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„Lieferbereitschaft über 99 Prozent“

Klaus-Dieter Schmidt, Geschäftsführer, F. Reyher Nchfg. GmbH & Co. KG
„Lieferbereitschaft über 99 Prozent“

Trotz der aktuellen Unwägbarkeiten im Welthandel hält Reyher an seiner Beschaffungsstrategie fest und setzt weiterhin auf ein globales Lieferantennetz. Wie Kunden hiervon und den Services des Händlers für Verbindungselemente und Befestigungstechnik profitieren, darüber hat Beschaffung aktuell mit Geschäftsführer Klaus-Dieter Schmidt gesprochen. Außerdem erfahren Sie mehr über den Stellenwert von künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit im Unternehmen.

Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell

Beschaffung aktuell: Herr Schmidt, können Sie einen kurzen Überblick über die Entwicklungen bei Reyher im letzten Geschäftsjahr geben?

Klaus-Dieter Schmidt: Natürlich, gerne. Trotz der schwierigen Umstände durch die Kriege in der Ukraine und Gaza, die anhaltenden und sich kontinuierlich verschärfenden Russland-Sanktionen und die daraus resultierenden Herausforderungen, sind wir mit unserem Ergebnis zufrieden. Das verdanken wir vor allem der positiven Auftragslage im ersten Halbjahr. Besonders gefreut haben uns die zahlreichen persönlichen Begegnungen auf Messen und in Kundenterminen. Glaubt man den aktuellen Nachrichten in Funk und Fernsehen, so zeichnen diese ein düsteres Bild von der deutschen Wirtschaft und entsprechend negative Prognosen für das Jahr 2024. Einige Branchen haben bereits jetzt eine geringere Nachfrage angemeldet. Wie sich die Wirtschaft in naher Zukunft tatsächlich entwickelt, können wir nur schätzen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir dank unseres starken Leistungsportfolios und einem gut aufgestellten Lieferantennetz schnell und flexibel auf kommende Herausforderungen reagieren können.

Stichwort Lieferantennetz: Wie stellen Sie in volatilen Zeiten die Versorgung Ihrer Kunden sicher?

Die globalen Lieferketten stehen unter Druck, das hört man fast täglich in den Medien. Diesen Druck spüren auch wir. Aber unsere Beschaffungsstrategie bleibt unverändert. Wir setzen weiterhin auf ein großes, stabiles und weltweites Lieferantennetz, das wir konsequent und global weiterentwickeln und dabei unsere hohen Qualitätsvorgaben einhalten. Unser Ziel ist es, die Artikelverfügbarkeit und Lieferzeiten für unsere Kunden attraktiv und flexibel zu halten. Das schaffen wir vor allem durch eine exzellente Lagerhaltung. Unsere verlässliche Lieferbereitschaft liegt bei über 99 Prozent. Täglich verlassen etwa 310 Tonnen Ware das Reyher-Gelände. Unser zuverlässiges Versandsystem sorgt mit kurzen Lieferzeiten für Planungssicherheit bei unseren Kunden. Diese hohe Versorgungssicherheit ist für sie ein extrem wichtiger Parameter.

Worin liegen die weiteren Stärken von Reyher? Was können Sie, was andere nicht können?

Bei Reyher gehen wir einen Mix aus traditionellen und modernen Wegen. Verantwortungsbewusstes Handeln und hanseatische Verlässlichkeit sind die Basis für langfristigen Erfolg, der uns wichtiger ist als schneller Gewinn. Das schätzen nicht nur unsere Mitarbeitenden, sondern auch unsere Kunden, Lieferanten und Dienstleister. Als verlässlicher Partner mit einer großen Artikelvielfalt, kompetenter technischer Beratung und schnellen Lieferungen sorgen wir für Versorgungssicherheit. Höchste Qualitätsanforderungen an alle Prozesse und Produkte sind dabei für uns selbstverständlich.

In welchen Industriebranchen sind Sie besonders stark vertreten?

Unsere Geschäftspolitik ist klar: Wir beliefern Kunden aus Industrie und Handel gleichermaßen und konzentrieren uns darauf, Planungssicherheit zu bieten sowie den Beschaffungsaufwand auf Kundenseite so gering wie möglich zu halten. Im Industrieumfeld sind wir besonders stark im Maschinen- und Anlagenbau vertreten. Aber auch der Stahlbau, regenerative Energien, Commercial Vehicles und Automotive gehören zu unserem Kundenkreis. Neben Norm- und Standardartikeln bieten wir natürlich auch Sonder- und Zeichnungsteile sowie eine Vielzahl an logistischen Dienstleistungen an. Kurz gesagt, wir sind überall da zu Hause, wo Verbindungselemente gebraucht werden.

Wie sieht Reyher die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und welche Strategien verfolgen Sie, um Kostensteigerungen zu begegnen?

In der Transportlogistik sind die Preise momentan sehr volatil. Nachdem das Lieferkettenproblem der Jahre 2020 und 2021 gelöst schien, haben uns aktuell Preissteigerungen und Laufzeitstörungen durch den Konflikt im Roten Meer erreicht. Die angespannte Situation zwingt Reedereien, ihre Seefracht-Lieferungen aus Asien über Afrika umzuleiten. Das verlängert die Lieferzeiten im Schnitt um zwei Wochen und verdreifacht fast die Container-Frachtpreise. Auch Gesetzesänderungen wie bei der Lkw-Maut machen sich bemerkbar.

Was unsere Kunden von uns wie gewohnt erwarten können, sind unsere Verlässlichkeit und unser verantwortungsbewusstes Handeln. Wir versuchen, Kostensteigerungen so gering wie möglich zu halten. Dennoch müssen wir uns alle darauf einstellen, das durch die europäische CO2-Steuer im Kombination mit CBAM spätestens ab 2026 deutliche Kostensteigerungen entstehen.

Wie unterstützten Sie Ihre Kunden dabei, Prozesskosten insbesondere im Einkauf zu senken?

Verbindungselemente wie Schrauben, Muttern und Scheiben sowie Befestigungstechnik sind zwar C-Teile mit geringem Anteil am Einkaufsvolumen, aber die Beschaffung ist oft zeitaufwendig und kostenintensiv. Deshalb liefert Reyher nicht nur ein umfassendes Sortiment an C-Teilen aus einer Hand, sondern auch passende E-Business-Lösungen. Wir ermöglichen den elektronischen Geschäftsdatenaustausch per EDI (Electronic Data Interchange). Bestellungen oder Lieferabrufe werden auf Knopfdruck erzeugt und automatisiert ausgetauscht. Unsere Kunden können auch unseren RIO-Webshop nutzen, der rund um die Uhr verfügbar ist. Darüber hinaus bieten wir elektronisch integrierte Kanban-Versorgungssysteme an. Das Reyher Order Management, kurz ROM, vereinfacht die Beschaffung, vor allem wenn Barcode- oder RFID-Erfassungstechnik genutzt wird.

Gibt es neue Dienstleistungen oder Produkte im Reyher-Portfolio, um die Kunden zu unterstützen?

Zu unseren Dienstleistungen gehören unter anderem auch die individuelle Kundenberatung und Begleitung bei der Entwicklung neuer Produkte. Seit einiger Zeit haben wir zwei innovative Produkte im Sortiment, die in verschiedenen Marktsegmenten Vorteile bieten. Zum einen die Conu-Kegelmutter, eine patentierte „Senkmutter“ mit Selbstsicherungseffekt, die sich als Alternative zur üblichen Sechskantmutter in verschiedenen Anwendungen bewährt und der Konstruktion völlig neue Möglichkeiten bietet. Dank ihrer Kegelform fügt sie sich ohne Überstand in eine Senkung ein und sorgt für eine nahezu ebene Oberfläche. Eine weitere Entwicklung von uns ist die Reyher-Kombischraube, ebenfalls patentiert. Sie vereint Eigenschaften, die den Einsatz unterschiedlicher Schraubtypen in der industriellen Fertigung überflüssig machen. Das vereinfacht die Lagerhaltung und Produktion und verringert die Kosten. Ihre Konstruktion verfügt über einen Außen- als auch einen Innenantrieb. Anders als andere Schrauben mit Innenantrieb ist diese Kombischraube trotzdem voll belastbar. Außerdem verfügt sie über ein von der Bauteiloberfläche unabhängiges Reibwertfenster, was diese Schraube ziemlich einzigartig im Markt macht.

Bemerken Sie auf Kundenseite ein steigendes Interesse an nachhaltigen Produkten?

Das Thema Nachhaltigkeit rückt aktuell mehr und mehr in den Vordergrund. Großkunden mit über 1000 Mitarbeitenden sind darüber hinaus durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, LkSG, mittlerweile entsprechend verpflichtet. Reyher hat seit Jahren das Thema Menschenrechte und Umweltbelange in seine Lieferanten-Auditierung integriert und achtet selbstverständlich auch intern auf deren Einhaltung. Unser Umweltmanagement ist darüber hinaus seit mehr als zwei Jahrzehnten nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert. Aus unserer Sicht spielen Schrauben, Scheiben, Muttern ehrlicherweise eine untergeordnete Rolle beim Thema Nachhaltigkeit, da sie problemlos demontierbar und recyclingfähig sind. Der Blick richtet sich bei diesen Produkten eher auf den Herstellungs- und Lieferprozess.

Haben Sie konkrete Maßnahmen ergriffen, um Ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren?

Das Thema Nachhaltigkeit begleitet uns schon lange bei Reyher. In der Vergangenheit haben wir verschiedene Einzelmaßnahmen ergriffen. In 2023 haben wir eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit vier Säulen etabliert. Im Mittelpunkt stehen dabei unsere Mitarbeitenden, Umwelt und Ressourcen, soziale Verantwortung sowie Produkte und Prozesse. Mit einem speziellen Projektteam sorgen wir dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit stetig vorangeht. Doch wir beschränken uns nicht nur auf Umwelt- und Ressourcenschutz. In unserer Nachhaltigkeitsbroschüre erläutern wir ausführlich unsere Strategie.

Künstliche Intelligenz ist aktuell das große Trendthema. Haben Sie bei Reyher bereits Erfahrung beim Einsatz von KI sammeln können?

Der Begriff AI oder KI, also Künstliche Intelligenz, ist in aller Munde, vor allem seit ChatGPT. Der Einsatz von KI bietet viele neue Möglichkeiten, nicht nur privat, sondern auch für Unternehmen. Deshalb haben wir bei Reyher vor über einem Jahr ein Projektteam gebildet, um uns damit detaillierter zu beschäftigen. Die Analyse hat gezeigt, dass der Einsatz im Bereich Pricing durchaus Chancen bietet. Gleichzeitig arbeiten wir an der Einführung des neuen ERP-Systems S/4HANA von SAP. Die Planung sieht vor, den Einsatz von KI zeitgleich mit der neuen Geschäftssoftware einzuführen.

Welche Ziele haben Sie sich im Unternehmen für das Jahr 2024 gesetzt?

Für das Jahr 2024 haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt. Dazu gehören unter anderem die weitere Stärkung unserer Position im internationalen Markt, die fortlaufende Optimierung unserer Lieferketten und logistischen Prozesse sowie die Implementierung innovativer Technologien, darunter wie bereits beschrieben der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Zudem streben wir an, unser nachhaltiges Engagement weiter auszubauen und unsere Kunden durch neue Dienstleistungen und Produktinnovationen bestmöglich zu unterstützen.

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