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Buchrezension des Experten: „Robert Bosch“ von Peter Theiner

Biografie
Buchrezension des Experten: „Robert Bosch“ von Peter Theiner

Buchrezension des Experten: „Robert Bosch“ von Peter Theiner
Robert Bosch. Unternehmer im Zeitalter der Extreme. Eine Biographie.Peter Theiner, C.H. Beck, München, 2017. Hardcover, 504 Seiten, 29,95 €. ISBN: 978-3406705533
Robert Bosch war einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig ein Pionier der sozialen Marktwirtschaft. Zum 75. Todestages dieses großen Entrepreneurs legt der Historiker Peter Theiner eine umfassende Biographie vor. Der Name Robert Bosch steht heute exemplarisch für die Motorisierung des Verkehrs und die Elektrifizierung des Haushalts. Darüber hinaus wirkte er mit politischem Profil als sozialer Stifter und Mäzen. Seine Grundsätze bestimmen bis heute das Geschehen auf der Schillerhöhe.

Robert Bosch (1861 – 1942), ein Sohn der Schwäbischen Alb und elftes Kind der Familie, eröffnete als Feinmechaniker 1886 in einem Stuttgarter Hinterhaus eine Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik – die heutige Robert Bosch GmbH. Wie heute bei vielen Start-ups waren auch Boschs Anfänge nicht einfach. Er transformierte seinen kleinen Handwerksbetrieb in ein schnell wachsendes Industrieunternehmen mit modernen Produktionsmethoden. In dem jungen Unternehmen entstanden bahnbrechende Innovationen, insbesondere für die damals junge Automobilindustrie. Robert Bosch wurde durch kluges unternehmerisches Handeln zu einem der erfolgreichsten Industriellen des 20. Jahrhunderts.

Früher Anhänger der Globalisierung

Nicht zuletzt erkannte er frühzeitig die Chancen der Globalisierung, an der das deutsche Kaiserreich vor dem Esten Weltkrieg massiv partizipierte. Robert Bosch war aber auch ein für die damaligen Verhältnisse außerordentlich progressiver Arbeitgeber. Er war überzeugter Demokrat, äußerte seine politische Meinung und hatte eine soziale Ader – ganz so, wie man sich dies für einen Unternehmer in der sozialen Marktwirtschaft vorstellt. Auf den Punkt gebracht: Robert Bosch war seiner Zeit weit voraus.

Boschs Produktinnovationen kamen zur rechten Zeit, denn damals entwickelte sich die Wachstumsbranche Automobilindustrie in den USA und in Europa, und Robert Bosch konnte sein Unternehmen prominent als First-Tier-Supplier positionieren. Sein international vermarkteter Hochspannungs-Magnetzünder mit Zündkerze war ab 1906 ein Volltreffer, der reißenden Absatz fand. Robert Bosch erweiterte sein Produktportfolio klug, etwa mit Scheinwerfern und Lichtmaschinen. Man mag es kaum glauben: Im Jahre 1913 kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurden 81 Prozent des Bosch-Umsatzes im Ausland erwirtschaftet!

Zwischen 1904 und 1911 verzwölffachte Bosch seine Belegschaft. 1913 beschäftigte er 4542 Mitarbeiter. Um gutes Personal für sein wachsendes Unternehmen zu finden und dieses langfristig zu binden, zahlte er Löhne, die bis zu 60 Prozent höher lagen als der Branchendurchschnitt. Er führte bereits 1906 als einer der Ersten in Deutschland den Acht-Stunden-Tag ein. Er investierte in die Aus-
und Weiterbildung seiner Mitarbeiter und begrüßte sogar gewerkschaftliche Aktivität. Dies bescherte ihm den nicht als Kompliment zu verstehenden Spitznamen „Roter Bosch“.

Die Überzeugung, dass nur gut ausgebildete, respektvoll behandelte und fair bezahlte Arbeitnehmer effektiv für ein Unternehmen sind, war in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg keineswegs selbstverständlich. Kritikern seiner Lohnpolitik konterte Robert Bosch mit dem Satz: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Neben den Mitarbeitern hatte er aber auch stets seine Kunden im
Fokus. Legendär ist sein Satz „Lieber Geld verlieren als Vertrauen.“

Peter Theiner beschreibt fundiert in vier ausführlichen, teilweise etwas länglichen Großkapiteln Robert Boschs Herkunft, seine Wertvorstellungen und seinen Weg als Unternehmer, seine Strategien im Ersten Weltkrieg und seinen Kurs in der Zeit der Weimarer Republik. Sehr ausführlich geht der Biograph auf Robert Boschs distanziertes Verhältnis zum Nazi-Regime und seine schwierigen Begegnungen mit Nazi-Größen ein. Robert Bosch wird daher treffend gekennzeichnet als ein Unternehmer im Zeitalter der Extreme.

Fazit

Die Biographie ist kein Leitfaden guten Managements. Die Lektüre und die Auseinandersetzung mit der Unternehmerpersönlichkeit Robert Bosch und seinen Wertvorstellungen regt jedoch zum Nachdenken an über die Neubelebung der sozialen Marktwirtschaft und die Rolle des Unternehmers in der Gesellschaft. Diese Biographie dürfte auch die vielen Boschianer stolz machen.


Prof. Dr. Robert Fieten,
fachlicher Berater der
Beschaffung aktuell,
Köln

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