Marie-France Hirigoyen, C. H. Beck Verlag, München, 2020.
Softcover, 253 Seiten. 16,95 €. ISBN: 978-3406750076
Keiner verkörpert die Eigenschaften eines Narzissten so öffentlichkeitswirksam wie Donald Trump. Deshalb ist es auch der amerikanische Präsident, mit dessen Analyse Marie-France Hirigoyen in dieses Buch über Narzissten einsteigt. In den nächsten Kapiteln beschreibt die Psychoanalytikerin die Eigenschaften eines Narzissten genauer, geht dabei auch auf die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen einer psychologischen Störung und ausgeprägten Charaktereigenschaften im Normalbereich ein. Danach diskutiert sie die Wurzeln narzisstischer Persönlichkeitszüge, die oft schon in der Kindheit entspringen.
Spannender ist die zweite Hälfte des Buches, in der sie Erkenntnisse aus der Soziologie mit einbindet und analysiert, inwiefern die Veränderung unserer Gesellschaft narzisstische Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Dabei untersucht sie den Einfluss des Internets, Social Media und Reality-TV. Auch, wie der Narzissmus sich im privaten und beruflichen Alltag auswirkt, beschreibt sie anhand eindrücklicher Beispiele verständlich.
Das Buch gibt einen guten Einblick in die Pathologie von Narzissten, vor allem immer dann, wenn Hirigoyen Fallbeispiele aus der einen Praxis beschreibt. Leider bleiben diese nur kurz. Das konsequente Weiterdenken des Narzissmus hinsichtlich seiner Auswirkungen auf Umfeld und Gesellschaft sind lehrreich. Ein interessantes Buch für Laien, die einen Einstieg in das Thema suchen.
Marie-France Hirigoyen ist Psychoanalytikerin und Familientherapeutin. Ihr Buch „Die Masken der Niedertracht“ über seelische Gewalt im Alltag ist auch in Deutschland ein anhaltender Bestseller. (sd)