Die Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes sprechen eine klare Sprache. Sowohl der IFO-Geschäftsklimaindex mit einer Absenkung auf 85,7 Punkte als auch der HCOB-Einkaufsmanagerindex mit nur noch 39,1 Punkten signalisieren, dass Deutschland in einer nicht mehr wegzudiskutierenden Schwächephase steckt. Schon macht das Déjà-vu vom kranken Mann Europas die Runde. Die Debatte über die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft und den daraus resultierenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit des Standortes haben wir selbstgefällig zu lange ausgeblendet. Diese ungeschönte Debatte ist notwendig, ja sogar hilfreich, wenn sie faktenbasiert geführt wird und nicht in einem lähmenden Defätismus unserer Unternehmer, aber auch unserer Gesellschaft verendet. Dann würde die deutsche Wirtschaft wirklich abschmieren, und unser aller Wohlstand wäre ernsthaft gefährdet. Aber dies muss nicht sein, vorausgesetzt, man geht die Probleme unternehmerisch an.
Dirigismus der Politik gepaart mit Subventionitis für die Wirtschaft, aber auch für die Bürger bringen nicht die erhoffte Wende. Ich empfehle, die aktuelle Situation der deutschen Wirtschaft mit der eines Unternehmens, dessen Börsenkurs ins Schlingern geraten ist, zu vergleichen. Ein solches Unternehmen würde sein Geschäftsmodell, aber auch sein Operating Modell, insbesondere die Produktivitätsentwicklung kritisch hinterfragen und in erster Linie auf die Stärkung der Selbstheilungskräfte setzen. Der Vorstand würde eine Runderneuerung forcieren und dabei alle Stakeholder mobilisieren und diesen klarmachen, wohin die Reise gehen soll und was auf alle zukommt.
Wie also kommt unsere Wirtschaft wieder auf die Erfolgsspur? Ein ganzes Bündel an Maßnahmen ist erforderlich. Nicht nur die Politik muss liefern, sondern jeder von uns muss seinen Beitrag leisten. Die Medien müssen deutlich machen, dass der Abstieg zwar droht aber noch keineswegs ausgemacht ist. Die Wirtschaftspolitik muss die Rahmenbedingungen des Industriestandortes Deutschland nachhaltig verbessern. Die Bundesregierung hat mit dem Wachstumschancengesetz einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen. Aber die Regierung ist kein Alchimist. Wohlstand ist das Werk vieler. Daher muss jetzt ein Ruck durch die Gesellschaft gehen: Mehr Leistungsgesellschaft statt Spaßgesellschaft! Die hohe Beschäftigung trotz Rezession hat dazu geführt, dass zu viele Bürger den Ernst der Lage bisher ausblenden.
Um wieder auf die Spur zu kommen, brauchen wir nicht Beamte, sondern mehr Unternehmerpersönlichkeiten. Eine Gesellschaft, die Unternehmer mit Missgunst und Ablehnung betrachtet, und eine Politik, die die Unternehmen mit immer mehr Bürokratie einschnürt, legen die Axt an unsere Soziale Marktwirtschaft.
Deutschland befindet sich in einer Schwächephase; es gibt aber keinen Grund für ein Herbeireden eines unvermeidbaren totalen Abschmierens unserer Wirtschaft. Meine Empfehlung: Fragen Sie nicht in erster Linie „Was soll mein Unternehmen für mich tun?“ Stellen Sie sich auch die Frage „Was kann ich für mein Unternehmen tun?“ Als Einkäufer werden Sie feststellen: Sie können im aktuellen Umfeld sehr viel für Ihr Unternehmen tun.
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