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Nach volatilen Jahren: Stahlpreis entspannt sich

Indikatoren für die Stahlpreisbildung
Nach volatilen Jahren: Stahlpreis entspannt sich

Nach den teilweise extremen Preisschwankungen der Vorjahre scheint sich der Stahlmarkt laut unserem Kompetenzpartner Stahlkompakt derzeit etwas zu beruhigen. Es gibt noch Schwankungen, aber die Ausschläge sind wieder deutlich geringer geworden. Gleichzeitig setzt sich der Negativtrend in der deutschen Stahlproduktion fort.

Nachfolgend gewährt unser Experte für die Stahlbeschaffung und -preisentwicklung einen Blick auf ausgewählte Indikatoren zur Preisbildung am Stahlmarkt zwecks Ursachenanalyse.

Die Angebotsseite

Eine schwache Nachfrage in Verbindung mit hohen und international nicht wettbewerbsfähigen Strompreisen hat die Stahlproduktion in Deutschland 2023 auf auf einen historischen Tiefstand sinken lassen. Damit setzt sich der nun seit Anfang 2022 dauernde Negativtrend weiter fort. „Das Jahr 2023 war das produktionsschwächste seit der Finanzkrise und die Produktion befindet sich nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau“, erklärt Dr. Martin Theuringer, Geschäftsführer und Chefvolkswirt der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Seit 2017 hat der Markt 30 Prozent an Volumen verloren“, sagt Theuringer weiter. Darin spiegele sich eine breite Verunsicherung der Stahlverwender sowie der Einbruch der Ausrüstungs- und Bauinvestitionen wider (Quelle WV Stahl). Nach aktuellen Daten wurden auch im Januar 2024 erneut nur rund 3,1 Mio. Tonnen Rohstahl produziert. Auf einem vergleichbaren Niveau dümpelt die Produktion in Deutschland nun schon seit Monaten vor sich hin.

Auf europäischer Ebene ist die Entwicklung vergleichbar: In den Jahren vor Corona-Jahren produzierten die EU27-Länder ohne Deutschland laut worldsteel.org noch rund 10 Mio. Tonnen pro Monat, in den letzten Monaten wurden eher Mengen um die 7,5 Mio. Tonnen erreicht. Aus Sicht eines Stahlherstellers dürfte es derzeit keinen Anreiz geben, die Produktion zu erhöhen. Da man sich bereits seit geraumer Zeit auf diesem Niveau befindet, dürfte die niedrige Produktion bereits eingepreist sein. Insofern erwartet Stahlkompakt in naher Zukunft kaum Veränderungen und damit auch keinen Einfluss auf die Preise.

Die Schwankungen im Außenhandel sind im Wesentlichen auf die Safeguard-Kontingente zurückzuführen. Aber auch hier ist die Entwicklung seit einigen Monaten relativ konstant. Nennenswerte Preiseinflüsse sind auch in nächster Zeit nicht zu erwarten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Safeguard-Regelungen entwickeln und ob die Kommission hier im Laufe des Jahres Anpassungen vornimmt.

Die Nachfrageseite

Die Automobilindustrie hat sich zwar von dem extrem schwachen Jahr 2021 etwas erholt, liegt aber immer noch deutlich unter den Zahlen von 2018/2019. In den letzten Monaten scheint sich die Industrie in einem Bereich einzupendeln, der etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau der Vorjahre liegt, aber immerhin wieder 15 bis 20 Prozent über dem Tiefpunkt von 2021. Auch die beiden Monatszahlen für Januar und Februar 2024 liegen wieder in diesem Bereich. Ausreißer oder signifikante Veränderungen gab es in den letzten Monaten nicht und sind auch nicht in Sicht.

In der Bauwirtschaft bestätigen die vorliegenden Daten die in den Medien vielfach beschriebene Situation: Die Baugenehmigungen – insbesondere im Wohnungsbau – sind mit insgesamt knapp 10 Prozent deutlich rückläufig. Da die Baugenehmigungen zudem nicht vollständig in Aufträge umgesetzt werden, blickt der Stahlexperte weiterhin auch auf die Auftragslage. Laut Statistischem Bundesamt sind die realen (preisbereinigten) Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Der reale Jahresumsatz sank im Vergleich zum Vorjahr noch um 3,3 Prozent. Da hier der Abschwung bereits Ende 2022 begann, sind die aktuellen Werte nicht überraschend bzw. stellen keine kurzfristig neue Entwicklung dar. Unternehmen in dieser Branche dürften ihre Stahlnachfrage daher schon vor längerer Zeit angepasst haben. Auch hier sieht Stahlkompakt keine Quelle für kurzfristige Preisschwankungen am Stahlmarkt. Langfristig geht der Trend vermutlich eher leicht nach unten. Da der Umsatz geringer gesunken ist als Auftragseingang und Baugenehmigungen, scheint man noch von einem Auftragsbestand profitiert zu haben. Dieser Effekt dürft eaber irgendwann abnehmen, so dass sich – bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen – Umsatz und Stahlbedarf tendenziell weiter nach unten entwickeln.

Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind die Bestellungen zu Jahresbeginn weiter gesunken. Im Januar blieben die Auftragseingänge um real 10 Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Die weltwirtschaftliche Erholung lässt weiter auf sich warten, für Deutschland wurden Wachstumsprognosen sogar zurückgenommen. Hinzu kommen unverändert geopolitische Herausforderungen und Unsicherheiten. Es fehlt nach wie vor an positiven Impulsen für das Investitionsverhalten. Einzig für Teile des Auslandsgeschäfts bleibt die Hoffnung auf Bodenbildung intakt“, erläutert VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Trotz deutlich rückläufiger Auftragseingänge, lebt die Branche bisher noch recht gut von einem historisch immer noch sehr hohen Auftragsbestand. Die Produktionswerte – und damit auch der Stahlbedarf – sind daher bisher kaum zurückgegangen. Stahlkompakt geht davon aus, dass dies auch noch ein paar Monate so bleiben kann. Mittelfristig wird aber auch aus diesem Bereich ein reduzierter Stahlbedarf resultieren, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.

Fazit

Nennenswerte Einflüsse, die zu besonderen Preisschwankungen führen, waren auf dem Stahlmarkt in den letzten Monaten nicht zu erkennen und sind auch für die nächsten Wochen nicht in Sicht. Natürlich muss man als Einkäufer die Welt beobachten und die Experten von Stahlkompakt wissen nicht, was die Zukunft bringt. Gibt es eine neue Pandemie? Liegt wieder ein Schiff im Suezkanal schief? Was passiert, wenn Trump im November gewinnt? Wie entwickelt sich das Verhältnis zwischen China und Taiwan?

Aktuell sieht der Kompetenzpartner Beschaffung auf Basis der aktuellen Rahmenbedingungen eher wenig spürbare Preiseinflüsse. Kurzfristig geht er daher eher von stabilen Stahlpreisen aus. Mittelfristig zeichnet sich ein tendenziell weiter sinkender Bedarf ab, was zu sinkenden Preisen führen könnte. Auch der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe bewegt sich weiterhin unterhalb der 50-Punkte-Marke, was auf eine negative Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung hindeutet. Interessant wird in diesem Zusammenhang auch die Reaktion der Hersteller hinsichtlich ihrer Produktionsmengen. Ist ein weiterer Rückgang möglich? Auch wenn die Lage ruhig erscheint, bleibt abzuwarten, was die nächsten Monate bringen.


<a href=“http://www.stahl-kompakt.de“>www.stahl-kompakt.de</a>

Unser Kompetenzpartner

Hier finden Sie auch mehr zu den Themen Stahl und Stahlbeschaffung, insbesondere auch zu den aktuellen Stahlpreisentwicklungen.

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