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Das Metall der Energiewende

Rohstoff des Monats: Silber
Das Metall der Energiewende

Silber ist das am besten leitende Edelmetall. Das macht dieses Element unverzichtbar für elektrische Schaltungen: von der Platine in Smartphones über Solarpanels bis hin zu Assistenzsystemen in E-Mobilen.

Schon vor der Energiewende war Silber unentbehrlich für viele Anwendungen. Poliertes Silber reflektiert beispielsweise 99 Prozent des sichtbaren Lichts und ermöglichte damit erstmals klare Spiegel. Im 20. Jahrhundert war die Fotografie das wichtigste Anwendungsgebiet: Lichtempfindliche Halogenidkristalle auf Basis von Silbernitrat verändern sich unter Lichteinfall und können in einem Fixierbad chemisch stabilisiert werden. Den Höhepunkt der Silbernachfrage für fotografische Produkte war im Jahr 1999 mit einem Viertel der weltweiten Fördermenge – um danach drastisch abzufallen. Analoge Filme werden heute meist nur noch in der medizinischen Standfotografie eingesetzt.

Darüber hinaus besitzen feine Silberstrukturen bakterizide Eigenschaften, die für Wundauflagen, in Wasserfiltern oder auch für antimikrobiell ausgerüstete Kleidungsstücke eingesetzt werden. Vor allem aber wird Silber für elektrische Schaltungen und Komponenten verwendet: Fast zwei Drittel der jährlich geförderten Menge an Silber wird auf diese Weise industriell weiterverarbeitet. Der Rest wandert in die Schmuckindustrie oder in die Tresore von Kapitalanlegern. Nicht zu vergessen die Medaillen für ausgezeichnete Sportler – wobei aus Kostengründen auch Goldmedaillen überwiegend ( 90 %) aus Silber bestehen und nur galvanisch vergoldet werden.

Handys, Autos, Panels

In einem aktuellen Smartphone sind circa 24 Milligramm Gold sowie 250 Milligramm Silber enthalten; die Edelmetalle kommen vor allem an den beanspruchten Kontaktflächen zum Einsatz. Bei einem prognostizierten Marktvolumen von jährlich rund 1,4 Milliarden Smartphones verbraucht damit allein die Handy-Branche rund 350 Tonnen Silber pro Jahr. Diese Zahl wird mit Einführung des 5G-Funkstandards mittelfristig eher steigen.

Ein weiterer Hauptabnehmer ist die Automobilbranche. Während in einem konventionellen Fahrzeug bislang ungefähr 30 g Silber verbaut wurden, benötigt ein Fahrzeug mit Elektroantrieb knapp 100 g von dem Edelmetall – vor allem für Elektronikkomponenten. Das „Silver Institute“ schätzt, dass die Fahrzeugbranche im Jahr 2025 rund 2800 t Silber verbrauchen wird – das entspricht deutlich mehr als einem Zehntel der weltweiten Förderung in Höhe von 23.500 t. Noch mehr Silber verarbeitet allerdings die Fotovoltaik-Industrie: Rund 20 g des Edelmetalls stecken in einem Standard-Panel mit einer Fläche von einem Quadratmeter; das summiert sich insgesamt auf knapp 3100 t.

Knapp, knapper, Silber

Die wichtigsten Fördernationen waren 2021 Mexiko (5600 t), gefolgt von Peru (3000 t), China und Peru (beide jeweils 1600 t). Die größten Reserven werden in Peru, Polen und Australien vermutet – wobei unsere polnischen Nachbarn jährlich nur circa 1300 t abbauen. Die United States Geological Survey (USGS) bezifferte im Januar 2022 die förderfähigen Reserven von Silber auf weltweit rund 530.000 Tonnen – das entspricht einer statischen Reichweite von nur 23 Jahren. Damit ist Silber das knappste Edelmetall – gefolgt von Gold (37 Jahre) und Zinn (42 Jahre). Verschärfend kommt hinzu, dass Silber bislang in der Regel nicht recycelt wird. Es landet zumeist wenig glanzvoll auf der Mülldeponie. Der Grund: Es lohnt sich bislang nicht – für Solaranlagen, Handys und E-Mobile existieren deshalb zurzeit keine zirkulären Wertschöpfungsketten. Mit aktuell 18 Dollar pro Feinunze hat Silber in den letzten Jahren zwar mehrere volatile Ausschläge gezeigt, aber Stand September 2022 insgesamt nur wenig an Wert zugelegt.

Substitution statt Recycling

Immerhin wird in manchen Bereichen intensiv an der Silber-Substitution geforscht. Laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE macht Silber rund 10 % des Herstellungspreises einer Solarzelle aus. Die süddeutschen Forschenden haben ein spezielles Galvanik-Verfahren entwickelt, mit dem anstelle von Silber nun Kupfer für Leiterbahnen eingesetzt werden kann – Kupfer ist um den Faktor 100 günstiger als Silber.

Glänzende Zeiten

Mit einer Gold-Silber-Ratio von 95 (Stand Anfang September 2022) ist Silber im Vergleich zu Gold derzeit unterbewertet. In Kombination mit der weiteren Digitalisierung von Fahrzeugen und Konsumgütern wird der Silberpreis mittel- bis langfristig steigen.

Michael Grupp, Journalist, Stuttgart.

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