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Indien – Hoffnungsträger der Weltwirtschaft

Meinung
Indien – Hoffnungsträger der Weltwirtschaft

Indien wird zurzeit von westlichen Regierungen aber auch von manchen Konzernlenkern zum neuen Hoffnungsträger in der schwächelnden Weltwirtschaft hochstilisiert. Während China tief in der Konjunkturkrise steckt, wächst Indiens Wirtschaft weiter rasant. In den Monaten April bis Juni legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Indiens im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent zu. Mit diesem Schub kann sich Indien als die wachstumsstärkste große Volkswirtschaft der Welt behaupten. Da kann China schon seit längerem nicht mehr mithalten: Es ist bereits das fünfte Quartal in Folge, in dem Indien stärker wächst als die Volksrepublik. Die Regierung in Neu-Delhi hofft, dass Indien von Chinas Schwäche und den Spannungen zwischen Peking und dem Westen profitieren kann.

Vor diesem Hintergrund sollten Einkäufer Indien auf dem Zettel haben. Indien versucht, ein stärkeres Gewicht in den Lieferketten europäischer und amerikanischer Unternehmen zu bekommen, die sich vom China-Sourcing etwas lösen möchten. Dies machte sich zuletzt auch in der deutschen Außenhandelsstatistik deutlich bemerkbar: Während der Dollar-Wert der Einfuhren aus China im ersten Halbjahr um mehr als 17 Prozent zurückging, stiegen die Importe aus Indien um knapp vier Prozent an.

Mit einem Plus von rund 23 Prozent waren die Lieferungen von Indien nach Deutschland bereits 2022 stark angestiegen. In absoluten Zahlen entsprach das Volumen der Importe aus Indien mit knapp 16 Milliarden Dollar zwar weniger als einem Zehntel der Lieferungen aus China. Dennoch konnte Indien damit einen neuen Rekord verbuchen. Dies könnte so weitergehen, denn Premierminister Modi will im laufenden Fiskaljahr mehr als 120 Milliarden US-Dollar in Investitionsprojekte (Schwerpunkt Infrastruktur) stecken – das ist ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Indiens Wirtschaftswachstum kommt auch der deutschen Exportindustrie zugute: Ihre Exporte nach Indien stiegen im ersten Halbjahr um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Ist Indien der neue Superstar im Wartestand?

Jenseits des Wunschdenkens sind die Meinungen geteilt. Positiv ist, dass Indien seit diesem Jahr die größte Bevölkerung der Welt hat mit einem großen Anteil junger Menschen. Negativ ist, dass Indien für die riesige Bevölkerung nicht genügend Arbeitsplätze hat, was zu gefährlichen sozialen Spannungen führen kann. Indien hat massive Probleme im Bildungs- und Gesundheitssystem und weist eine im Vergleich zu China nur geringe Produktivität auf, da 45 Prozent der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt sind. Indien braucht dringend Reformen.

Insider sehen in Indien kein Boom-Land wohl aber ein Land mit Potenzial. Dieses ist aber schwer zu heben. So braucht es in Indien verantwortungsbewusste, nicht korrupte Politiker, die die Weichen richtig stellen insbesondere durch Investitionen in das Humankapital. Mit mehr India-Sourcing können westliche Unternehmen Indien besser in die weltweiten Lieferketten integrieren.

Keine Frage: Indien hat sich auf den Weg gemacht.

Und der richtige Weg ist das hehre Ziel!

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