Das voluminöse Sammelwerk wendet sich an politisch interessierte Leser, die über den Tellerrand schauen wollen und sich mit den großen Problemen unserer Zeit befassen. Es bietet keine Tipps und Tricks für den wirtschaftlichen Alltag, sondern zeichnet die großen Linien eines verantwortungsvollen Handelns des wirtschaftlichen Schwergewichtes Deutschland und gibt der Politik zahlreiche Empfehlungen.
Die Herausgeber beginnen mit der Feststellung: So viele Krisen und Ungewissheiten bei gleichzeitig so viel globaler Interdependenz gab es noch nie in der Menschheitsgeschichte. Zerfallende Staaten in der arabischen Welt produzieren Flüchtlingsströme, die sich über Europa ergießen; internationale Finanzkrisen destabilisieren ganze Volkswirtschaften; die zunehmende Cyberkriminalität erfasst Firmen, staatliche Einrichtungen und Infrastrukturen; der Klimawandel macht deutlich, dass schleunigst umweltverträgliche Wohlstandsmodelle entwickelt werden müssen, damit Umweltkrisen nicht zu den Multiplikatoren internationaler Unsicherheiten werden. Vor diesem Hintergrund werden aus ihrer Sicht eine erfolgreiche globale Kooperation und nachhaltige Außenbeziehungen zu unverzichtbaren Kernvoraussetzungen für Frieden, Freiheit und Wohlstand in Deutschland und Europa.
Es bedürfe daher mehr denn je und dringender denn je einer vernetzten Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik. Dies ist ihre wohl begründete Kernthese, die aber in der politischen Realität noch längst nicht angekommen ist. Deutschland spielt bei der Umsetzung dieser These nach Meinung der beiden Herausgeber und auch eines Großteils der Mitautoren des Bandes eine immer größere Rolle, der es aber auch gerecht werden müsse. Die internationalen Erwartungen an Deutschland stiegen weiter. Die Herausgeber meinen, dass gerade in der Vernetzung (so sie denn realisiert würde; Anmerkung des Rezensenten) ein großes Potenzial zur Stärkung der Gestaltungskraft Deutschlands in der internationalen Politik liege. Umso mehr beklagen die Herausgeber und eine Reihe von Mitautoren, dass die Außen-, die Entwicklungs- und die Sicherheitspolitik oft auch in Deutschland zu sehr getrennt voneinander agierten.
Sie wollen daher mit ihrem Band die bestehenden Silos der Außen-, der Entwicklungs- und der Sicherheitspolitik überwinden helfen. Dies gelingt auf dem Papier. Der Leser gewinnt aus der Lektüre der ganz unterschiedlichen Beiträge spannende, vielfältige, frische, manchmal sogar überraschende, unkonventionelle Einsichten in die Zukunft deutscher Außenbeziehungen. Diese regen zum Nachdenken an.
Der Band gliedert sich in vier große Kapitel. Kapitel I geht auf die neue Verantwortung Deutschlands für universelle Werte ein und skizziert dabei auch deutsche Beiträge an die Vereinten Nationen sowie an internationale Organisationen und Programme. Kapitel II widmet sich der neuen Verantwortung für Afrika, die oft übersehen wird und skizziert deutsche Beiträge in internationale Fonds sowie die Schwerpunkte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die hier vertretenen Autoren appellieren an Deutschland, mehr in die internationale Verantwortung zu investieren. Kapitel III geht auf die neue Verantwortung Deutschlands für eine ganzheitliche Sicherheit ein und umreißt dabei auch die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Kapitel IV widmet sich der neuen Verantwortung Deutschlands für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und behandelt ein reichlich breites Spektrum von Themen, die in einem etwas lockeren Zusammenhang stehen.
Das vorliegende Buch passt nicht ins Buchregal; es will dies auch nicht. Es ist bewußt sperrig und erweist sich als ein engagierter Weckruf für die Wirtschaftsmacht Deutschland, auch in den Feldern der Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik Deutschlands Verantwortung neu zu denken und diese zu übernehmen. Die Lektüre, bei der man sich auf gezielt ausgewählte Autoren und Beiträge konzentrieren kann, lohnt sich.