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Generative KI: Versorgungssicherheit und Risikomanagement im Einkauf

Lieferkettenunterbrechung effektiv vorzubeugen
GenKI: Versorgungssicherheit und Risikomanagement im Einkauf

GenKI: Versorgungssicherheit und Risikomanagement im Einkauf
Die Konsolidierung sämtlicher Lieferkettendaten in einer „Single Source of Truth“ ist elementar für den erfolgreichen KI-Einsatz. Bild: tippapatt – stock.adobe.com

Die Disruption globaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie schnell Produktionsausfälle und Lieferengpässe ganze Branchen lahmlegen können. Mithilfe künstlicher Intelligenz erhalten Einkauf und Supply Chain Management ein Werkzeug, um im Ernstfall der Lieferkettenunterbrechung effektiv vorzubeugen. 

Einkäuferinnen und Einkäufer stehen kontinuierlich vor der Herausforderung, die Verfügbarkeit kritischer Güter und Rohstoffe sicherzustellen – selbst wenn unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen oder geopolitische Krisen die Lieferketten empfindlich stören. Die jüngsten Fortschritte im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz (KI) eröffnen neue Möglichkeiten, um Versorgungsrisiken zu reduzieren und jederzeit lieferfähig zu bleiben. 

Konsolidierte Lieferdaten als Basis für prädiktives Risikomanagement

Der Schlüssel für den erfolgreichen KI-Einsatz liegt laut Project44, einem Anbieter für Supply Chain Visibility, in der Konsolidierung sämtlicher Lieferkettendaten in einer einheitlichen, cloudbasierten Plattform. In vielen Firmen finden sich die relevanten Informationen wie Bestände, Aufträge, Transportdaten und dergleichen bislang in verschiedenen System-Silos wie ERP (Enterprise Resource Planning), TMS (Transportation Management System) und WMS (Warehouse Management System) verteilt. Durch die Zusammenführung dieser Daten in einer „Single Source of Truth“ entsteht die Möglichkeit für Transparenz über die gesamte Supply Chain.

Auf dieser Datenbasis können generative KI-Systeme mit prädiktiven Analytik-Funktionen Risiken frühzeitig erkennen. Durch Musteranalysen in historischen Datensätzen und Abgleich mit aktuellen Lieferungen sollen sich Anomalien wie Verzögerungen, Mengenschwankungen oder Qualitätsprobleme bei Lieferanten rechtzeitig identifizieren lassen.

Beispielsweise erhalten Einkäuferinnen und Einkäufer eines Industrieunternehmens automatische Warnungen bei ersten Anzeichen für Lieferverzögerungen aufgrund von Arbeitsniederlegungen in einer Region, aus der sie Komponenten beziehen. Dies ermöglicht es, unverzüglich Gegenmaßnahmen anzustoßen wie Beschaffung von Sicherheitsbeständen oder die Suche nach alternativen Lieferanten.

Identifikation und Bewertung alternativer Bezugsquellen

Eine weitere zentrale Funktion ist die KI-gestützte Auswertung potenzieller Ersatzlieferanten. Basierend auf den konsolidierten Lieferdaten und unter Einbeziehung externer Quellen können im Bedarfsfall schnell und gezielt alternative Beschaffungsquellen evaluiert werden. Dafür wertet die KI verschiedene Kriterien aus:

  • Aktuell verfügbare Kapazitäten und Lagerbestände
  • Qualitätsstandards und Zertifizierungen der Lieferanten
  • Geografische Lage und Transportwege
  • Finanzlage und Bonität der potenziellen Lieferanten
  • Performance und Liefertreue in der Vergangenheit

So lassen sich bei Lieferengpässen kurzfristig geeignete Ersatzlieferanten identifizieren. Gleichzeitig fördert die KI-Entscheidungsunterstützung auch das strategische Lieferantenmanagement. Zum Beispiel kann sie dabei helfen, die Beschaffung robuster und risikoresistenter aufzustellen, indem Lieferketten lokalisiert und Dual-Sourcing-Strategien umgesetzt werden.

Ein Praxisfall veranschaulicht den Nutzen: Nachdem ein Erdbeben in Taiwan 2024 zu Produktionsausfällen bei Chip-Lieferanten führte, identifizierte die KI innerhalb kürzester Zeit in anderen asiatischen Ländern ansässige Hersteller mit ausreichenden Kapazitäten sowie Vertriebspartner für die rasche Beschaffung qualitativ äquivalenter Chips. Die drohenden Lieferengpässe konnten so laut Project44 abgewendet werden.

Optimierung des Transportation Managements

Neben der Beschaffung von Gütern und Materialien lässt sich generative KI auch für das proaktive Transportation Management nutzen. Durch Einbindung von Echtzeit-Verfolgungsdaten der Transporte und Verkehrsdaten erkennt die KI frühzeitig potenzielle Verzögerungen und kann Gegenmaßnahmen vorschlagen.

So profitierte beispielsweise ein Chemieunternehmen von der Integration der Transportation-Visibility-Lösung von Project44. Damit konnte das Unternehmen den Ablauf aller Transporte visualisieren und Verzögerungen deutlich schneller als zuvor identifizieren, so der US-Plattformanbieter. Die integrierte Lösung liefere den Entscheidungsträgern Updates zu den voraussichtlichen Lieferzeitpunkten (Estimated Time of Arrival, ETA), sodass sie Transport- und Lagerkapazitäten optimieren und frühzeitig Maßnahmen einleiten können.

Dieser durchgängige Einblick in die Bewegungen der Lieferketten ermöglicht proaktives Handeln: Im Fall von Verzögerungen können die Verantwortlichen schnell Ersatztransporte organisieren, Produktionspläne anpassen oder Kunden informieren. Zugleich eröffnet die Transparenz Möglichkeiten für Prozessoptimierung, etwa durch besseres Slot-Management in Lagern und Depots.

Generative KI – das unterschätzte Risiko

Enabler für Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit

Während KI-gestützte Lösungen bislang hauptsächlich von großen Unternehmen mit entsprechenden Ressourcen eingesetzt wurden, demokratisieren spezialisierte Technologiedienstleister den Zugang auch für den Mittelstand. Über Cloud-Plattformen lässt sich generative KI inklusive der erforderlichen Datenintegration skalierbar und ohne hohen Initialbedarf nutzen.

Somit erhalten Einkäuferinnen und Einkäufer ein leistungsstarkes Werkzeug, um im Ernstfall der Lieferkettenunterbrechung effektiv vorzubeugen. Durch die Früherkennung von Risiken, die Priorisierung kritischer Lieferungen und Aufrechterhaltung der Materialverfügbarkeit übernehmen sie eine Schlüsselrolle für die Steigerung der Widerstandsfähigkeit sowie Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und ihren Geschäftsmodellen. Insofern entwickelt sich der Einkauf zu einem strategischen Werttreiber und Enabler für Resilienz.

Bild: Project44

Der Autor: 
Timo Altstadt,
Senior Director bei Project44

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