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Mehr Effizienz per Algorithmus

Thomas Obermeyer, Managing Director (CSO), Keller & Kalmbach
Mehr Effizienz per Algorithmus

Auch der C-Teile-Spezialist Keller & Kalmbach sieht sich im laufenden Jahr mit einer konjunkturelle Abkühlung und sinkenden Auftragslagen in verschiedenen Branchen konfrontiert. Dennoch verzeichnet das Unternehmen in Sektoren wie der Bahnindustrie positive Entwicklungen, besonders international. Thomas Obermeyer, CSO, berichtet, wie Automatisierung, künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit eingesetzt werden, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.

Das Interview führte Yannick Schwab, Beschaffung aktuell

Beschaffung aktuell: Herr Obermeyer, können Sie einen kurzen Überblick über die Entwicklungen bei Keller & Kalmbach im aktuellen Geschäftsjahr geben?

Thomas Obermeyer: Das aktuelle Geschäftsjahr ist für Keller & Kalmbach sehr herausfordernd. Wir erleben eine konjunkturelle Abkühlung in verschiedenen Bereichen. In Deutschland beispielsweise sehen wir einen deutlichen Rückgang in der Bauwirtschaft, eine abnehmende Auftragslage im Maschinenbau sowie einen Einbruch bei den Neuzulassungen von Elektroautos. Diese Entwicklungen gehen auch an uns nicht spurlos vorbei.

Trotz dieser Herausforderungen konnten wir mit vielen neuen Projekten, insbesondere in der Bahnindustrie und im Automotive-Bereich, ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. International können wir sehr positive Entwicklungen verzeichnen, vor allem in Großbritannien in der Bahnindustrie. Auch in den USA und Skandinavien sehen wir tolle Perspektiven. Neben der Internationalisierung wurde zudem ein Fokus auf die Digitalisierung und Automatisierung gelegt, um eine Optimierung der internen Prozesse zu erreichen und Kundenlösungen nach Maß anbieten zu können. Diese Fortschritte bilden die Grundlage für das zukünftige Unternehmenswachstum.

Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise und welche Strategien verfolgen Sie, um Kostensteigerungen zu begegnen?

Die langfristige Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise bleibt eine Herausforderung, insbesondere vor dem Hintergrund der volatilen geopolitischen Lage und der weltweit steigenden Nachfrage. Keller & Kalmbach begegnet diesen Kostensteigerungen mit einem mehrdimensionalen strategischen Ansatz. Dazu gehören langfristige Lieferverträge zur Preisstabilisierung und die Diversifizierung der Lieferantenbasis zur Reduzierung von Abhängigkeiten. Darüber hinaus wird in Effizienzsteigerungen und die Optimierung des Energieverbrauchs investiert, um die Kostenbasis zu stabilisieren.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Integration nachhaltiger Energiequellen, um Kosten zu senken und die Umweltbilanz zu verbessern. Mit unserer Solaranlage decken wir beispielsweise bereits knapp 20 Prozent unseres Strombedarfs in unserem Zentrallager in Hilpoltstein. Unsere moderne Wärmepumpentechnik minimiert den dortigen Energieverbrauch und reduziert den CO2-Ausstoß. Durch die Energierückgewinnung bei Abwärtsbewegungen der Regalbediengeräte steigern wir zudem unsere Ressourceneffizienz und reduzieren unseren ökologischen Fußabdruck. Unsere KLT-Waschanlage hat einen geschlossenen Wasserkreislauf und spart damit wertvolle Ressourcen. Darüber hinaus fördern wir mit unserem betrieblichen Mobilitätsmanagement umweltfreundliche Alternativen für den Arbeitsweg unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem setzen wir mit der schrittweisen Umstellung auf einen elektrisch betriebenen Fuhrpark ein Zeichen für eine umweltfreundlichere Zukunft.

Gibt es aktuelle Ansätze, um die Beschaffung auf Kundenseite weiter zu vereinfachen und Prozesskosten zu senken?

Die kontinuierliche Optimierung der Lieferkette unserer Kunden stellt für uns ein zentrales Anliegen dar. Dabei ist es unser Ziel, die Beschaffung so einfach und kosteneffizient wie möglich zu gestalten. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist das neu entwickelte ‚pushLOG‘-System mit elektronischem Etikett, welches die Nachschubprozesse durch eine intelligente Push-Technologie automatisiert. Schon bald heißt es ‚Bühne frei‘ für dieses neue CTM-System, welches sich neben der Bewirtschaftung von Langgütern auch insbesondere für sehr schwere oder sperrige Artikel, Paletten-Ware, Kabeltrommeln oder Schläuche anbietet.

Ein weiteres Highlight ist unser ‚takeLOG compact weight‘ mit innovativer Wiegezellentechnik. Ein intuitiver MRO-Ausgabeautomat zur automatisierten Bestandsüberwachung, welche auf präziser Gewichtserfassung basiert und somit die Nachbestellung in erheblichem Maße vereinfacht. Des Weiteren wurde mit ‚Logtopus‘ eine zukunftsweisende IoT-Softwarelösung entwickelt, welche die zentrale Steuerung und Optimierung sämtlicher logistischer Prozesse unserer Kundschaft ermöglicht. Die von uns entwickelten Lösungen zielen darauf ab, die Prozesskosten auf Kundenseite zu reduzieren und die Effizienz in der Beschaffung signifikant zu steigern.

Künstliche Intelligenz ist aktuell das große Trendthema. Haben Sie bereits Erfahrung beim Einsatz von KI sammeln können?

Ja, wir bei Keller & Kalmbach haben erste Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz gesammelt und sehen darin eine Schlüsseltechnologie für unsere Zukunft. Insbesondere in den Bereichen Bedarfsprognose und Bestandsoptimierung setzen wir Advanced Analytics ein, um die Nachfrage unserer Kunden genauer zu prognostizieren und damit die Versorgung sicherzustellen sowie unsere Bestände effizienter zu managen. Darüber hinaus integrieren wir KI in unsere Logistikprozesse, um die Effizienz zu steigern und Fehler zu reduzieren.

Ein datenbasierter Ansatz, unterstützt durch IoT-Plattformen, Big Data und KI, ermöglicht es uns, fundierte Entscheidungen zu treffen. Cloudbasierte Systeme wie Logtopus automatisieren die Güterverwaltung und liefern detaillierte Einblicke in Material- und Informationsflüsse. Diese Plattformen erhöhen die Transparenz und Flexibilität entlang der gesamten Lieferkette von der Beschaffung bis zum Verbrauchspunkt und bieten maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen jeder Größe. Durch die Kombination von digitalen Services und KI-gestützter Analytik steigern wir nicht nur die Effizienz, sondern auch unsere Reaktionsfähigkeit auf zukünftige Herausforderungen. Mit Advanced Analytics können wir gezielt Szenarien planen und so die gesamte Lieferkette optimieren.

Wo kommt die Technologie im C-Teile-Management besonders zum Tragen?

Gerade im C-Teile-Management spielt die Technologie eine entscheidende Rolle. Wir nutzen künstliche Intelligenz, um unter anderem Engpässe frühzeitig zu erkennen. KI ermöglicht uns zudem, die Beschaffungsprozesse weiter zu automatisieren. Das bedeutet: Bestellungen werden schneller und effizienter abgewickelt und die Versorgungssicherheit gewährleistet. Auch im Bereich der Qualitätssicherung setzen wir auf moderne Technologien. Damit gewährleisten wir eine lückenlose Nachverfolgbarkeit und hohe Qualitätsstandards. Insgesamt ermöglicht uns der technologische Fortschritt, noch flexibler und effizienter auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die C-Teile-Versorgung der Zukunft aus?

Die C-Teile-Versorgung der Zukunft wird ohne jeden Zweifel noch stärker von Automatisierung und Digitalisierung geprägt sein. Ich bin überzeugt davon, dass intelligente Systeme den gesamten Beschaffungsprozess steuern und optimieren werden. Dazu gehören auch automatisierte Nachbestellsysteme, die auf Echtzeit-Daten basieren, sowie KI-gestützte Prognosen, die eine präzisere Planung ermöglichen. Zudem wird Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen. Unternehmen werden verstärkt auf umweltfreundliche Lieferketten setzen, und auch die Wiederverwendung und das Recycling von C-Teilen wird an Bedeutung gewinnen. Die C-Teile-Versorgung der Zukunft wird effizienter, nachhaltiger und flexibler sein – daran führt kein Weg vorbei.

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