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End-to-End-Tracking in der Beschaffung von zeitkritischen Gütern

Asset Tracking
End-to-End-Tracking bei zeitkritischen Gütern

End-to-End-Tracking bei zeitkritischen Gütern
Mit multimodalem End-to-end-Tracking soll die Lieferkette agiler, resilienter und nachhaltiger werden. Bild: Here
Viele Unternehmen müssen zeitkritische Sendungen in Echtzeit verfolgen können, und zwar über mehrere Transportstufen hinweg bis in das Innere ihrer Gebäude und Werksgelände. IoT-Devices und Echtzeit-Karten schließen die Lücke zwischen Outdoor- und Indoor-Tracking. Damit verfolgen auch Servicetechniker bei Siemens Healthineers ihre Ersatzteillieferungen bis an den Einsatzort.

Christoph Herzig, Director Product Management Transport & Logistics, und Sabine Bulicke, Senior Product Manager Asset Tracking, Here Technologies.

Zehn bis Vierzig Prozent der Assets in der Lieferkette verschwinden jedes Jahr spurlos, schätzt die internationale Beratungsgesellschaft Logistics Bureau. Was, wenn ein medizinisches Gerät „durchs Raster fällt“, auf das ein Krankenhaus für eine dringende Behandlung wartet? Oder ein Ersatzteil für eine Fertigungsanlage, deren Stillstand den Betrieb Millionen kostet? Hier steigert die Komplexität der globalen Lieferketten das Fehlerrisiko. Der Transportweg eines Assets kann Monate dauern und unzählige Stationen umfassen: von der Fabrik ins Lager, vom Lager ins Flugzeug, vom Zielflughafen an einen Güterbahnhof, vom Zielbahnhof mit einem Lkw in ein Zwischenlager, die letzten Meter bis zum Einkäufer vielleicht sogar per Kurier oder Taxi, wenn es schnell gehen soll.

Selbst wenn das Asset nach dieser Odyssee wohlbehalten auf dem Betriebsgelände eintrifft, kann die Suche nach dem genauen Standort wertvolle Zeit vergeuden. Das betrifft besonders weitläufige Areale mit mehreren Lagerräumen oder Industriegelände, auf denen Warenannahme und Fertigung weit auseinander liegen. Gefragt ist ein lückenloses Asset Tracking über alle Transportstufen hinweg – mit einer genauen Ortung bis in den Innenraum.

Barcodes sind das traditionelle Tool für das Asset Tracking. Allerdings müssen sie in der Regel manuell gescannt werden, was einen personellen Aufwand bedeutet. Eine gängige Alternative sind RFID-Tags – aber auch diese setzen die Nähe des Assets zu einem Lesegerät voraus. Mit einer ausreichenden Dichte an Scannern lassen sich zwar RFID-Bewegungsprofile rekonstruieren, Bereiche ohne Scanner sind aber weiße Flecken auf der Transportkarte des Assets. In der Praxis endet somit das Potenzial von passivem Asset Tracking via Barcode oder RFID an der Grenze des Unternehmensgeländes.

Die Crux mit der ETA

Um Sendungen über das Unternehmensgelände hinaus zu verfolgen und die voraussichtliche Ankunftszeit (ETA) zu ermitteln, setzen Unternehmen vermehrt auf eine Kombination aus aktiven Tracking-Devices und digitalen Echtzeit-Karten. Für präzises Tracking müssen die eingesetzten Lösungen eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Dazu gehört eine langlebige Batterie sowie effizientes Energiemanagement der IoT-Devices, damit sie auch lange Transportwege überstehen. Außerdem muss die Verortung funktionieren: Die Mobilfunkabdeckung schränkt die Ortung von IoT-Geräten in abgelegenen Gebieten oder über verschiedene Kontinente hinweg ein – es sei denn, es wird teure Satellitenkommunikation verwendet. Doch nicht nur abgelegene Gebiete bieten Herausforderungen: In sogenannten Urban Canyons blockieren Hochhäuser das Satellitensignal, die GNSS-Verbindung ist unzuverlässig.

Klassischerweise wird die ETA anhand folgender Faktoren ermittelt: letzte bekannte Position des Fahrzeugs, Entfernung zum Ziel, durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit und aktuelle Verkehrslage. Dabei gibt es weitere Faktoren zu berücksichtigen, die sich aus der Historie ergeben, beispielsweise die durchschnittlichen Wartezeiten an einem Grenzübergang. Außerdem sind die Pause- und Ruhezeiten von Lkw-Fahrern strikt geregelt. Schlimmstenfalls kann sich eine ETA mit gerade mal 50 Kilometern bis zum Ziel auf einmal um acht Stunden verschieben, weil der Fahrer seine gesetzlich festgelegte Pausenzeit einhalten muss und es keinen Ersatzfahrer gibt. Für die „perfekte ETA“ müssen die Echtzeit-Karten mit entsprechenden historischen Daten sowie Informationen zu Regularien angereichert sein. Neben entsprechenden Daten braucht es auch Machine Learning- und KI-basierte Lösungen, die tausende historische Routen analysieren und den Einfluss weiterer Faktoren wie Saisonalität, lokalen Veranstaltungen oder Wetter in die ETA mit einberechnet.

Lückenloses Tracking in Echtzeit

Die Lücke zwischen Indoor- und Outdoor-Tracking für die perfekte ETA zu schließen, ist eine Herausforderung für die Branche. Auf der Plattform von Here Technologies treffen die Echtzeitdaten von robusten Tracking-Devices auf detaillierte Indoor- und Outdoor-Karten und schaffen Transparenz über die Position und den Weg einer Sendung. Möglich macht dies eine Kombination aus Geodaten, Asset Tracking sowie Tracing-Algorithmen für Fahrzeuge in Bewegung (Road/Route Matching). Ohne Medienbrüche bekommen Nutzer präzise Positionsinformationen in Echtzeit über alle Transportstufen hinweg auf einer Plattform und in einem einheitlichen Dateiformat angezeigt.

Dank intelligentem Energiemanagement überstehen die Tracking Devices von Here auch lange Reisen. Sie sind für die Nutzung im Flugzeug zertifiziert. An der gemessenen Beschleunigung erkennen die intelligenten Geräte den Start eines Flugzeugs und wechseln automatisch in den Offline-Modus. Für eine präzise Ortung werden GNSS mit intelligentem Wi-Fi-Positioning ergänzt. Dazu hat das Unternehmen Verträge mit Smartphone-Herstellern, die anonymisiert die Daten von über sieben Milliarden WLAN-Hotspots zur Verfügung stellen. Da die WLAN-Hotspots anhand ihrer Signalstärke ausgelesen, ist keine Verbindung zum Backend-Server notwendig, um die Position zu bestätigen. Somit funktioniert das Positioning auch offline und ist exakt genug, um festzustellen, ob sich eine Sendung noch auf der Straße (Outdoor) oder innerhalb eines Gebäudes (Indoor) befindet. Einmal angekommen, lässt sich die Lösung über APIs auch an Warehouse-Management-Systeme anschließen, um vollständige Transparenz zu schaffen.

Medizinische Ausrüstung verfolgen

Mehr als eine Million Ersatzteile liefert der Customer Service von Siemens Healthineers jährlich an Krankenhäuser und Labore auf der ganzen Welt. Die Servicetechniker vor Ort müssen genau wissen, wann sich die Ersatzteile an welchem Ort befinden, um ihre Einsätze effizient zu planen. Wenn sich Lieferungen verzögern oder ungenutzt in der Warenannahme verweilen, gerät die Zeitplanung durcheinander und es entstehen höhere Kosten. Somit ist Siemens Healthineers darauf angewiesen, Ersatzteile durchgängig entlang der gesamten Lieferkette nachzuverfolgen – sowohl im Außen- als auch im Innenbereich. Nur so sind reibungslose Serviceprozesse möglich.

Speziell für die Bedürfnisse von Siemens Healthineers hat Here einen intelligenten Tracking-Sensor entwickelt. Er sichert weltweite Konnektivität und kann Positionsdaten auch im Offline-Betrieb aufzeichnen. In Kombination mit der Here-Plattform wird der Standort, der Zustand und die ETA von Ersatzteilen für medizinische Geräte in Echtzeit erfasst. So können die Servicetechniker von Siemens Healthineers in einer App einsehen, wo sich Ersatzteile sowohl während der Auslieferung als auch nach Ankunft im Krankenhaus befinden.

Bei weitläufigen Geländen wie Krankenhäusern helfen detaillierte Indoor-Karten Gegenstände aufzufinden. Der Grundriss von öffentlichen Gebäuden ist hinterlegt und liefert eine erste Auskunft, in welchem Gebäude sich eine Lieferung befindet. Auf Wunsch können Anwender wie Siemens auch detailliertere Grundrisse zur Verfügung stellen, die dann für eine granularere Indoor-Karte verwendet werden. Auf der Here-Plattform lassen sich Indoor-Karten selbst oder in Zusammenarbeit mit dem Anbieter pflegen. Das Repertoire reicht von einfachen Tools zum Zeichnen von Grundrissen und Wegen bis hin zu zentimetergenauen Indoor-Karten. Das Format der Indoor-Karten ist kompatibel mit den Outdoor-Karten.

In Summe birgt die Transparenz aus dem Einsatz von Systemen für das multimodale End-to-End-Tracking für Einkäufer ebenso wie Logistikdienstleister viele Vorteile. Wenn sie sich auf die rechtzeitige Verfügbarkeit von Sendungen verlassen können, wird die Planung viel exakter. Durch die bessere Planbarkeit müssen weniger Pufferbestände „für den Notfall“ vorgehalten und schlimmstenfalls entsorgt werden. Auch die Zeitpuffer können realistischer eingeplant werden und Leerfahrten werden vermieden. Somit wird die Lieferkette agiler, resilienter und nachhaltiger.

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