Die Umbrüche in den globalen Lieferketten zwingen Supply-Chain-Verantwortliche dazu, ihre Ökosysteme grundlegend zu transformieren – zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Reinventing Supply Chains 2030“ von PwC Deutschland. Für die Untersuchung wurden weltweit mehr als 1000 Führungskräfte aus dem Bereich Supply Chain zu den wichtigsten Trends und Entwicklungen der Branche befragt. Demnach sorgen insbesondere geopolitische Krisen, der Klimawandel und technologischer Fortschritt für konstante Disruptionen, die globale Lieferketten dauerhaft aus dem Gleichgewicht bringen.
Externe Schocks sind das „New Normal“
Die befragten Führungskräfte spüren angesichts dieser Veränderungen den Druck, ihr gesamtes Lieferkettenkonzept umzudenken, um es anpassungsfähiger, nachhaltiger und intelligenter zu gestalten. Ihre Pläne beinhalten, die Transparenz zu erhöhen, KI und Robotik zu integrieren und alle Stakeholder miteinander zu vernetzen. Dies, so die Befragung, gelingt derzeit allerdings nur einer Minderheit von „Supply Chain Champions“.
Die erfolgreichsten Transformationen zeichnen sich durch End-to-End-Ansätze aus, sind sehr komplex und erfordern laut den Supply Chain Champions anspruchsvolle Fähigkeiten und Technologien sowie neue Arbeitsweisen. Daneben sind eine klare Vision und Roadmap, Ressourcenkapazitäten und das Engagement der Mitarbeitenden gefordert. Die Umfrage ergab, dass 8 % der Unternehmen von sich sagen, dass sie ihre Lieferketten bereits vollständig transformiert haben. Befragt nach ihrer Befähigung, technologische Disruptionen bewältigen zu können, gaben 45 % der Unternehmen an, Initiativen zu planen – tatsächlich in Angriff genommen haben das Thema 50 %.
Eine gelungene Transformation wirkt sich unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. So erwarten die „Supply Chain Champions“ Kostensenkungen in der Lieferkette von 19 % sowie Umsatzsteigerungen von 16 %. „Kontinuierliche Disruptionen sind das ‚New Normal‘. Unternehmen müssen daher Schritte einleiten, um ihre Lieferketten ganzheitlich neu zu denken. Anpassungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und eine neues kognitives Ökosystem sind dabei der Schlüssel“, sagt Stefan Schrauf, Partner und Co-Lead Operations Transformation and Supply Chain Europe bei PwC Deutschland.
Nachhaltigkeit bleibt integraler Bestandteil des Wandels
Die Auswirkungen der anhaltenden Polykrise aus geopolitischen Konflikten, den Folgen des Klimawandels, steigenden Kosten und Inflation halten Supply-Chain-Executives PwC zufolge in Atem. Insbesondere die steigenden ESG-Anforderungen bringen neue Herausforderungen mit sich.
„Gesetzgeber weltweit verschärfen regulatorische Vorgaben während Verbraucher zunehmend erwarten, dass Unternehmen ihre Umwelt- und Sozialbemühungen verstärken“, sagt Schrauf. „Diese Trends geben neuen Lieferkettenmodellen und Wettbewerbsumgebungen einen starken Auftrieb.“
Folglich erkennen mehr als 40 % der befragten Unternehmen die Notwendigkeit, ihre Lieferketten ESG-konformer zu gestalten. Doch nur 12 % geben an, ihre Lieferketten bereits daran angepasst und Schlüsselfunktionen wie ein ESG-getriebenes Circular Network Design und eine ESG-Lieferkettenplanung weitestgehend implementiert zu haben. 66 % haben entsprechende Initiativen bereits gestartet.
Technologiewandel als Chance
Zu den großen Chancen des Wandels zählen neue Technologien, die die Datensichtbarkeit erhöhen, Prozesse und Entscheidungsfindungen automatisieren, die Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern und so Lieferketten nachhaltiger und widerstandsfähiger machen. 56 % der Unternehmen prognostizieren, dass digitale Zwillinge unmittelbare Auswirkungen auf ihre Lieferketten haben werden. Weitere 37 % der Unternehmen, die ihre Lieferketten technologisch vollständig angepasst haben, nutzen sie bereits in ihrer Lieferkettenplanung. Auch Künstliche Intelligenz ist eine Schlüsseltechnologie in der Lieferkettentransformation. Die „Supply Chain Champions“ nutzen KI zum Beispiel für Lieferkettenplanung, Logistik, Auftragsmanagement oder Risikomanagement. (ys)