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Dr. Helena Melnikov, BME-Hauptgeschäftsführerin, im Interview

Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des BME
„Der Einkauf ist ein wesentlicher Indikator für die Gesamtwirtschaft“

„Der Einkauf ist ein wesentlicher Indikator für die Gesamtwirtschaft“
Dr. Helena Melnikov ist Hauptgeschäftsführerin des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Bild: Jochen Günther/BME e.V.
Seit September 2021 leitet Dr. Helena Melnikov als Hauptgeschäftsführerin den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Zuvor hatte die promovierte Rechtsanwältin die Geschäftsführung des Waren-Vereins der Hamburger Börse und dessen angeschlossenen Fachverbänden inne und war beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) in Berlin als Leiterin der Abteilung Recht und Wettbewerb sowie Agrarpolitik tätig. Ihre Erfahrung in Wirtschaft, Handel und Verbandsarbeit bringt Dr. Melnikov auch in den BME ein.

Die Fragen stellten Alexander Gölz und Sabine Schulz-Rohde von Beschaffung aktuell.

Beschaffung aktuell: Vor Ihrer Tätigkeit beim BME waren Sie beim Waren-Verein der Hamburger Börse angestellt. Was verbirgt sich dahinter?

Dr. Helena Melnikov: Hinter dem Waren-Verein der Hamburger Börse verbirgt sich nicht die Börse, sondern die Lebensmittelhändler. Er ist ein Verband, der die Interessen der Lebensmittelimporteure und der Lebensmitteleinzelhändler vertritt.

Da ging es um Fragen aus dem Handel. Auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der Einkauf waren enorm wichtige Themen. Die Mitglieder des Waren-Vereins haben den Anspruch, dass der Verband ihre Interessen auf politischer Ebene in Berlin und Brüssel vertritt. Er hat die Aufgabe diese Erwartungen zu erfüllen und ihre Anliegen wirkungsvoll einzubringen.

Wissen Sie noch, wie ihr Bild vom Einkauf war, als Sie beim BME eingestiegen sind?

Melnikov: Ich habe immer gedacht: Wenn es eine entscheidende Position in einem Unternehmen gibt, dann ist es der Einkauf. Mir kam es nicht in den Sinn, dass der Einkauf in einem Unternehmen unter ferner liefen als Bestellabteilung läuft. Denn im Lebensmittelbereich, gerade im Handel mit Lebensmitteln und Import, ist der Einkauf entscheidend! Über den Einkauf laufen viele Qualitätsfragen, Sortimentsfragen und Lieferantenfragen, also nicht nur Kostenfragen. Das kommt alles beim Einkauf zusammen.

Hat sich dieses Bild geändert?

Melnikov: Meine Meinung dazu hat sich nicht gewandelt. Ich finde immer noch, dass der Einkauf die absolute Schlüsselrolle in einem Unternehmen spielen kann und spielen sollte. Allerdings habe ich gelernt, dass der Stellenwert des Einkaufs nicht in jedem Unternehmen so hoch angesetzt ist, wie ich es aus meiner früheren Tätigkeit im Lebensmittelbereich kenne. Hier gegenzusteuern, sehe ich als meine Aufgabe an.

Sie sind seit September 2021 BME-Hauptgeschäftsführerin. Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

Melnikov: Die Bilanz ist bislang sehr positiv und auch mit einigen Erfolgen versehen. In den ersten Monaten habe ich viel gelernt. Ich hatte vielfältige Unterstützung, mich in meine Rolle einzufinden.

Es braucht seine Zeit bis man die gesamte BME-Gruppe, die aus mehreren Tochtergesellschaften besteht und deren wirtschaftliche Aktivitäten unterschiedlich gelagert sind, und alle Regionen sowie die unterschiedlichen Mitgliederaktivitäten zusammen hat und erreicht.

Durch meine vorherige Verbandserfahrung wusste ich, an welchen Stellen ich ansetzen muss, um nicht viel Zeit zu verlieren. Ich habe mit dem Personal in der Geschäftsstelle viel Fahrt aufgenommen. Das sind fast 100 Beschäftigte. Sieben Personen aus dem Führungskreis berichten direkt an mich und darunter folgen die nachgelagerten Ebenen.

Als ich anfing, war der BME bereits seit eineinhalb Jahren in Kurzarbeit. Es herrschte eine große Unsicherheit: Corona, Veranstaltungsabsagen, Umsatzeinbußen und so weiter. Das hat dem BME sehr zugesetzt.

Mein Plan war 2022 wieder durchzustarten. Ich habe dem Team gesagt: Wir trauen uns und machen das, was wir können. Wir beenden jetzt die Kurzarbeit, bringen alle wieder an Bord und volle Kraft voraus. Ansonsten verlieren wir vielleicht noch mehr.

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Mit Dr. Helena Melnikov ist der BME nach der Corona-Krise 2022 wieder durchgestartet.
Bild: Jochen Günther/BME e.V.

Die Kurzarbeit haben wir dann bereits im Oktober 2021 aufgehoben, um mit der Organisation der eLösungstage 2022 zu beginnen. Das war seit Jahren die erste Großveranstaltung, die wir wieder in Präsenz durchführen konnten. Damit wollten wir ein Zeichen setzen. Es sollte nicht nur eine neue Location sein, sondern ein wirklich neues Event, um allen zu zeigen, dass wir die Zeit genutzt haben. Herausgekommen ist ein neuer, frischer, moderner, zeitgemäßer BME, der für die Zukunft steht.

Dazu haben wir die große BME-Palette an Leistungen, Services und Produkten aufgeräumt sowie unsere Homepage und unser Logo überarbeitet. Der Anspruch war, etwas Frisches und Neues zu machen, um die Begeisterung unserer Zielgruppen zu wecken, auch in der Geschäftsstelle und in den 38 Regionen samt den Ehrenämtern. Und das hat funktioniert.

Wie haben Sie die Regionen ins Boot geholt?

Melnikov: Wir bieten verschiedene Dialogformate an, um mit den Regionen im Gespräch zu sein. Neu war zum Beispiel das Onlineformat HGF (Hauptgeschäftsführer)-Talk. Da haben wir uns getroffen und die aktuellen Themen besprochen. Zum Beispiel: Warum arbeiten wir an einem neuen Webauftritt? Warum machen wir einen Logo-Relaunch? Ist das nicht nur Kosmetik, haben wir nicht andere Probleme? Warum das wichtig ist und warum das auch Rückenwind zur Lösung vieler anderer Probleme ist, muss man deutlich machen.

Hinzukommen die Regionen-Workshops, die wir jedes Jahr machen – einen im Norden und einen im Süden. Auch in der Regionen-Konferenz – eine gemeinsame Sitzung mit dem Bundesvorstand – habe ich erklärt, was wir in der Hauptgeschäftsstelle tun und warum das nicht nur der BME-Hauptgeschäftsstelle und ihrem wirtschaftlichen Bereich dient, sondern auch den Regionen.

Also ist Kommunikation das Erfolgsrezept?

Melnikov: Ja, aber es braucht mehr als Kommunikation. Es braucht eine Kultur der Beteiligung und das ist deutlich anstrengender. Wir nutzen dafür regelmäßig unsere zahlreichen und unterschiedlichen Kanäle. Dazu zählen die Onlineformate, Workshops und Konferenzen. Es reicht nicht aus, jedes Jahr die Delegiertenversammlung abzuwarten, um die Weiterentwicklung voranzutreiben. Das ist zu wenig und zu spät. Der Austausch muss vorab und regelmäßig erfolgen.

Auch intern in der Geschäftsstelle haben wir einige neue Formate, wie zum Beispiel den BME-Infopoint: Hierzu kommen wir alle einmal im Quartal für ein oder zwei Stunden zusammen. Nach einem einführenden Q&A mit der Geschäftsführung haben im Anschluss unterschiedliche Bereiche die Gelegenheit, ihr aktuelles Projekt zu präsentieren. So stellen wir sicher, dass alle in der Geschäftsstelle auf dem Laufenden bleiben. Als nächstes planen wir einen Thementag und haben ein sogenanntes Breakfast with the Boss eingeführt, wo ich alle, die Lust haben, zum Frühstück einlade. Diese Gelegenheiten sind nicht nur für den Austausch wichtig, sondern auch für die Wertschätzung, indem man sich einfach Zeit füreinander nimmt.

Wo sehen Sie aktuell noch weitere Baustellen für den BME, und welche Veränderungen möchten Sie maßgeblich weiterbegleiten und initiieren?

Melnikov: Eine große Baustelle ist, dass der Einkauf noch nicht überall die Wertschätzung und Rolle erfährt, die ihm eigentlich gebührt. Ich sehe es als meine Aufgabe, das zu ändern.

Mein Ziel ist die Wahrnehmung des Einkaufs, der Supply Chain und der Logistik in der Öffentlichkeit zu stärken, auch indem wir noch mehr in die Öffentlichkeit und öffentliche Medien gehen. Ich will dafür sorgen, dass die vorhandenen Kennzahlen und unsere Umfragen mehr in die öffentliche Debatte rücken. Sie geben einen Aufschluss nicht nur zum Status quo des Einkaufs, sondern darüber hinaus über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Der Einkauf und das Supply Chain Management sind ein wesentlicher Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, also auch für Fragen, die weit darüber hinausgehen.

Zum Beispiel: Wenn Frau von der Leyen fordert, dass die EU die Beziehung zu China neu austariert und europäische Unternehmen ihre Abhängigkeiten von China abbauen sollen, dann entspricht das in vielen Unternehmen nicht der Realität. Über Jahrzehnte gewachsene Strukturen und Partnerschaften lassen sich kurz- oder mittelfristig nicht ersetzen. Unsere Untersuchung hat das bestätigt.

Da sind Sie aktuell in einer guten Situation. So häufig wie derzeit war das Thema Beschaffung in den vergangenen 30 Jahren noch nie in den Medien.

Melnikov: In der Tat, das ist verrückt. Vor drei Jahren kannte niemand außerhalb des Einkaufs das Wort Lieferkette. Aber wir müssen die Lage auch nutzen und uns entsprechend präsentieren – jetzt, wo der Scheinwerfer auf das U-Boot BME gerichtet ist.

Bei „U-Boot“ habe ich andere Assoziationen.

Melnikov: Früher hieß es, der BME sei wie ein alter Tanker: groß, schwer und träge. Ich sehe, dass der BME groß ist und es ist schwierig, ihn rasch auf einen neuen Kurs zu bringen. Aber, wenn ich mir überlege, wie viele Jahre der Bereich Einkauf und Supply Chain und damit die Lieferketten unter dem Radar waren, dann ist er kein Tanker, sondern ein U-Boot, das jetzt auftaucht, weil die Lieferengpässe, die gestörten Logistikketten und die gesetzlich gestärkten Lieferkettensorgfaltspflichten in der öffentlichen Wahrnehmung sind.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Mitgliederzahl?

Melnikov: Die Entwicklung der Mitgliederzahlen ist stabil. Das ist ein großer Erfolg, wenn man bedenkt, dass wir jahrelang wegen Corona nicht akquirieren konnten.

Wie viele Mitglieder verzeichnet der BME?

Melnikov: Wir sind aktuell bei fast 10.000; dazu zählen sowohl Firmenmitglieder als auch persönliche Mitglieder.

Wie schaffen Sie es, alle unter einen Hut zu bringen? Denn die Interessen sind doch teilweise divergent.

Melnikov: Das ist die klassische Verbandsarbeit. Wir vertreten eine breite Klammer von Einkäuferinnen und Einkäufern sowie Supply Chain Managern und Logistikern, und das in jeweils sehr unterschiedlichen Branchen und Sektoren. Wir sind auch bei den öffentlichen Auftraggebern, in der privaten Wirtschaft, von der Automotive-Industrie bis zum Dienstleistungssektor. Dafür bieten wir mehr als 25 Fachgruppen, die in die drei Kategorien Einkauf, Logistik und öffentliche Auftraggeber eingruppiert sind. Jede Kategorie widmet sich den für die Mitglieder relevanten Themen.

Steht der BME auch offen für Dienstleister, die über den Verband an die Einkäufer gehen, um sie als Kunden zu bewerben?

Melnikov: Natürlich kann bei uns jedes Unternehmen Mitglied werden, um die eigene Einkaufsabteilung in das BME-Netzwerk einzubringen; ein eigenes Mitgliedschaftsmodell für Vertriebszwecke entspräche aber nicht unserem Selbstverständnis.

Unternehmen, die einen Kontakt zu Einkäufern aus unserer Community suchen, bieten wir unterschiedliche Events wie die eLösungstage, das BME-Symposium, die Mittelstandsinitiative oder den Sustainability Summit, wo wir Ausstellerflächen anbieten, und unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer einladen, auch mit Dienstleistern oder anderen Anbietern in Kontakt zu treten. Das steht allen offen, auch Nichtmitgliedern. Wir sind gemeinnützig, unsere Arbeit dient dem Allgemeinwohl.

Wie lautet Ihre Prognose: Was kommt auf den Einkauf in den nächsten fünf Jahren zu?

Melnikov: Ich sehe hier drei starke Entwicklungen.

Ein großer Faktor ist die Digitalisierung zusammen mit KI. Der andere ist die Nachhaltigkeit und der Dritte sind die politischen Einflüsse, mit denen alle Unternehmen zurechtkommen müssen.

Dr. Helena Melnikov bei ihrer Eröffnungsrede der 14. BME-eLösungstage. Bild: Anne Wirtz/BME e.V.

In Sachen Digitalisierung ist auch im Einkauf, im Supply Chain Management und in der Logistik jede Menge Luft nach oben, so wie generell in allen Unternehmen. Aber die Entwicklung von der Automatisierung hin zur KI, kann die Prozesse nachhaltig nach vorne bringen. Ich sehe hier, dass das intelligente Zusammenspiel von Daten und deren Auswertung durch KI neue Erkenntnisse bringt, die dann wiederum für Bestell- und Einkaufsprozesse genutzt werden können. Ich erwarte, dass beispielsweise eine Einkaufsversion von ChatGPT ganz gezielt nach Warengruppen, Lieferketten oder nach Rechnungsprozessen befragt werden kann. Das wird den Einkauf auf ein neues Level bringen.

Ein zunehmend wichtiger Faktor ist die Nachhaltigkeit und die dazugehörige Dokumentation und Aktion. Wir werden konkret auf die einzelnen Glieder der Lieferkette schauen, so wie es das LkSG vorsieht. Dabei werden wir alle einzelnen Aspekte der 17 UN Sustainable Goals betrachten und alle Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Auch da gibt es derzeit noch viel zu tun, beispielsweise beim Einsatz umweltschonender Materialien, beim Sourcing von Rohstoffen und den Recycling-Kreisläufen.

Der dritte Punkt wird vielfach unterschätzt. Aber er ist – allerdings oft erst auf lange Sicht – essenziell: der Einfluss politischer Entscheidungen. Handelspolitik, internationale geopolitische Verhältnisse und Interessen von Staaten haben einen direkten Einfluss auf die wirtschaftliche Tätigkeit der Unternehmen. Das darf man nicht unterschätzen.

Wenn sich zum Beispiel der französische Präsident Macron öffentlich für eine unabhängigere Rolle Europas gegenüber den USA ausspricht, hat das auch Auswirkungen auf unsere Unternehmen.

Denn die USA sind ein riesiger Markt, von dem wir uns nicht abwenden können. Wir benötigen die Unterstützung der Vereinigten Staaten nicht nur bei dem Krieg vor unserer Haustür, sondern auch, wenn es um Handelsabkommen geht. Wir verhandeln in der EU seit 20 Jahren das Mercosur-Abkommen. Dabei ist gerade erst der Handelsteil fertig, zwei andere Teile fehlen noch. Da kann man nur hoffen, dass solche Prozesse in Zukunft schneller laufen.

Und wir befinden uns in einer unsteten weltpolitischen Lage, von der ich nicht sehe, dass sie sich in den nächsten Jahren beruhigt. Deswegen würde ich bei unternehmerischen Entscheidungen darauf ein großes Augenmerk legen.

Abseits der großen Linien arbeiten die Unternehmen aktuell stark an einer Risiko- und Lieferkettendiversifizierung. Und auch hier unterstützen wir unsere Mitglieder. Im Rahmen von B2B-Veranstaltungen ist der BME aktuell in über 20 Ländern aktiv. So hat unser Verband frühzeitig in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung 2015 den Westbalkan ins Blickfeld geholt und seither in neun Veranstaltungen über 3000 B2B-Gespräche im Rahmen der Einkaufsinitiative Westbalkan möglich gemacht. Kern ist weiterhin Europa, aber wir unterstützen auch ASEAN, China und Nordafrika.

Sie sprechen da hoch komplexe Entwicklungen an. Bietet der BME dazu Fortbildungsmaßnahmen, Seminare oder Diskussionsrunden?

Melnikov: Zum wichtigen Thema Nachhaltigkeit bieten wir unseren Mitgliedern eine ganze Reihe interessanter Veranstaltungsformate mit geschäftspraktischem Nutzwert. Aktuelle Fragen zur internationalen Handelspolitik und deren Auswirkungen auf die Märkte behandeln unsere Global-Sourcing-Veranstaltungen. Weiter könnte man in den Fokus nehmen: Was bedeutet der zunehmende Protektionismus einzelner Staaten, der Inflation Reduction Act der Biden-Administration oder eine positive Entscheidung für ein Handelsabkommen mit einem Drittstaat? Was bedeutet das für Zölle? Wie wirken sich Sanktionen auf die Preise, Verfügbarkeiten von Rohstoffen, Komponenten et cetera aus? Da muss man ja gar nicht lange nachdenken, um zu einem Impact auf den Einkauf zu kommen. Insofern erweitern wir unser Veranstaltungsportfolio kontinuierlich.

Welche Rolle fällt der Politik zu, die globalen Handelsströme aufrechtzuhalten?

Melnikov: Die Politik hat die entscheidende Rolle, ein ausgewogenes Umfeld zu schaffen: Sie muss die deutsche Wirtschaft durch erstklassige Standortbedingungen unterstützen, gezielte Partnerschaften mit klug gewählten Drittländern eingehen und rasch effektive Handelsabkommen abschließen, um unseren Unternehmen einen reibungslosen Zugang zu globalen Märkten zu ermöglichen.

Sie kann die Exporteure vor Ort unterstützen, indem sie beispielsweise eine Exportkreditversicherung anbietet oder bestimmte Finanzierungsprogramme aufsetzt, die den Import fördern, sodass die Waren in beide Richtungen fließen. Das sind Parameter, die die Politik setzen kann, wenn sie das wirtschaftliche Wachstum begünstigen will. Das ist, was die Wirtschaft braucht.

Was würden Sie einem jungen Menschen sagen, um ihn für eine Tätigkeit im Einkauf zu begeistern?

Melnikov: Junge Menschen wollen sich oft erst ausprobieren und Neues kennenlernen, um auch mal zu schauen: Wo will ich denn überhaupt hin? Der Einkauf ist sehr vielseitig, so vielseitig wie kaum eine andere Funktion. Im Einkauf kann ich mein Verhandlungsgeschick ausprobieren und entwickeln, auch Kenntnisse über Märkte kann ich trainieren. Und wenn ich mich für Politik interessiere – wir hatten es ja gerade –, erfahre ich wie sich internationale geopolitische Verflechtungen auswirken. Viele sagen: Ich möchte etwas mit Menschen machen. Lieferantenmanagement ist zu einem großen Teil Beziehungspflege. Bin ich hierin gut, kann ich manches bewegen.

Dann ist da noch die Frage nach dem Sinn der Tätigkeit. Und da kommen wir wieder zum Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Ich kann in dieser Rolle wirklich was bewirken. Das habe ich nicht überall, insofern ist der Einkauf ein Geheimtipp.

Was raten Sie denn einem erfahrenen Einkäufer, wenn er oder sie auf das C-Level möchte?

Melnikov: Ich würde sagen, dass er oder sie versuchen soll, den eigenen Impact für den gesamten Unternehmenserfolg sichtbar zu machen. Dazu zählt Kostenersparnis, aber auch Diversifizierung der Lieferanten, Risikominimierung, Nachhaltigkeitsaspekte beim ESG-Reporting oder auch die Einführung von KI-Prozessen – nur um einige Punkte zu nennen. Wenn man immer nur auf den Savings-Faktor setzt, ist das zu wenig.

Auf welche Entwicklung Sie besonders stolz sind?

Melnikov: Beim BME bin ich besonders stolz darauf, dass wir Einkauf und Supply Chain Management schon heute zu einer größeren Sichtbarkeit verholfen haben als noch vor ein paar Jahren. Und ich bin sehr stolz darauf, dass verbandsintern eine so gute Stimmung herrscht, dass wir als Team in der Geschäftsstelle alle hinter unseren Zielen stehen, und dass wir auch auf der Regionsseite alle hinter dem gemeinsamen Kurs vereint haben.


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Dr. Helena Melnikov steuert seit September 2021 die Wege des BME.
Bild: Jochen Günther/BME e.V.

Dr. Helena Melnikov

ist seit September 2021 Hauptgeschäftsführerin des BME. Von 2014 bis zur ihrem Wechsel in den BME hatte sie das Amt der Hauptgeschäftsführerin des Waren-Vereins der Hamburger Börse e.V. inne und fungierte als Geschäftsführerin der dort angeschlossenen Fachverbände.

Zuvor war die im Wirtschaftsstrafrecht promovierte Rechtsanwältin beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) in Berlin als Leiterin der Abteilung Recht und Wettbewerb sowie als Leiterin der Agrarpolitik tätig.

Helena Melnikov wurde im heutigen Usbekistan geboren und wuchs in der ehemaligen Sowjetunion auf. Sie spricht Deutsch, Englisch und Russisch.

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