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Und jetzt noch Zinsschock und Bankenbeben

Meinung
Und jetzt noch Zinsschock und Bankenbeben

Und jetzt noch Zinsschock und Bankenbeben
Der Autor: Prof. Dr. Robert Fieten, wissenschaftlicher Berater der BA, Köln

Unsere Unternehmen haben in den letzten drei Jahren gelernt, mit gestörten Lieferketten umzugehen. Sie wurden resilienter. Doch in diesen Wochen türmen sich neue ungeahnte Problemberge auf. Als ob nicht der Ukraine-Krieg und die nicht enden wollende Inflation schon genug seien, kommen im März 2023 noch der Schock der drastischen Leitzinserhöhungen und das unerwartete Bankenbeben als Killer des ersehnten Konjunkturaufschwungs hinzu.

Nach dem Ende der Nullzins-Ära bahnen sich Störungen in den finanziellen Lieferketten an. Kredite sind bereits deutlich teurer geworden, und sie werden restriktiver vergeben. Es ist nur ein schwacher Trost, dass die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung erst zeitversetzt in der Realwirtschaft ankommen. Zinsgünstige Altkredite mit längeren Laufzeiten stehen bei den Unternehmen aber auch bei den Häuslebauern erst nach und nach zur Refinanzierung an.

Im Bankensektor herrscht Ende März Unruhe aber nicht Panik. Nach den jüngsten Bankenturbulenzen sah sich Bundeskanzler Olaf Scholz genötigt, zu betonen, dass die Guthaben der Sparer hierzulande sicher seien. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ zufolge trauen jedoch nur 50 Prozent dieser Zusicherung.

Es ist unverkennbar, dass die Kreditinstitute nach der viel zu langen Null-Zins-Ära in einer Phase rasch steigender Zinsen verwundbar sind. Zwar ermöglichen höhere Zinsen den Instituten höhere Einnahmen; dieser Vorteil kann jedoch überkompensiert werden durch die erforderlichen Abschreibungen auf niedrigverzinsliche Anleihen, in die sie Einlagen ihrer Kunden in Zeiten der Nullzinsphase investierten. Bei den deutschen Sparkassen belaufen sich die Wertkorrekturen auf acht Mrd. Euro; bei den Genossenschaftsbanken sind es 5,8 Mrd. Euro. Diese Belastungen sind bisher tragbar, da in den guten Jahren genügend Kapitalrücklagen geschaffen wurden. Probleme gäbe es, wenn die Kunden in einer Art virtueller Bank Run wie im Falle der Silicon Valley Bank und anderer amerikanischer Regionalbanken ihre Einlagen auf einen Schlag zurückfordern würden.

Dies ist zurzeit in Deutschland (noch?) nicht zu beobachten. Gleichwohl schrumpfen rapide die operativen Gewinne insbesondere unserer Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken. Auch die Großbanken bleiben nicht verschont. Insgesamt bedeutet dies, dass Einschränkungen bei der Kreditvergabe zu erwarten sind. Zudem wird die Zinslast für die Kreditnehmer größer. Dies trifft hoffnungsvolle Start-ups hart. Einkäufer, die mit Start-ups zusammenarbeiten, müssen auf dem Schirm haben, dass ihren Partnern die Luft ausgehen kann. Anziehende Zinsen und die Kapitalmarktturbulenzen belasten aber auch etablierte Zulieferer, die auf ihrer Bilanz langfristige Vermögenswerte und vor allem Firmenwerte abschreiben müssen, weil bei höheren Zinsen die zukünftigen Zahlungsströme aus diesen Anlagen weniger wert sind. So holen Zinsschock und Bankenbeben auch die Einkäufer ein. Man kann ihnen nur raten, sich mit der finanziellen Stabilität ihrer strategischen Lieferanten zu befassen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

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