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Industrieservice: Unternehmen zwischen Wachstum und Unsicherheiten

Top-10-Unternehmen wachsen um 9,5 Prozent
Industrieservice zwischen Wachstum und Unsicherheit

Industrieservice zwischen Wachstum und Unsicherheit
Die grundsätzlich optimistischen Prognosen der Industrieservice-Unternehmen werden durch aktuelle Ereignisse gedämpft. Bild: 1st footage/stock.adobe.com
Die zehn führenden Industrieservice-Unternehmen in Deutschland sind gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent gewachsen. Diese Entwicklung ist unter anderem auf Aufholeffekte nach dem pandemiebedingten Krisenjahr 2020 zurückzuführen, von dem der Industrieservice besonders stark betroffen war.

Die Erwartungen für die kommenden Jahre fallen mit einem durchschnittlichen Plus von 6,6 bis 7,7 Prozent pro Jahr optimistisch aus. Die Dekarbonisierung der Industrie und die Abkehr von der russischen Erdgasversorgung, aber auch die Maßnahmen gegen den gravierenden Personalmangel, werden in den kommenden Jahren wesentliche Einflussfaktoren auf den Markt sein. Das sind Ergebnisse der Lünendonk-Studie 2022 „Industrieservice-Unternehmen in Deutschland“.

Das Industrieservice-Ranking im Detail

Bilfinger bleibt wie in den Vorjahren und seit der Erstveröffentlichung des Rankings im Jahr 2010 Marktführer. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mannheim generiert nach mehreren Jahren des Umsatzrückgangs erstmals wieder ein Plus und erreicht eine Jahresleistung von 1,019 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 9,2 Prozent oder 86,0 Millionen Euro.

Auf Rang zwei liegt die Wisag Industrie Service, die den Umsatz um 55,3 Millionen Euro auf nun 900,3 Millionen Euro steigerte (+6,5 %) und damit als zweiter Anbieter die Schwelle von 900 Millionen Euro Umsatz erreicht. Das Unternehmen generiert signifikante Umsätze mit Kunden aus der Fertigungsindustrie. Auf Rang drei folgt die Remondis Maintenance & Service, die am Markt auch mit den Tochtergesellschaften Buchen und Xervon auftritt, mit einem Umsatz von nun 750,0 Millionen Euro (2020: 680,0 Mio. €).

Ebenfalls wieder auf den Wachstumskurs zurückgekehrt ist das Unternehmen Leadec mit Hauptsitz in Stuttgart, das nun 392,2 Millionen Euro in Deutschland erwirtschaftet. Neben den Stuttgartern generieren nur Bilfinger, Keafer und Lobbe mehr als 50 Prozent des Gesamtumsatzes im Ausland.

Die Weber-Gruppe liegt mit nun 355,0 Millionen Euro auf Rang fünf des Rankings. Im subjektiven Wettbewerbsbenchmark der Studienteilnehmer ist die Unternehmensgruppe nach Bilfinger der zweitwichtigste Wettbewerber im Markt. Weber positioniert sich, unter anderem flankiert durch mehrere Übernahmen in der jüngeren Vergangenheit, als breit aufgestellter Multidienstleister für Industrieservices.

Altrad durch Kiel-Übernahme in den Top 10

Die deutsche Landesgesellschaft des französischen Industrieservice-Unternehmens Altrad hat 2021 die Gesellschaften der Kiel-Gruppe übernommen. Nicht in der Transaktion berücksichtigt wurde die Kiel Engineering GmbH. Zur besseren Vergleichbarkeit der organischen Entwicklung hat Lünendonk rückwirkend die Umsatz- und Mitarbeiterwerte für 2020 konsolidiert. Mit einem Umsatz von 250,0 Millionen Euro ist das Unternehmen mit Sitz in Lingen, das die Tochtergesellschaft Altrad Leipzig an Robur verkauft hat, nun auf Rang sieben platziert (Vorjahr: 12). Die Robur Industry Service Group ist hierdurch um einen Platz auf Rang acht gerutscht.

Die Griesemann-Gruppe verbessert sich um zwei Ränge auf neun und ist erstmals in den Top 10 platziert. Das Unternehmen trennt ein Umsatz von 1,4 Millionen Euro von der auf Rang zehn positionierten Yncoris.

Ebert Hera Esser generierte das stärkste relative Wachstum aller im Ranking vertretenen Unternehmen (46,9 %). Im Vorjahr hatte Ebert Hera Esser pandemiebedingt herbe Umsatzrückgänge verkraften müssen, die jedoch im Geschäftsjahr 2021 um 20 Millionen Euro überkompensiert werden konnten.

Die Plant Systems & Services PSS ist nun auf Rang 14 positioniert. Das Unternehmen ist die Muttergesellschaft der ebenfalls am Markt etablierten Etabo mit Sitz in Bochum und der von Leadec übernommenen Veltec. Neu im Ranking ist die GSN Maschinen-Anlagen-Service aus Rottenburg am Neckar.

Herausforderungen und Chancen im Markt

Aktuelle Herausforderungen im Markt sind die Umstellung der gasintensiven Produktionsprozesse in der Prozessindustrie sowie der akute Personalmangel. Die Transformation der Prozessindustrie hat durch den Krieg gegen die Ukraine und die Bedrohung der Versorgung mit russischem Erdgas eine hohe Priorität erhalten. Industrieservice-Unternehmen sind hiervon auf verschiedene Weise betroffen: Sollten Anlagen längerfristig abgeschaltet werden, müssen die Auftraggeber aus Kostengründen Wartungsaufträge verschieben. Andererseits werden sowohl bei der Umstellung auf LPG (Liquified Petroleum Gas) als auch der künftigen Umstellung auf Wasserstoff entsprechende Engineering Services sowie weitere Kompetenzen bei der Instandhaltung benötigt.

Die Fertigungsindustrie ist insbesondere beeinflusst durch das erneute Infragestellen internationaler Lieferketten und mögliche Produktionsstillstände, dem deutlichen Anstieg bei Rohstoffpreisen sowie dem Aufbau neuer Fertigungskapazitäten in Deutschland. Auch hier werden Engineering Services verstärkt nachgefragt.

Suche nach Lösungen für den Personalmangel

Thomas Ball, Lünendonk-Partner und Studienautor: „Die Industrie in Deutschland steht vor großen Veränderungen. In Zeiten von Unsicherheiten steigt traditionell der Bedarf an externen Dienstleistungen, die auf Projektbasis eingekauft werden können. Das ist eine Chance für den Industrieservice in Deutschland, sofern er Lösungen für den gravierenden Personalmangel findet.“

In der 13. Lünendonk-Studie zum deutschen Markt für Industrieservices wurden 30 Unternehmen analysiert. Die Studie geht sowohl auf das Marktumfeld für Services in der Prozess- als auch der Fertigungsindustrie ein und enthält ein Sonderkapitel zum Thema Engineering Services. (ys)

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