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Wie können wir die digitale Zukunft gewinnen?

Buchrezensionen
Wie können wir die digitale Zukunft gewinnen?

Die digitale Transformation ist zurzeit ein Top-Thema in unserer Wirtschaft. Digitale Transformation ist aber auch ein reichlich überstrapaziertes Buzzword. Konkret geht es um zwei Fragen. Erstens: Wie sieht die Zukunft im Zeitalter der digitalen Disruption aus? Zweitens: Was müssen wir tun, um diese zu gewinnen? Diesen Fragen widmen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten und mit unterschiedlichem Tiefgang die zwei hier rezensierten Bücher.

Diplom-Psychologe Uwe Weinreich ist mehrfacher digitaler Entrepreneur und arbeitet mittlerweile als Strategie- und Managementberater. Er geht in gewisser Weise handwerklich die beiden Fragen an. Er skizziert ausgehend von seinen Projekterfahrungen und den von ihm geführten Expertengesprächen in einem handlichen und gut strukturierten Buch mit dem bezeichnenden und programmatischen Titel „Lean Digitization“ die strategischen Möglichkeiten einer erfolgreichen digitalen Transformation. Mit seiner Schrift verfolgt er den Anspruch, nicht nur den zurzeit stattfindenden, von der Digitalisierung getriebenen Wandel zu beschreiben und zu analysieren, vielmehr will er das notwendige Management-Instrumentarium gleich mitliefern. Zu diesem Zweck spannt er einen weiten, reichlich akademisch anmutenden Bogen über das Thema. Sein nicht ganz überraschendes Petitum lautet, dass es zur erfolgreichen Gestaltung der digitalen Transformation der konsequenten Anwendung agiler Management-Methoden bedürfe.

Er hat erkannt, dass das seit Jahren intensiv diskutierte Lean Management mit seinen Elementen Vermeidung von Verschwendung und kontinuierliche Verbesserung sowie die Digitalisierung unserer Organisationen eigentlich siamesische Zwillinge sind, die sich kongenial ergänzen. Ausgehend von klassischen Methoden des Lean Managements auf der einen und modernen, agilen Ansätzen (u. a. Scrum, Design Thinking, Business Model Canvas) auf der anderen Seite, möchte er daher einen Standard für die Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen und Geschäftsmodelle vorlegen.

Dies ist hoch gegriffen. Was bekommt der Leser? Lean Digitization hört sich ohne Zweifel gut an. Allerdings: Das, was hier geboten wird, ist aber keine in sich geschlossene Methode, sondern eine Zusammenstellung von Werkzeugen aus technischem und Managementwissen, die gemeinsam intelligent eingesetzt schlanke Digitalisierung möglich machen. Das Buch entwirft – so der Autor – eine Landkarte, die hilft, in Projekten den Überblick zu behalten, die richtigen Aktivitäten anzustoßen, Experten und Partner einzubinden sowie die Entwicklung hin zu dem hehren Ziel, erfolgreiche digitale Transformation zu steuern. Besonders interessant ist der vierte Teil des Buches, in dem es um digitale Geschäftsmodelle, das strategische Vorgehen des agilen, digitalen Unternehmens sowie um die Erreichung exponentiellen Wachstums geht. Das Buch ist lesenswert; gleichwohl bietet es nicht den ultimativen Ansatz für eine erfolgreiche digitale Transformation.

Vom Anspruch her anders – mehr analytisch – und vor allem tiefschürfender ist das neue Werk der bekannten amerikanischen Experten Andrew McAfee und Erik Brynjolfsson, das schon in seinem Titel die drei Megatrends der digitalen Disruption adressiert. Sie analysieren kenntnisreich und sehr fundiert, wie die Maschine, versehen mit künstlicher Intelligenz, den Menschen in der modernen Organisation komplementiert oder sogar aussticht, wie digitale Plattformen die Selektion, Produktion und Distribution von Produkten und Services immer mehr dominieren und auch Markt und Wettbewerb verändern und wie drittens Online-Crowds die Kernfunktionen von Unternehmen massiv verstärken oder sogar überholen (Stichworte: virtuelle Kollaboration und Wertschöpfung, Anm. des Rezensenten). Das Buch ist gut strukturiert und gliedert sich in drei große Teile entsprechend dem Titel. Es enthält nützliche kurze Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels. Völlig zu Recht gehen die Autoren besonders stark auf die zunehmende Rolle der digitalen Plattformen in der modernen Wirtschaft ein. Diese bieten heute den Dreh- und Angelpunkt für das Machine Learning und die Mobilisierung von Crowds.

Gerade wegen ihrer profunden Sachkenntnis hüten sich die Autoren davor, dem Leser zu suggerieren, dass sie ihm mit ihrer Schrift einen Handwerkskasten für die Bewältigung der digitalen Disruption liefern wollen. Sie argumentieren, es sei noch zu vieles unbestimmt und in Bewegung und man könne allenfalls die stärksten Zukunftstrends herausfiltern. Dies gelingt ihnen in überzeugender Weise. Ihre Zukunftssicht ist tendenziell von dem Optimismus geprägt, dass die digitale Disruption zu einer besseren Welt führen kann. Das Buch ist Pflichtlektüre für alle diejenigen, die auf dem Weg in die digitale Zukunft über die Tagesetappen hinausblicken wollen.


Prof. Dr. Robert Fieten,
fachlicher Berater der
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