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Schwere und empfindliche Lasten sicher bewegen

Maschinenbauer setzt auf Kran mit Lastpendeldämpfung von Demag
Schwere und empfindliche Lasten sicher bewegen

In der Montagehalle des Maschinenbauers Schütte müssen Lasten auf den Millimeter genau positioniert werden. Deswegen entschieden sich die Kölner für einen V-Profil-Kran mit Lastpendeldämpfung von Demag.

Bei Containerkränen an Hafenterminals bewährt sich die Lastpendeldämpfung bereits seit dreißig Jahren. Der Nutzen dieser Technik lässt sich dabei exakt in Euro und Cent umrechnen, weil der Kran pro Zeiteinheit einfach mehr Container umschlagen kann. Für die Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG ist Tempo nicht die entscheidende Größe. Für das Kölner Unternehmen, das für seine hochwertigen Mehrspindel-Drehautomaten bekannt ist, spielt die Umschlagsgeschwindigkeit bei der Kranauswahl keine Rolle. Trotzdem haben sich die Verantwortlichen für einen Hallenkran mit Lastpendeldämpfung entschieden. „Wir fertigen immer im µ-Bereich“, begründet Heinz-Josef Weiser, Leiter Instandhaltung bei Schütte, die Wahl. „Deshalb ist auch bei der Montage der schweren Maschinenkomponenten hohe Präzision gefragt und die erreichen wir besser mit einer Last, die nicht nachpendelt.“

Der neue Kran wurde für den Maschinenbauer ein Thema, als der bisherige, eigene Härtereibetrieb zu einer modernen Montagehalle umgebaut wurde. Exakt zu diesem Zeitpunkt brachte Demag den neuen Universalkran mit integrierter Lastpendeldämpfung auf den Markt. Das traf sich gut. In der umfassend sanierten, hellen Halle sorgt nun ein V-ProfilKran in der Ausführung „EVKE“ mit einer Tragfähigkeit von 8 t und einem Spurmittenmaß von 14 m für einen geordneten und präzisen Materialfluss.

Warum Genauigkeit so wichtig ist, erläutert Heinz-Josef Weiser an einem Beispiel: „Wenn die Zentralwelle des Antriebs in die Spindeltrommel eingeführt wird, dann kommt es auf den Millimeter an. Die Monteure müssen bei dieser Arbeit hochgenaue Passungen erreichen, denn sonst werden die Drehautomaten später nicht eine halbe Million Teile mit einem Werkzeugwechsel fertigen und dabei Toleranzen im µm-Bereich einhalten können.“ Die hohen Anforderungen an das Handling bei Schütte lassen sich auch so umschreiben: Sollte die Welle nur einmal anschlagen, muss sie erneut geprüft und möglicherweise aufwendig nachbearbeitet werden.

Mit dem V-Profil-Kran konnten die Kölner bereits Erfahrungen sammeln. Ein kleineres Modell ist in einer anderen Halle installiert und überzeugte die Verantwortlichen aus mehreren Gründen. „Der Kran lässt das Licht viel besser durch, sodass wir auf lokale Beleuchtung verzichten können“, sagt Weiser. Außerdem lassen sich bei Nachrüstprojekten die vorhandenen Kranbahnen nutzen und das geringere Gewicht des Kranträgers für die Erhöhung der Tragfähigkeit verwenden. „Wir planen mit Schütte einen Umbau, bei dem sich das Eigengewicht des Krans von 17,1 auf
8,3 Tonnen reduziert“, erzählt Jörg Wagner, Vertriebsingenieur bei Demag. „Das heißt, dass wir die Tragfähigkeit von 15 auf 20 Tonnen steigern können und dabei sogar noch Luft nach oben haben.“ Und schließlich ist Heinz-Josef Weiser allgemein vom Konstruktionsprinzip des Krans überzeugt: „Gute Balance von Zug- und Druckkräften, so viel Materialeinsatz wie nötig und so wenig wie möglich.“

Lastpendeldämpfung misst stets die

aktuelle Belastung

Die Antriebe für Kran- und Katzfahrten sind bei den V-Profil-Kranen mit Lastpendeldämpfung prinzipiell drehzahlgeregelt. Mit einer anderen Technik ließe sich die schnelle und bedarfsgerechte Ausregelung gar nicht umsetzen. Auch das geringe Eigengewicht des Krans und das sanfte Anfahren der umrichtergesteuerten Antriebe tragen zum verbesserten Schwingungsverhalten bei. Die Hauptaufgabe übernimmt allerdings die Kransteuerung zusammen mit einem Sensor, der die Auslenkung des Seils am Seilfestpunkt erfasst und bei einem Pendeln aktiv gegensteuert. Der Bediener kriegt von diesen ausgleichenden Bewegungen normalerweise nichts mit und genau das zeichnet ein gutes Assistenzsystem aus.

Die Lastpendeldämpfung operiert nicht nach mathematischen Modellen, sondern misst die aktuelle Belastung. Deswegen wird die Schwingung der Last in jeder Betriebssituation wirksam minimiert. Nicht zuletzt ist es den Entwicklern gelungen, die Pendeldämpfung in die Serien-Kransteuerung zu integrieren. Dadurch kann diese Funktion mit einem vertretbaren finanziellen Mehraufwand angeboten werden.

Für Schütte ist die Lastpendeldämpfung nicht nur wegen der empfindlichen und schweren Maschinenkomponenten eine wichtige Funktion. Die Verantwortlichen legen auch großen Wert auf das Thema Arbeitssicherheit. So wundert es nicht, dass alle Mitarbeiter in der Fertigung einen Kranführerschein besitzen. „Wir bewegen oft schwere Lasten“, versichert Weiser. „Am schwersten ist das Maschinenbett.“ Dabei handelt es sich um ein extrem verwindungssteifes Mineralgussteil mit einem Gewicht von maximal 2 t. „Beim Handling dieser Komponenten minimiert die Pendeldämpfung die Unfallgefahr und erhöht die Sicherheit“, schwört der Instandhalter. Aus Sicht des Kranbauers ist die Lastpendeldämpfung ein erster Schritt hin zu automatischen und autonomen Kranen. Weitere Maßnahmen sollen folgen. Das Ziel ist dabei aber nicht die Einführung der mannlosen Fertigung. „Der Kran der Zukunft wird weiterhin manuell bedient“, so Stefan Elspass, Produktmanager Kransteuerungen bei Demag. „Der Bediener behält die Kontrolle, wird aber in der Kran- und Handhabungstechnik durch Assistenzfunktionen unterstützt.“


Das Unternehmen

Eine bewegte Geschichte

Der Kern von Demag entstand 1819 in Wetter an der Ruhr unter dem Namen Mechanische Werkstätten Harkort & Co. Dessen Rechtsnachfolger ging 1910 in der Deutschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft auf, kurz Demag. Vier Jahre zuvor wurde in Düsseldorf die Maschinenfabrik Ernst Halbach AG gegründet, die wechselte den Besitzer und hieß ab 1917 Mukag, bis der Bankier Leo Gottwald sie 1928 übernahm und ihr später seinen
Namen gab. Nach einigen weiteren Besitzerwechseln und Namensänderungen schlug Düsseldorfs Vorzeigekonzern Mannesmann 1988 zu und gliederte Gottwald schließlich mit der zuvor erworbenen Demag in den Konzern ein.

Doch Mannesmann wurde Ende der 1990er-Jahre selbst feindlich vom Mobilfunker Vodafone übernommen. Bei der Zerschlagung des Konzerns im Jahr 2000 fiel die Demag Holding, die auch die Kranaktivitäten umfasste, an Siemens. Ein Jahr später verkaufte Siemens Demag an den US-amerikanischen Finanzinvestor KKR. Als im Mai 2010 dann der schwedische Investor Cevian zehn Prozent von Demag übernahm, kam es zu einer Phase regelrechter Übernahmefantasien. Im Sommer 2011 wurde Demag von US-amerikanischen Baumaschinenhersteller Terex übernommen. Im Januar 2017 übernahm dann der langjährige Konkurrent Konecranes aus Finnland Demag von Terex.


Alexander Gölz,
Redakteur Beschaffung aktuell


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