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E-Lösungen für Einkauf und SCM

Softwaremarkt 2024
Rund 100 E-Lösungen für Einkauf und SCM in Europa

Rund 100 E-Lösungen für Einkauf und SCM in Europa
Die digitalen Möglichkeiten in der vollen Breite und Tiefe anzuwenden, ist anspruchsvoll. Eine Datenbank hilft einen Überblick zu gewinnen. Bild: 4memorize/stock.adobe.com
In Europa gibt es rund 100 E-Solutions für Einkauf und SCM. Darunter sind Komplett-Suiten genauso wie Lösungen zum Risikomanagement, zur Dekarbonisierung oder für Sorgfalts- und Berichtspflichten. Im Vorfeld der BME-eLösungstage beleuchtet Digitalisierungs- und Einkaufsexperte Fabian Kittel den Markt. Die amc-Group erfasst den Funktionsumfang der Tools seit Jahren strukturiert und regelmäßig.

Die amc-Datenbank eProcurement-Longlist.de verzeichnet im Mai 2024 rund 100 Softwaresysteme für Einkauf und SCM. Weltweit gibt es mehr als 500 Lösungen. Relevant für den europäischen Markt sind die erwähnten 100. Den Überblick zu behalten ist für Unternehmen herausfordernd: Alle Tools haben eigene Schwerpunkte und Spezifika. Manche bilden nur Teilprozesse des Einkaufs ab, andere verstehen sich als Komplett-Suiten.

So entwickelt sich der Markt

Beeindruckend ist das Tempo, mit dem die Anbieter immer wieder neue Funktionen etwa zur Erfüllung von Sorgfalts- und Berichtspflichten, zur Risikobewertung oder zur Dekarbonisierung von Lieferketten entwickeln. Die Zufuhr frischen Kapitals für bestehende Angebote oder den Aufbau neuer Start-ups hat in der Branche im vergangenen Jahr einen neuen Höhepunkt erreicht. In diesem Jahr sind die Ambitionen leicht gedämpft. Deshalb rechnen wir 2024 eher mit einer Marktbereinigung und Konsolidierung als mit einer Flut neuer Tools und Anbieter.

Das können die Anbieter

Nicht um alle Funktionsbereiche des Einkaufs kümmert sich der Markt gleich stark. Auch durchdringen die Systeme die jeweiligen Prozesse unterschiedlich und sie verfolgen verschiedene Digitalisierungsansätze. Wertet man die Daten der eProcurement-Longlist aus, zeigt sich, wie gut, in welchem Umfang und von wie vielen Anbietern die jeweiligen Prozessbereiche abgedeckt werden. Die eProcurement-Longlist basiert auf Daten, die amc von den Softwareanbietern regelmäßig und strukturiert abfragt. Über die Webseite lassen sich die Programme nach mehr als 70 Teilfunktionen von Einkauf und SCM vorfiltern.

Das können die Tools

Zusammenfassen lässt sich die Angebotsstruktur 2024 so:

  • Für den P2P-Prozess ist die digitale Durchdringung mit Abstand am größten.
  • Die meisten Tools gibt es jedoch für das Lieferantenmanagement, wenn auch längst nicht alle eine vollumfängliche Lösung bieten.
  • Für das Supply Chain Management gibt es viel weniger Tools als für den Einkauf, diese unterscheiden sich zudem stark.
  • Ähnlich sieht es beim Risikomanagement aus.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Lieferantenmanagement: Viel Auswahl, aber einzelne Systeme mit Lücken

  • Die meisten Systemanbieter für Beschaffungssoftware auf dem deutschsprachigen Markt gibt es im Bereich Lieferantenmanagement (SRM).
  • Die durchschnittliche funktionale Prozessabdeckung weißt jedoch Lücken auf.
  • Längst nicht von allen Anbietern wird ein umfängliches Lieferantenmanagement angeboten.
  • Genau hinschauen ist im Auswahlprozess deshalb Pflicht!

P2P: Die allermeisten Tools bilden die Basisprozesse gut ab

  • Die Basisprozesse im operativen Einkauf bilden die meisten Systemanbieter durchgängig ab.
  • Die digitale Durchdringung von der Bedarfsanforderung bis zur Rechnungsverarbeitung ist insgesamt gut.
  • Der operative Prozess lässt sich durch Kataloge, angebundene Lieferanten, dynamische Workflows und die Integration in das ERP- und die Vor-Systeme weitgehend automatisieren.
  • Bei der Auswahl kommt es auf die gesammelten Anforderungen von Einkauf, Buchhaltung, Fachseite und Management an.

Risikomanagement: Wenige hochspezialisierte Anbieter

  • Diesen Prozess bilden relativ wenige Anbieter ab, tun dies jedoch mit einer hohen funktionalen Tiefe.
  • Um die wenigen Top-Adressen kommt deshalb kein Unternehmen herum.

SCM: Nicht alle Systeme sind ausreichend

  • Für das Transportmanagement, die Logistik und den S&OP-Prozess gibt es nur wenige Tools mit einer sehr guten Prozessabdeckung.
  • Einige Systeme am Markt bieten eher schwach ausgeprägte Funktionen.
  • Wer eine vollumfängliche Lösung sucht, sollte sich an den großen Namen orientieren. Für einzelne Funktionalitäten lohnt ein Blick in die Start-up-Welt mit ihren schlanken Lösungen.

Künstliche Intelligenz bietet für den Einkauf neue Chancen. Die KI-Lösungen basieren sowohl auf eigenen, als auch offen zugänglichen Sprachmodellen wie Llama oder OpenAI. Durch die Kombination mit Webcrawlern zur Durchforstung öffentlicher Quellen und unternehmenseigene Datenbanken entstehen Datenmengen, deren Auswertung dem Einkauf echte Insights bieten.

Ist KI die Lösung für den Fachkräftemangel im Einkauf?

Start-ups haben zum Beispiel Use-Cases für die KI-gestützte Verhandlung und Lieferantenrecherche umgesetzt. Player wie unter anderem SAP Ariba, Coupa oder Zycus haben Lösungen, die aus Transaktionsdaten und Lieferanteninformationen KI-gestützt Vorschläge zum Spend-Management entwickeln. Die Tools leiten aus den Daten Erkenntnisse ab, die ohne KI nur sehr erfahrene Anwender gewinnen können und erlauben damit auch weniger erfahrenen Mitarbeitenden gute, datenbasierte Beschaffungsentscheidungen zu treffen. Angesichts des Fachkräftemangels und einer knappen Personaldecke im Einkauf eröffnet die KI damit eine neue Perspektive und Chance für die Beschaffung.

Für die Bewertung einzelner KI-Anwendungen ist jedoch ausschlaggebend, auf welchen Modellen die Programme beruhen. Ob es sich also um echte Künstliche Intelligenz handelt (generative KI/Gen AI) oder eher um smarte Regelwerke. Vor allem die generative KI wird es dem Einkauf und Supply Chain Management erlauben, sowohl die Prozesseffizienz, als auch die Effektivität der Abläufe noch einmal deutlich zu steigern.

Besser und schneller durch Vernetzung

Im produzierenden Umfeld kann zum Beispiel ein digital/KI-gestütztes Sales and Operations Planning (S&OP) die Absatz-, Produktions- und Kapazitätsplanungen deutlich optimieren und Einkauf, Produktion, Logistik und Vertrieb viel stärker als bislang vernetzen. Allein durch die erforderliche Klärung und Definition der prozessualen Zusammenhänge und Abhängigkeiten gewinnen Unternehmen eine nie dagewesene Transparenz und ein neues Selbstverständnis der internen Zusammenarbeit. Die datengestützte Einbindung des Einkaufs in die Produktentwicklung wiederum beschleunigt den Time-to-Market von Neuentwicklungen und Re-Designs. Angesichts immer kürzerer Innovationszyklen ist auch dies ein unverzichtbarer Wettbewerbsvorteil.

Die Organisation weiterentwickeln

Die digitalen Möglichkeiten in der vollen Breite und Tiefe anzuwenden, ist anspruchsvoll. Der Engpass für die Digitalisierung liegt nicht in den Systemen, sondern in der vollumfänglichen Nutzung der Funktionen im Einkauf und Supply Chain Management. Nicht alle Organisationen sind darauf vorbereitet. Die organisatorische Weiterentwicklung des Einkaufs und das Management der Veränderungen ist für den Erfolg der Digitalisierungsprojekte deshalb genauso wichtig wie die Auswahl der richtigen Systeme.

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Der Softwaremarkt für Einkauf und SCM 2024
Bild: amc

Der Softwaremarkt für Einkauf und SCM 2024

Die Grafik basiert auf einer Auswertung der eProcurement-Longlist der amc-Group. In der Datenbank sind die für den europäischen Markt relevanten 100 Softwareprogramme für Einkauf und SCM strukturiert erfasst. Die Übersicht zeigt, wie groß die Auswahl digitaler Lösungen für die verschiedenen Aufgaben in Einkauf und SCM ist und in welchem Umfang sie die jeweiligen Prozesse abdecken. Für den P2P-Prozess (Bedarfsanforderung bis Rechnungsverarbeitung) ist die digitale Durchdringung am größten (viele Anbieter, die die Prozesse detailliert abbilden, Quadrant rechts oben). Die meisten Tools gibt es für das Lieferantenmanagement, doch längst nicht alle bieten ein vollumfängliches SRM. Für das Supply Chain Management gibt es insgesamt weniger Lösungen als für den Einkauf: Einige SCM-Tools haben einen großen Funktionsumfang, andere dagegen einen sehr beschränkten. Hier lohnt, wie beim SRM, also genaues Hinschauen. Im Risikomanagement wiederum agieren ausnahmslos hochspezialisierte Anbieter.


Der Autor: 

Fabian Kittel, Digitalisierungsexperte, amc-Group

Bild: amc

 


Digitalisierung des Einkaufs erlebbar – BME eLösungstage

Der Digitalisierungsexperte Fabian Kittel moderiert am 14. Mai von 14.30–16.00 Uhr auf den BME-eLösungstagen in Düsseldorf den Workshop „Wie Digitalisierung die Transformation von Einkaufs- und Supply Chain-Organisationen ermöglicht“

Infos und Anmeldung zu den eLösungstagen des BME unter diesem Link:

BME_eLösungstage

 

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