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Wie agiere ich als Einkäufer auf dem Stahlmarkt

Analyse der aktuellen Lage
Wie agiere ich als Einkäufer auf dem Stahlmarkt

Was passiert, wenn uns die vor einigen Wochen heraufbeschworene Krise doch nicht so hart trifft? Was passiert, wenn die Schwierigkeiten in den Lieferketten nach und nach weniger werden und Unternehmen nicht mehr darin hindern Aufträge ab zu arbeiten? Diese und ähnliche sind Fragen, die sich Stahleinkäufer und Stahlkompakt in letzter Zeit häufiger stellen. Zur Beantwortung sollen folgenden Einschätzungen helfen.

Zunächst ein Überblick ausgewählter Einflussfaktoren für den Stahlmarkt, auf die der Beitrag näher eingehen wird:

Rohstahlerzeugung

Aktuelle Daten liegen bis einschließlich November 2022 vor (Stand 15.01.2023). Die Rohstahlerzeugung in Deutschland ist im November 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf rund 2,8 Mio. Tonnen gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit Juli 2020. Im Zeitraum von Januar bis November betrugt der Rückgang der Rohstahlproduktion rund 8 Prozent. Die Erzeugung im Jahr 2022 liegt damit – wie schon in den Jahren 2019 und 2020 – erneut unter der 40-Millionen-Tonnen-Grenze. Damit setzt sich der Abwärtstrend weiter fort.

Auf europäischer Ebene (EU 27 ohne Deutschland) ist die Lage ähnlich. Gerade in den zuletzt veröffentlichten Werten von Eurofer zeigt sich mit durchschnittlich unter 8 Mio. Tonnen ein Output, wie wir ihn lange nicht gesehen haben. Liest man entsprechende Meldungen, deuten diese häufig eher auf eine weitere Reduzierung oder ein Verharren auf diesem Niveau hin. Da Stahlproduktionen nicht „mal eben“ wieder hochzufahren sind, werden die Werke sich vermutlich nicht kurzfristig von ggf. erkennbaren Nachfrageanstiegen beeinflussen lassen, sondern erst reagieren, wenn eine gewisse Nachhaltigkeit erkennbar ist, und dann den Output erhöhen. Stahlkompakt vermutet daher für die nächsten Wochen weiterhin ein recht niedriges Produktionsniveau.

Außenhandel

Die Importe befinden sich weiter auf hohem Niveau, während die Exporte weiterhin sehr gering ausfallen. Damit wurde im Jahr 2022 entsprechend der Eurofer-Veröffentlichungen der bereits recht hohe Jahresüberschuss von 2021 überschritten. Der Außenhandel unterstützt also eine ordentliche Versorgungslage am Stahlmarkt. Da sie diese Situation der hohen Importüberschüsse bereits seit Monaten erleben, erwarten die Experten von Stahlkompakt aufgrund dieser Situation kurzfristig keine starken Preiseinflüsse im Gesamtmarkt. Dies gilt allerdings nicht gleichermaßen für alle Stahlsorten. Die Importabhängig kann sich jeweils stark unterscheiden.

Automotive

Das Produktionsniveau lag im Dezember zum achten Mal in Folge über dem des jeweiligen Vorjahresmonats. Mit 253.700 Pkw fertigten die deutschen Hersteller gut zwei Prozent mehr Pkw als im Dezember des Vorjahres. Im Gesamtjahr 2022 wurden 3,4 Mio. Fahrzeuge in Deutschland produziert, knapp 11 Prozent mehr als 2021. Trotz des durchgängigen Wachstums der vergangenen Monate befindet sich das Produktionsvolumen weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau: die Produktionszahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 wurden 2022 laut VDA deutlich um gut 26 Prozent unterschritten. Nichtsdestotrotz ist ein Aufwärtstrend der Produktion erkennbar. In den nächsten Wochen rechnet der Kompetenzpartner von Beschaffung aktuell auch in Folge der sich verbessernden Lage am Halbleiter-/ Elektronikmarkt weiter mit anziehenden Produktionszahlen und somit steigender Stahlnachfrage.

Maschinenbau

In den Schlussmonaten des Jahres 2022 haben sich die vielfältigen konjunkturellen Dämpfer auch in den Auftragsbüchern des Maschinen- und Anlagenbaus niedergeschlagen. Nach einem zweistelligen Orderminus im Oktober blieben die Bestellungen auch im November um real 14 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum September bis November 2022 gingen die Bestellungen um insgesamt 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, so der VDMA. Der Rückgang wirkt sich allerdings im Moment noch nicht negativ auf die Produktion bzw. die Stahlbedarfe aus. Der Maschinenbau verfügt weiterhin über einen sehr hohen Auftragsbestand, da in der Vergangenheit unter anderem aufgrund der Lieferkettenprobleme nicht alle Aufträge bearbeitet werden konnten. Da sich die Situation der Lieferketten langsam wieder verbessert, sieht Stahlkompakt aus dem Bereich Maschinenbau kurzfristig eher eine gleichbleibende bis leicht steigende Nachfrage. Bei den Metallwaren und dem verarbeitenden Gewerbe ist die Situation ähnlich wie im Maschinenbau. Die Auftragseingänge sind rückläufig, aber der Umsatz steigt. Die Experten gehen auch hier kurzfristig von einer eher gleichbleibenden bis leicht ansteigenden Stahlnachfrage aus.

Fazit

Um auf die eingangs gestellten Fragen zurück zu kommen: Stahleinkäufer sollten aktuell sehr genau hinschauen und sich im Klaren darüber sein, woher der Stahl kommt und in welchen Bereichen er eingesetzt wird. Daraus kann sich ergeben, dass man wieder auf eine Verknappung zusteuert und sich vielleicht noch ein paar Tonnen mehr sichert. Etwas Material zusätzlich auf Lager zu haben oder vielleicht ein paar Euro zu viel bezahlt haben, ist im Ergebnis wohl weniger kritisch als nicht lieferfähig zu sein.


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