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Die Rohstoffversorgung der EU im Klammergriff von China

Meinung
Die Rohstoffversorgung der EU im Klammergriff von China

Die Rohstoffversorgung der EU im Klammergriff von China
Der Autor: Prof. Dr. Robert Fieten, wissenschaftlicher Berater der BA, Köln

Europas Versorgung mit unverzichtbaren Rohstoffen für Schlüsselprodukte der Industrie und der Energiewende ist alles andere als komfortabel. Man darf nicht vergessen: Ohne Chinas Rohstoffreserven und Raffineriekapazitäten geht fast nichts. Einige Beispiele (s. Wirtschaftswoche vom 24. Mai 2024): Bei raffiniertem Magnesium für die Automobil- und Flugzeugindustrie dominiert China die Importe in die EU zu 97 Prozent. Gallium für Halbleiter und Radartechnik kommt zu 71 Prozent aus dem Reich der Mitte. Die Seltene Erde Nepodym für Magnete und Windräder stammt raffiniert zu 80 Prozent aus China. Chinas Anteil an den Germaniumimporten der EU liegt bei 45 Prozent, solange die chinesische Regierung überhaupt noch exportiert. Diese Abhängigkeiten wiegen umso schwerer, als die EU plant, die heimische Produktion u. a. für Halbleiter, E-Auto-Batterien und Windturbinen schnell hochzufahren. Die Befreiung aus dem chinesischen Klammergriff geriert sich zur Herkulesaufgabe mit ungewissem Ausgang!

Immerhin ist das Problem in der EU erkannt. Erste vorbereitende Schritte einer neuen Rohstoffpolitik sind jüngst mit dem Critical Raw Materials Act (CRMA) eingeleitet worden. Hierin werden Schlüsselprodukte definiert und 17 strategisch wichtige Rohstoffe genannt. Zu diesen zählen Lithium (Verwendung Batterien), Kupfer und Seltene Erden (Verwendung Elektroautos, Windräder), Gallium und Germanium (Verwendung Chips, Solaranlagen, Röntgengeräte). Bis 2030 sollen laut CRMA nur noch höchstens 65 Prozent eines jeden Rohstoffs aus einem einzigen Drittland bezogen werden. Mindestens 10 Prozent des jährlichen Verbrauchs sollen aus EU-Bergbauregionen stammen, und 40 Prozent der Weiterverarbeitung soll in der EU stattfinden. Zudem sollen 25 Prozent aus heimischem Recycling kommen.

Die europäischen Unternehmen sollen sich mit entsprechenden Projekten um das Etikett „strategisch“ bewerben können. Für diese Projekte werden schnellere Genehmigungsverfahren versprochen. Aber es gibt leider (bisher) keinen Fonds zur Finanzierung der Projekte. Daher darf bezweifelt werden, dass der CRMA genügt, um den in Europa verkümmerten Bergbau wieder anzukurbeln.

Absolut keine Lösung ist der CRMA für unverzichtbare frühe Investments in Bergbauprojekte, von denen 90 Prozent floppen. China sitzt auch hier am längeren Hebel: Wenn China feststellt, dass frühe Bergbauprojekte Erfolg versprechen, wird einfach die Produktion hochgefahren, sodass die Preise unter Druck geraten. China kann dies über Jahre durchhalten, wohingegen private Risikokapitalgeber aus den Projekten aussteigen. Auf diese Weise kann China den Markt in seinem Sinne „bereinigen“. Dies geschieht im Moment bei Lithium. Der Preis ist im zweiten Halbjahr 2023 um rund zwei Drittel gesunken und hat sich seit Januar 2024 nicht erholt. Dies erscheint überraschend, da die Nachfrage nach Elektroautos weltweit wächst. Die Erklärung: China flutet den Markt mit Lithium und bremst dadurch neue Projekte in Europa, die im Interesse einer Reduzierung der Auslandsabhängigkeit dringend notwendig wären. Schnelle politische Lösungen sind nicht in Sicht! Den Einkäufern der kritischen Rohstoffe kann man nur Nerven wie Drahtseile wünschen.

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