Startseite » C-Teile-Management »

Interview mit Stefan Reuss, IT und Digital Solutions bei Würth

Stefan Reuss, Geschäftsführer IT und Digital Solutions bei Würth Industrie Service
„Wir bieten eine ganzheitliche Lieferantenintegration“

„Wir bieten eine ganzheitliche Lieferantenintegration“
Stefan Reuss, Geschäftsführer IT und Digital Solutions bei Würth Industrie Service, (links) im Gespräch mit Beschaffung-aktuell-Chefredakteur Alexander Gölz über CPS miLogistics. Bild: Würth Industrie Service
Mit CPS miLogistics nimmt Würth Industrie Service externe Lieferanten in das eigene Kanban-System auf. Kunden profitieren von einem geringeren Aufwand bei der Beschaffung und der Lieferantenverwaltung, einem ganzheitlichen Service für alle Artikel sowie Versorgungssicherheit. Wir haben mit Stefan Reuss, Geschäftsführer IT und Digital Solutions bei Würth Industrie Service, über das System, die Geschäftslage und den Fachkräftemangel gesprochen.

Das Gespräch führte Alexander Gölz, Chefredakteur, Beschaffung aktuell

Herr Reuss, was verbirgt sich hinter CPS miLogistics?

Stefan Reuss: Als Experte im Bereich C-Teile-Management haben wir unsere Produktpalette mit über 1.400.000 Artikeln in eigener Verantwortung. Je nach Kundenanforderung gelingt die Versorgung über die verschiedensten Systemlösungen. Die Erwartungshaltung unserer Kunden geht immer mehr in die Richtung, dass wir Integrationsaufgaben übernehmen. Ein Beispiel: Ein Kunde, der Baumaschinenhersteller ist, möchte von uns Hydraulikverschraubungen haben. Um neben Standard- und Sonderteilen zusätzlich auch Würth-fremde Artikel von Partnerlieferanten in das C-Teile-Management zu integrieren und dabei den Beschaffungsaufwand zu reduzieren, der durch die Vielzahl an Bestellungen, Warenein- und -ausgängen sowie Rechnungsabwicklung und Stammdatenpflege zu koordinieren ist, bedarf es einer ganzheitlichen Lieferantenintegration. Die Antwort darauf liefert unser CPS miLogistics, dessen Basis das breite und tiefe Industriesortiment mit über 1.400.000 Artikeln bildet. So haben wir mittlerweile eine Vielzahl von Lieferanten angebunden, die im Streckengeschäft direkt an unsere Kunden liefern. In unseren Behältern mit unserem Label. Die Lieferanten sind also in unser System eingebunden, ohne dass das bei uns in irgendeiner Weise die Logistik in Bad Mergentheim tangiert.

Mit CPSmiSelf, der Lösung für digitales Versorgungsmanagement, ebnen wir die Zukunft der Versorgung. Ganz gleich, ob für Prozesse in der Beschaffung oder auch Intralogistik: CPSmiSelf ermöglicht es Unternehmen in einer einheitlichen Softwarelösung in Kombination mit bewährter Hardware verschiedene Lieferanten zusammenzufassen. Dabei gelingt nicht nur die Integration von C-Teilen des Produktsortiments der Würth Industrie Service, sondern auch das Handling von Würth-fremden Produkten und A- und B-Teilen. Und das mit einem einzigen System für alle Teile über alle Lieferanten und Lagerorte hinweg. Das System bietet eine Bestandsübersicht über Artikel, Warenbewegungen, Lieferanten und Lagerorte in Echtzeit, detaillierte Verbrauchsanalysen und Prognosen sowie eine automatisierte Bedarfserfassung. Die Basis bildet eine webbasierte Plattform in Kombination mit den RFID-Kanban-Lösungen und der dazugehörigen Hardware wie Behälter, Etiketten und Regale von Würth Industrie Service.

Wie läuft die Implementierung beim Kunden ab?

Wenn der Kunde nur die Software nutzen möchte, bekommt er von uns einen Account und kann sich dann auf der Plattform einloggen und seine Prozesse selbst steuern. Aber in der Regel hat der Kunde eine andere Erwartungshaltung. Der Kunde nutzt dieses System normalerweise als Ergänzung zu dem anderen Portfolio, wie ich es beschrieben habe. Das heißt, er erwartet eine tiefe Integration. Er möchte zeitaufwändige Prozesse, mit denen er heute wenig Wertschöpfung realisiert oder die ihm vielleicht auch lästig sind, letztendlich entsprechend auf einen C-Teile-Dienstleister übertragen. Zwar haben wir eine ganze Bandbreite von der alleinigen Nutzung der Software, aber das ist das Untergeordnete. In der Regel erwarten unsere Kunden ein entsprechend individuelles System – und das in Kombination mit den RFID-Kanban-Lösungen und zugehöriger Hardware wie Behälter, Etiketten und Regale von Würth Industrie Service.

Also bieten Sie dem Kunden auch zugeschnittene Varianten von CPS miLogistics an oder eine „One-for-all-Lösung“?

Jede Produktion sieht anders aus, das Produktportfolio ist bei jedem Kunden anders, die Situation vor Ort ist anders und am Ende geht es darum, dem Kunden die bestmögliche Konfiguration der Systeme vor Ort zur Verfügung zu stellen. Das fängt bei den Behältergrößen an, welcher Artikel wird wo benötigt, wie sind die Informationsflüsse, wie sind die Strukturen beim Kunden. Das muss alles berücksichtigt werden, weil am Ende ist es zwar eine Lösung, aber die passt nur bedingt zum Kunden. Also „one size fits all“ ist eher die absolute Ausnahme.

Was darf man von Würth Industrie Service in nächster Zeit im Bereich Lieferanten und Kanban erwarten?

Sowohl die Lieferanten-, als auch die Produktvielfalt wird künftig zunehmen. Deshalb werden wir unser Portfolio aus strategischer Sicht deutlich ausbauen – und das im engen Anforderungskontext mit unseren Kunden. Unsere Dienstleistung und unsere Aufgabe geht immer mehr in Richtung der Arbeits- und Montageplätze und dort benötigt es Prozess- und Datentransparenz sowie Rückverfolgbarkeit. Das sind die entscheidenden Faktoren, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, sowohl mit der RFID-Technologie, aber auch in dem gesamten Systemlösungsportfolio, das wir anbieten.

Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Verlaufs des Geschäftsjahres?

Wir haben ein erfolgreiches erstes Halbjahr hinter uns. Auch die stabile Nachfrage unserer Kunden lässt uns optimistisch in die kommenden Monate blicken. Die Verfügbarkeiten inklusive Transportkapazitäten sowie Lieferzeiten haben sich entspannt. Die Situation ist jedoch weiterhin fragil, insbesondere hinsichtlich der noch immer sehr hohen Preise. Sicherheitshalber haben wir in diesen Zeiten unseren Lagerbestand aufgebaut, um die Versorgung unserer Kunden langfristig sicherzustellen. Bis man eine gewisse Entspannung spürt, wird es wahrscheinlich noch einige Monate dauern.

Wie gehen Sie bei Würth mit dem Fachkräftemangel um?

Wir sprechen eigentlich schon nicht mehr von Fachkräftemangel, sondern von Arbeitskräftemangel. Da wir uns sowohl national als auch international auf Wachstumskurs befinden, suchen wir über alle Berufsbilder hinweg qualifizierte Nachwuchskräfte. Da ist der Logistikmitarbeiter genauso dabei wie der IT-Data-Spezialist. Um dem Arbeitskräftemangel gezielt entgegenzuwirken, haben wir zum einen eine massive Automatisierungsinitiative gestartet – und zwar sowohl auf der physischen Seite also physisch heißt für mich Robotik in der Logistik aber auch im Umfeld der Digitalisierung in Verwaltungsprozessen, also Robotic Process Automation. Zusätzlich setzen wir sehr stark auf die eigene Ausbildung und haben pro Jahr zwischen 65 und 75 junge Menschen, die bei uns eine Ausbildung beginnen, und das über alle möglichen Berufsbilder hinweg. Das sind die Initiativen, also Ausbildung, Automatisierung der Logistik, Digitalisierung der Prozesse und die Arbeitgeberattraktivität.

Unsere Whitepaper-Empfehlung


Hier finden Sie mehr über:
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de