rolle des führenden Labors der Zukunftsindustrien überleiten. Dies geht nicht ohne westliche Technologie und den Zukauf von technisch führenden Unternehmen, von denen es gerade hierzulande ja etliche gibt.

Der Autor macht kenntnisreich deutlich, wie sich China als wirtschaftliche Supermacht weiterentwickeln will, und wie dabei Politik und Privatwirtschaft eng zusammenwirken und zwar so, dass die kommunistische Partei jederzeit die Fäden in der Hand hält. Die mächtige politische Führung Chinas wird dabei von Wolfgang Hirn als vorausdenkende, antreibende und strategisch gestaltende „Hand“ vorgestellt. Das chinesische Wirtschaftssystem des staatlich gelenkten Kapitalismus hält er für sehr stark. Die Unterschiede zu dem zersplitterten, wenig planvoll handelnden Europa und die Gefahren des Aufeinanderprallens der Wirtschaftssysteme werden so mehr als deutlich. Da kann einem schon angst und bange werden! Das Buch lohnt sich für alle China-Interessierten, die nicht vor Ort sein können.

Wolfgang Hirn vermittelt nicht nur spezielles Wirtschaftswissen: Er steigt auch in die spannende chinesische Geschichte ein. Er stellt die neuen Macher aus China vor. Es gelingt ihm, ein allem Anschein nach zutreffendes Bild von der Realität der chinesischen Wirtschaft zu zeichnen. Der Verfasser skizziert dabei anschaulich, wie chinesische Konzerne deutsche Unternehmen aufkaufen oder als Großaktionäre einsteigen.

Der Autor fokussiert sich auf die aufstrebende neue Generation chinesischer Manager. Dabei wird deutlich, dass sie ganz anders sind als die Manager aus dem Westen. Unseren Managern fällt es schwer, sich richtig auf die chinesischen Unternehmer einzustellen. Ignoranz gepaart mit Arroganz, wie sie leider immer noch manchmal anzutreffen ist, können tödlich sein. Der neuen Managergeneration in China ist viel zuzutrauen. Sie will mit voller Rückendeckung der politischen Führung an die Weltspitze. Ihre Rechnung scheint auch trotz Donald Trump aufzugehen.

Wolfgang Hirn geht leider etwas zu kurz auf die von ihm erkannte und angemahnte Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Industriepolitik ein. Von dieser ist jedoch in der Realität nicht viel zu sehen. Insofern ist man nach der Lektüre nachdenklich gestimmt. Neue Formen der Zusammenarbeit mit China aus der Position der Noch-Stärke müssen dringend und schnell entwickelt und umgesetzt werden. Das vorliegende Buch ist zweifellos ein mehr als begründeter Appell an die Europäer und den Westen schlechthin, die Herausforderungen von „Made in China 2025“ endlich kohärent anzunehmen und eigene Strategien für ein auch in Zukunft weiterhin erfolgreiches Mitspielen in der wirtschaftlichen Weltliga zu entwickeln. Fazit: Buch unbedingt lesen und handeln!


Prof. Dr. Robert Fieten,
fachlicher Berater der
Beschaffung aktuell,
Köln

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