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Absturzsicherung für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben

Absturzsicherung für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben
Sicheres Arbeiten in der Höhe

Das Risiko von Abstürzen bei Arbeiten in der Höhe erfordert nicht nur eine sorgfältige Gestaltung des Arbeitsplatzes mit sicheren Zugangsmöglichkeiten, stabilen Standflächen und Absturzsicherungen, sondern auch eine gezielte Beschaffung geeigneter Lösungen. Eine sorgfältige Planung der Arbeitsschutzmaßnahmen sowie die Auswahl der Absturzsicherung sind daher unerlässlich.

Carlos Cruz, leitender Produktmanager
Fall Protection bei der Zarges GmbH

Die Beschaffung der richtigen Persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) spielt eine entscheidende Rolle, um nicht nur Sicherheit, sondern auch Effizienz und Produktivität zu gewährleisten. Während kollektive Absturzsicherungslösungen (versperren den Zugang zur Absturzkante) generell bevorzugt werden sollten, stoßen sie in industriellen Arbeitsumgebungen oft an ihre Grenzen. Die Art der Aufgaben, spezifische Arbeitspositionen oder Bewegungen können die Implementierung solcher kollektiven Maßnahmen beeinträchtigen.

In der Industrie finden PSAgA-Systeme in verschiedenen Bereichen Verwendung. Ein häufiges Szenario ist die Sicherung beim Aufstieg, beispielsweise an Steigleitern. Hier ist ein Auffanggurt gemäß den Normen EN 361, EN 358 und EN 813 von großer Bedeutung. Er sollte komfortabel sein, sich den Bewegungen des Anwenders anpassen und dabei nicht einschränken. Die Wahl eines Auffanggurts mit ausreichend Anschlagpunkten gewährleistet eine sichere Nutzung von Steigleitern mit Schienen- oder Seilsystemen. Bei Wartungsarbeiten auf erhöhten Arbeitsplätzen ist eine zuverlässige Absturzsicherung unverzichtbar. Dabei spielt der Auffanggurt gemäß den Normen EN 361 und EN 358 eine zentrale Rolle, der nicht nur Bewegungsfreiheit, sondern im Falle eines Absturzes auch ausreichend Polsterung bieten sollte. Ein geeignetes Y-Verbindungsmittel mit Falldämpfer gemäß EN 355 und EN 354 sorgt dafür, dass der Anwender kontinuierlich gesichert ist.

Fehlen ausreichende Anschlagpunkte, bieten Stahlbaukonstruktionen eine Lösung für temporäre Anschlagspunkte. Höhensicherungsgeräte gemäß EN 360 mit Stahlseilen und kantenschutzgeprüften Eigenschaften können in der Höhe für Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten genutzt werden. Sie ermöglichen eine sichere Installation an verschiedenen Unterkonstruktionen und tragen zur Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung bei.

Kriterien für die Beschaffung von Absturzsicherung

Die Beschaffung persönlicher Absturzsicherungssysteme für industrielle Anwendungen erfordert die Berücksichtigung einer Vielzahl von Kriterien, um größtmögliche Sicherheit, Effizienz und Ergonomie zu gewährleisten. Zarges arbeitet seit rund 90 Jahren mit Industrieunternehmen zusammen, um die Sicherheit von Mitarbeitern und Sachgütern zu gewährleisten. Im Laufe dieser Zusammenarbeit haben sich spezifische Anforderungen in der Industrie an eine geeignete PSAgA herausgebildet – aufgrund der Art der Tätigkeiten, Arbeitsplatzbedingungen sowie Höhe und Art der Absturzgefahren.

Entscheidend ist die Einhaltung von Vorschriften, Normen und Standards, die den Arbeitsschutz regulieren. Produkte sollten gemäß PSA-Verordnung EU 2016/425 und den einschlägigen Normen wie EN 361 bei Auffanggurten, EN 362 bei Karabinern, EN 355 bei Verbindungsmitteln, EN 354 bei Falldämpfern und EN 360 bei Höhensicherungsgeräten zertifiziert sein. Auffanggurte müssen den Normen der EN 361 hinsichtlich Festigkeit, Tragfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse entsprechen. Auch die regelmäßige Prüfung der Ausrüstung ist wichtig, um ihre Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Um diesen Prozess zu unterstützen, setzt das Unternehmen etwa auf NFC-Tags im Gurt, die eine digitale Abrufbarkeit von Informationen über den Gurtzustand und anstehende Prüfungen ermöglichen sowie eine visuelle Erkennung von porösen Gurten durch farbliche Markierungen.

Daneben ist die Anwenderfreundlichkeit des Systems, insbesondere des Auffanggurts, ein oft unterschätzter Faktor. Da Arbeiten in der Höhe in der Industrie meist periodisch, aber nicht häufig durchgeführt werden, können trotz Schulungen Unsicherheiten beim Anwender in der Handhabung auftreten. Ein klar strukturierter Gurtaufbau ist daher von großer Bedeutung. Zarges setzt bei dem industriellen Auffanggurt Salvex+ beispielsweise auf eine Farbkennzeichnung für eine leichtere Orientierung und ein intuitives Einstellsystem zur Anpassung an verschiedene Körpergrößen. Ein geringes Gewicht und eine ergonomische Ausgestaltung mit einer Polsterung, die Druckpunkte minimiert, ermöglichen dem Anwender uneingeschränktes Arbeiten und Sicherheit im Ernstfall. Nur wenn die Schutzausrüstung passt und nicht behindert, kann der Anwender sich auf eine sichere Ausführung der Arbeiten in der Höhe konzentrieren. Bei der Auswahl des passenden PSAgA-Systems sollten nicht nur die Absturzrisiken selbst, sondern auch potenzielle Folgegefahren berücksichtigt werden. Dabei spielt die Wahl des Auffanggurts ebenfalls eine wichtige Rolle, denn ein längerer Aufenthalt in einem Auffanggurt nach einem Sturz kann zum sogenannten Hängetrauma führen. Dabei wird durch den Gurt Druck auf die Oberschenkelarterien ausgeübt, was einen Blutstau in den Beinen verursacht und im schlimmsten Fall Bewusstlosigkeit sowie lebensbedrohliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Zur Prävention von Hängetraumata werden häufig Lösungen wie die Prusikschlaufe eingesetzt. Diese separate Seilschlinge wird nach einem Sturz am Hauptseil befestigt und muss manuell ausgeführt werden. Die korrekte Anwendung erfordert Fachwissen, was in Notfällen eine Herausforderung darstellen kann. Zudem muss sichergestellt sein, dass der Anwender die Schlaufe bei sich trägt. Um diese Risiken zu reduzieren, kann eine integrierte Lösung im Auffanggurt in Betracht gezogen werden.

Besonders bei Anwendern, die nicht regelmäßig mit Absturzsicherungen arbeiten, ist das Risiko eines Hängetraumas erhöht, da sie mit den entsprechenden Techniken mitunter nicht vertraut sind. Bei der Entwicklung der FallPro-Auffanggurte hat Zarges deshalb auf eine eigens entwickelte Lösung, den „Chair in the Air“, gesetzt. Das System ermöglicht es dem Anwender nach einem Sturz sofort eine bequeme Sitzposition einzunehmen, um den Druck von den Beinschlaufen zu nehmen und das Risiko eines Hängetraumas zu minimieren.

Hängetrauma – die Gefahr nach dem Sturz

Die Beschaffung spielt eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Sicherheit von Mitarbeitern und Gütern durch PSAgA. Durch die gezielte Auswahl der richtigen Ausrüstung wird das Risiko minimiert und eine sichere Arbeitsumgebung geschaffen. Bei der Anschaffung von PSAgA-Systemen für industrielle Anwendungen ist es entscheidend, Sicherheit, Effizienz und Ergonomie in Einklang zu bringen. Maßgeschneiderte Lösungen, bei denen Auffanggurte, Verbindungselemente und Karabinerhaken aufeinander abgestimmt sind, bieten nicht nur Schutz, sondern fördern auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.


EU-Sicherheitsstandards für PSAgA

EU 2016/425: EU-Verordnung, die die Anforderungen an persönliche Schutzausrüstung festlegt und die Bedingungen, unter denen PSA auf den Markt gebracht und verwendet werden darf.

EN 361: Norm für Auffanggurte. Sie legt die Anforderungen an Konstruktion, Belastbarkeit und Prüfverfahren fest.

EN 358: Norm für Auffanggurte, die zur Verbindung mit anderen Schutzausrüstungen wie Arbeitspositionierungs- oder Rückhaltesystemen dienen.

EN 813: Norm für Sitzgurte, die üblicherweise in Kombination mit einem zusätzlichen Auffanggurt verwendet werden.

EN 362: Norm für Karabinerhaken, die in Absturzsicherungssystemen verwendet werden. Sie stellt sicher, dass die Karabiner stark genug sind und bestimmte Anforderungen an Verschlussmechanismen erfüllen, um versehentliches Öffnen zu verhindern.

EN 355 & EN 354: Verbindungsmittel verbinden den Anwender mit einer Verankerung, während der Falldämpfer Energie absorbiert, um die Belastung bei einem Absturz zu reduzieren. EN 355 (Verbindungsmittel) und EN 354 (Falldämpfer) legen die Anforderungen an diese Komponenten fest.

EN 360: Höhensicherungsgeräte bieten Bewegungsfreiheit in der Höhe und blockieren sich automatisch im Falle eines Absturzes. EN 360 regelt diese Vorrichtungen.

EN 795: Die Norm definiert Anforderungen an Verankerungspunkte, die stark genug sein müssen, um Absturzsicherungssysteme zu halten.

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