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Auf dem Weg zum Einkauf 4.0

11. Internationales Bodensee-Forum in Dornbirn
Auf dem Weg zum Einkauf 4.0

Auf dem Weg zum Einkauf 4.0
Reger Andrang herrschte beim 11. Internationalen Bodensee-Forum in Dornbirn. Bild: Tobias Anslinger/BME

„Bei 202 angemeldeten Teilnehmern mussten wir abriegeln“, sagte ein sichtlich zufriedener Volkher Lins, Vorstandsvorsitzender der BME-Region Bodensee-Oberschwaben. Die Organisatoren setzten das 11. Internationale Bodensee-Forum für Einkauf und Materialwirtschaft, das eine Gemeinschaftsveranstaltung der BME-Region Bodensee-Oberschwaben, dem Schweizerischen Fachverband für Einkauf und Supply Management (procure.ch) sowie dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) ist, unter das Leitthema „Einkauf 4.0 – wo stehen wir und wo geht die Reise hin?“. Damit schloss das diesjährige Forum inhaltlich nahtlos an jenes im vergangenen Jahr an. Der rege Zuspruch zeigte, dass sich dies als richtige Entscheidung erwies. „Die Digitalisierung in Unternehmen ist in vollem Gange, der Einkauf 4.0 steht noch am Anfang. Es gibt also noch reichlich Gesprächsstoff und vieles zu diskutieren“, so Lins.

Einkauf drängt in die Produktentwicklung

In seiner Keynote stimmte Florian C. Kleemann, Professor für Supply Chain Management an der Hochschule München, die Teilnehmer auf einen kompakt-informativen Nachmittag ein. Von der Industrie 4.0, in der Maschinen und Fabriken echtzeitfähig, intelligent sowie horizontal und vertikal miteinander vernetzt sind, leitete Kleemann die Herausforderungen für den Einkauf 4.0 ab. Denn ein Abgleich wesentlicher Digitalisierungsanwendungen mit den Kernprozessen des Einkaufs zeige hohe Überschneidungen. „Die Frage ist also, wie diese drei Voraussetzungen den Einkauf verändern“, schlussfolgerte Kleemann. Folgt man den Ausführungen des Wissenschaftlers, ist die Antwort: grundlegend. So könne der Einkauf künftig etwa zu einem entscheidenden Treiber in der Produktentwicklung werden, „und zwar durch gezieltes Scouting und gezielte Integration von innovativen Beschaffungsobjekten“, prophezeit Kleemann. Der Einkäufer entwickle künftig gemeinsam mit dem Lieferanten „smarte“ Produkte, also jene, die die Voraussetzung dafür sind, dass Industrie 4.0 überhaupt funktionieren kann. Er wird so zum Rahmen- und Prozessmanager. Gleichzeitig warnte Kleemann aber auch davor, Einkauf 4.0 als vermeintliche Prozessoptimierung mittels IT-Lösungen zu betrachten. „Wer schlechte Prozesse im Unternehmen hat, der hat hinterher einfach schlechte digitalisierte Prozesse.“ Er machte deutlich, dass im Rahmen einer ernstzunehmenden Digitalisierungsstrategie der Blick immer über Funktionsgrenzen im Unternehmen hinausgehen muss. „Digitalisierung kann keine Einzelinitiative des Einkaufs sein, eine Einkauf-4.0-Strategie alleine wäre zu wenig“, sagte er.

Digitalisierte Wischmops

Einen Werkstattbericht dieser Wandlung hin zu einem digitalisierten Unternehmen gab Simon Meinschad, Geschäftsführer der hollu Systemhygiene GmbH in Zirl/Tirol. Bis 2025 möchten Meinschad und sein Team den Transformationsprozess des Familienunternehmens mit seinen 400 Mitarbeitern abgeschlossen haben. „Wir schaffen es schon früher“, sagte er schmunzelnd. Wer denke, Reinigung ließe sich doch nicht digitalisieren, liege leider falsch, begann Meinschad seine Ausführungen. Reinigungsmaschinen, die wissen, an welchen Tagen der Boden mit welchen Mitteln zu säubern ist und die sich selbstständig um die Wiederbefüllung der leeren Tanks kümmern; Wischmops mit eingebauten RFID-Chips, die signalisieren, wann der Bodenwischer getauscht werden muss, um einen konstant hohen Hygienestandard etwa in Krankenhäusern zu gewährleisten: All das sei nicht Zukunftsmusik, sondern bereits Realität. In Kürze wolle das Unternehmen eine App auf den Markt bringen, die mittels Bildern und Videos Schritt für Schritt zeigt, wie zum Beispiel ein bestimmtes Gebäude gemäß den Bedarfen des Kunden gereinigt werden muss. Was die Digitalisierungsstrategie von hollu, die das Unternehmen übrigens über ein „Master Cockpit“ steuert, für den Einkauf bedeute, wollte Heinz Pechek, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ), wissen. „Wir haben den kompletten Prozess der Lieferantenbefragung und -bewertung verändert und digital gemacht“, erläuterte Meinschad. „Unsere Lieferanten müssen heute in der Lage sein, innovative und digitale Themen mit uns gemeinsam zu entwickeln.“

Roadmap auf dem Weg zum Einkauf 4.0

„Wir brauchen eine Roadmap für die Digitalisierung in unserem Einkauf“, lautete der Titel des Vortrags und zugleich die Forderung von Erich Graf, Vice President Corporate Procurement bei Diehl Controls aus Wangen im Allgäu. Wie bei vielen anderen Unternehmen auch, haben sich bei Diehl Controls über die Jahre verschiedene „Dateninseln“ mit jeweils eigenen Softwarelösungen für die unterschiedlichen Anforderungen des Einkaufs gebildet. Zwar beschäftige sich das Unternehmen schon länger mit der Digitalisierung, doch heute sei die Herangehensweise viel ganzheitlicher: Datenkonnektivität sowie Daten- und Prozessstandardisierung seien die Herausforderungen der Stunde, so Graf. Bei der Auswahl der künftigen SRM-Systemlösung entschied sich Diehl Controls für einen „Bottom up“-Ansatz: „Wir haben einen Berater zur Marktsondierung beauftragt, der uns dabei helfen soll, den richtigen Berater zu finden“, sagte Graf.

Mit dieser Aufgabe betraut wurde schließlich der IT-Dienstleister Camelot: Stefan Oberlik, Managing Consultant bei Camelot, unterstützt nun Erich Graf und sein Team nicht nur in der Erstellung, sondern auch in der Verfolgung der Digitalisierungs-Roadmap im Einkauf bei Diehl Controls.

Weitere Infos:

tobias.anslinger@bme.de

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