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Interview: Mario Graßy, Innovationsmanager, über das Ecosit-System von Böllhoff

Interview mit Mario Graßy, Innovationsmanager der Böllhoff-Gruppe
„Freiräume für wichtige Aktivitäten schaffen“

„Freiräume für wichtige Aktivitäten schaffen“
Mario Graßy ist Innovationsmanager der Böllhoff-Gruppe. Bild: Böllhoff
Böllhoff möchte helfen, den Prozess der Beschaffung von C-Teilen einfacher zu gestalten und bietet hierfür mit Ecosit, einem Belieferungs- und Beschaffungssystem für Verbindungstechnik, eine Lösung. In den vergangenen Monaten wurde an der Weiterentwicklung des Systems gearbeitet – die Neuheiten werden nun auf der Logimat präsentiert. Wir haben mit Mario Graßy, Innovationsmanager der Böllhoff-Gruppe, gesprochen.

Beschaffung aktuell: Herr Graßy, warum lohnt sich der Einsatz des Ecosit-Systems für ein Unternehmen?

Mario Graßy: Ecosit ist eine Dachmarke für verschiedene Dienstleistungen bei Böllhoff, die auf einer einheitlichen Logik basieren und ein Ziel verfolgen: die Optimierung der Supply-Chain und die Etablierung eines selbststeuernden Regelkreises.

Jedes produzierende Unternehmen kauft Rohstoffe, Halbfertigprodukte, fertige Komponenten, diverse C-Teile, Betriebsstoffe und andere Materialien ein. Dabei müssen die gleichen Abläufe immer wieder durchlaufen werden, vom Anfrageprozess, über die Bestellung, den Wareneingang und die Einlagerung, bis hin zur Montage. Deshalb ist der Prozessaufwand für kostengünstige Produkte, die in großer Vielfalt vorkommen, genauso hoch wie für hochwertige Systembauteile oder ganze Komponenten. Die bekannte 80/20-Regel besagt, dass der größte Teil des Aufwandes und damit der Kosten für die Handhabung von C-Teilen im Prozess liegt und der geringere im Teilepreis. Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten wir ein geeignetes Konzept, um diese immer wieder manuell ausgeführten Prozessschritte zu reduzieren und zu automatisieren. Wir helfen ihnen dabei sich Freiräume für die wichtigen Aktivitäten zu schaffen; und davon gibt es aktuell genug!

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Ecosit übernimmt eine Vielzahl logistischer Prozesse und bietet dabei eine einfache Handhabung und Warenentnahme sowie den Schutz vor äußeren Umwelteinflüssen wie Schmutz und Feuchtigkeit.
Bild: Böllhoff

Was hebt Ihr Belieferungssystem von der Konkurrenz ab?

Graßy: Es liegt mir fern, eine Beurteilung über alle Systeme abzugeben, die sich am Markt befinden. Was ich jedoch aufzeigen kann, sind die Besonderheiten von Ecosit. Wir passen das System immer den Anforderungen des Kunden an. Sicherlich verwenden wir definierte Komponenten und Prozessabläufe, diese können aber fast beliebig kombiniert werden und ergeben am Ende ein sehr individuelles Gesamtkonzept. Das gilt sowohl für die erste Implementierung, aber auch für die tägliche operative Arbeit. Als Teil unseres Services überwachen wir die Bedarfe und die eingesetzte Technologie und passen sie an, wenn nötig. Dies umfasst auch Kleinigkeiten wie das Hinzufügen eines kleineren Behälters oder das Aktualisieren von Beschriftungen, die für unsere Kunden normalerweise viel Zeit und Aufwand bedeuten. Selbstverständlich wollen wir dabei keine Black-Box sein, sondern transparent wie ein Glashaus. Dafür stellen wir gerne Online-Tools zur Verfügung bzw. bieten das gesamte Datenmanagement als optionales Paket.

Ganz besonders möchte ich hervorheben, dass wir uns zu klaren Zielen in Bezug auf Nachhaltigkeit bekennen. In unserer Nachhaltigkeitsstrategie streben wir bis zum Jahr 2030 die CO2-Neutralität an. Wir haben uns auch darauf konzentriert, alternative Wege mit Ecosit zu gehen, um dies zu erreichen. Ein Beispiel ist unser Frachtkonzept Ecofreight, bei dem wir auf Wickelfolie verzichten und stattdessen wiederverwendbare Ladungsträger einsetzen, die eine hohe Transportsicherheit und Flexibilität bieten.

Wie sicher ist das System und wie hoch das Fehlerpotenzial?

Graßy: Es ist schwierig hierbei eine exakte Zahl zu nennen, man kann aber verschiedene Einflussfaktoren definieren. Wir überwachen die Systeme unserer Kunden permanent wodurch die Versorgungs- und Prozesssicherheit enorm gesteigert wird. Jeder Prozessablauf wird von Menschen – uns selbst, den Mitarbeitern unserer Kunden und unseren Dienstleistern – getragen, initiiert und begleitet. Dabei setzen wir auf Technologien, die sich an den bestehenden Prozessabläufen anpassen lassen, um menschliche Fehler zu reduzieren, anstatt den Menschen auszusparen. Nachgelagerte Prozesse werden so gestaltet, dass ein selbststeuernder Regelkreis entsteht und keine manuellen Eingriffe mehr notwendig sind. Dies kann zu einem gewissen Grad den Handlungsspielraum und die Flexibilität einschränken, führt jedoch zu einem vollautomatisierten und reibungslosen Prozessablauf.

Auch in unserer internen Logistik nutzen wir das Potenzial von automatisierten, teils mannlosen Prozessen, wie „Ware-Zum-Mann“ und autonome Transportsysteme und suchen ständig nach Möglichkeiten, sinnvolle Sicherheitsmechanismen einzubinden. Zum Schluss komme ich auf unser Transportkonzept Ecofreight zurück: Wenn Behälter auf einer Palette systematisch und sauber im Verbund gestapelt werden können, kann auch keine Vermischung von Produkten während des Transportes stattfinden. Somit erreichen wir ein hohes Maß an Sicherheit vom leeren Behälter, bis zur Neuanlieferung eines vollen Behälters.

Welche Vorteile können durch die Weiterentwicklung des Ecosit-Systems und die neue Generation der RFID-Geräte erzielt werden und wie profitieren Ihre Kunden davon?

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Am Kleinladungsträger EcoBin befindet sich ein herausnehmbares Etikett. Darin ist ein RFID-Transponder integriert, der jeden Behälter eindeutig identifiziert.
Bild: Böllhoff

Graßy: Bei Ecosit wird die RFID-Technologie genutzt, um den Prozess zu beschleunigen und den Informationsfluss vom Rücklauf der Behälter zu entkoppeln, der nötig ist, um den Regelkreis in Gang zu setzen. Im Rahmen der Digitalisierung und zur weiteren Reduzierung von potenziellen Störfaktoren setzt die Böllhoff-Gruppe auf eine neue Generation von RFID-Technologie. Dabei wird darauf geachtet, die Bedienung zu vereinfachen und potenzielle Fehlerquellen zu minimieren, um die Handhabung für die Mitarbeiter zu erleichtern und menschliche Fehler zu reduzieren. Außerdem wird vermehrt auf Großserientechnik gesetzt, die nur geringfügig angepasst werden muss, um Prozesse nachhaltig zu stabilisieren und Wartungsfälle zu vereinfachen.

Oft gibt es Anforderungen nach kleinen, einfachen Geräten, ähnlich wie im Privatleben, wo einige Menschen ein handliches Smartphone mit grundlegenden Funktionen bevorzugen, während andere ein großes Display und zahlreiche Zusatzfunktionen benötigen. Deshalb werden wir, genauso wie die grundsätzliche Auslegung unserer Ecosit-Systematik, mit einem modularen Aufbau arbeiten. Ein kleines, kompaktes Gerät mit ein paar Standardoptionen und eine große Anlage, die aufgerüstet werden kann. Die Kombinierbarkeit aller Ecosit-Produkte ermöglicht eine individuelle Anpassung des Systems an die spezifischen Anforderungen unserer Kunden. Wie genau solche Lösungen aussehen können, präsentieren wir auf der Logimat. Hier werde ich auch persönlich vor Ort sein und freue mich auf den Austausch mit unseren Kunden und Interessenten.

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