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Mario Graßy, Böllhoff-Innovationsmanager, über das Ecosit-System

Mario Graßy, Innovationsmanager der Böllhoff Gruppe, über das Ecosit-System
Mit Kanban Zeit und Kosten sparen

Um die Prozesskosten bei der C-Teile-Beschaffung zu reduzieren, können Unternehmen verschiedene Maßnahmen ergreifen – zum Beispiel die Einführung eines Kanban-Systems. Böllhoff hat vor 30 Jahren mit Ecosit ein solches System entwickelt und seitdem kontinuierlich ausgebaut. Im Interview spricht Mario Graßy, Innovationsmanager der Böllhoff Gruppe, über das Einsparpotenzial, die Implementierung und individuelle Anpassungen an Produktions- und Logistikprozesse.

Beschaffung aktuell: Herr Graßy, warum entstehen im Beschaffungsvorgang hohe Kosten?

Mario Graßy: Zum einen werden im kompletten Prozess verschiedene Fachbereiche involviert: Logistik, Einkauf, Disposition, Wareneingang, Qualitätsmanagement, Finanzwesen und IT. Jeder Bereich und jeder Prozessschritt bergen gewisse Aufwände. Zum anderen müssen viele unterschiedliche Arten von Produkten mit dem gleichen Prozess abgewickelt werden. Unternehmen ziehen einen Ablauf als „Blaupause“ für Beschaffungsprozesse heran, der an einem aufwendigen Produkt ausgerichtet ist und dadurch alle relevanten Faktoren beinhaltet. Dieser wird dann für A-, B- und C-Teile angewendet.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um diese Kosten zu reduzieren?

Eine Möglichkeit besteht darin, den Bestellprozess zu optimieren und auf eine bedarfsorientierte Beschaffung umzustellen. Auch eine Reduzierung der Lieferantenanzahl sowie das Verhandeln von besseren Konditionen können dazu beitragen, die Kosten zu senken. Böllhoff bietet mit Ecosit ein C-Teile-Management an, das sich um die bedarfsgesteuerte Abwicklung von regelmäßig in der Produktion benötigten Produkten kümmert. Deshalb knüpft Ecosit an den vorhandenen Arbeitsschritten eines Werkers an. Dieser steuert mit einer einfachen, in den täglichen Arbeitsablauf integrierten Handlung einen Prozess an und bringt einen selbststeuernden Regelkreis ins Laufen. Selbststeuernd deshalb, weil ab diesem Moment kein manueller Eingriff mehr notwendig ist. So ergibt sich ein bewertbares Einsparungspotenzial.

Stichwort Einsparpotenzial: Wie können die einzelnen Fachbereiche im Voraus ermitteln, ob Einsparungen mit Kanban zu erwarten sind?

Es ist wichtig, das mögliche Einsparpotenzial zu kennen, um es mit dem initialen und laufenden Aufwand eines Kanban-Systems im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse vergleichen zu können. Dabei sollte beachtet werden, dass eine Kanban-Lösung nicht nur Kosten sparen kann, sondern Prozessoptimierungen ermöglicht und somit langfristig wettbewerbsfähiger macht. Im ersten Schritt stellen wir einen Online-Prozesskostenrechner zur Verfügung. Kosten können hier individuell angepasst werden, um eine Abschätzung über das Einsparpotenzial zu erhalten. Darüber hinaus stellt Böllhoff eine Checkliste zur Verfügung, die es bei vollständiger Beantwortung erlaubt, ein individuelles Richtpreisangebot für die Dienstleistung zu erstellen. Das reale Einsparpotenzial und ein detailliertes Dienstleistungsangebot werden im Zuge einer Prozessanalyse beim Kunden vor Ort ermittelt.

Kann ein Kanban-System auch individuell aufgesetzt werden?

Ja. Jedes Unternehmen hat unterschiedliche Anforderungen an das C-Teile-Management und benötigt eine maßgeschneiderte Lösung. Mit Ecosit setzt Böllhoff auf transparente Prozesse, fortlaufende situationsabhängige Anpassungen und auf moderne Technologien wie RFID, um eine weitgehende Automatisierung des C-Teile-Managements zu erreichen. Damit ist Ecosit eine der ausgereiftesten Lösungen am Markt, in der Beratung, Technologie, Hardware und Logistik perfekt aufeinander abgestimmt sind. Statt beispielsweise auf eine barcode- oder waagengesteuerte Bestellauslösung zu setzen, nutzen wir RFID-Technologie. Der Vorteil dabei: Für die Bestellauslösung wird kein Sichtkontakt zwischen Scanner und Code benötigt. Waagesysteme haben den Nachteil, dass die Bestellung beim Erreichen eines definierten Meldebestandes ausgelöst wird, wenn noch Teile im Behälter sind. Der für die Industrie wichtige Grundsatz der Chargentrennung ist dabei nicht umsetzbar.

Wie nutzt Böllhoff die RFID-Technologie konkret?

Unser Grundsatz lautet: Es soll sich für den Werker wenig ändern, aber ein Mehrwert generiert werden. Im Vordergrund stehen hier die wartungsarme RFID-Technologie und die Anforderungen unserer Kunden an den Gesamtprozess. Wir setzen auf Transponder, die in einem Etikett untergebracht sind, um die Ware zu identifizieren. Der Behälter mit Etikett oder das Etikett allein wird in den Bereich einer Lesestation gebracht. Das Etikett wird in einen Briefkasten geworfen, beziehungsweise der Behälter mit Etikett wird auf einer Sammelpalette abgelegt, oder an einem Sammelpunkt oben auf dem Regal gestellt. Das Zusammenspiel aller Module von Ecosit präsentieren wir in unserem Showroom in Bielefeld und auf Messen, zum Beispiel auf der Logimat 2024 in Halle 5, Stand 5F11.

Werden die Waren vom Dienstleister direkt ins Regal geliefert?

Auch die Art der Anlieferung wird individuell vereinbart, abhängig von den Bedarfen und Prozessen des Unternehmens. Die Bandbreite dabei reicht von einer monatlichen Sendung an die Rampe des Wareneingangs bis hin zu dreimal täglicher Belieferung jedes einzelnen Arbeitsplatzes direkt in der Fertigung. Die Behälter werden fertig geschüttet und neu etikettiert mit einem speziellen Frachtkonzept angeliefert. Das Frachtkonzept „Ecofreight“ besteht aus drei Komponenten: einer Kunststoffpalette (Halbpalette oder Vollformat), unseren ausgezeichneten Behältern „Ecobin“ und einem Deckel mit integrierten Spanngurten. So realisieren wir eine papier-, karton- und holzfreie Anlieferung. Böllhoff geht noch einen entscheidenden Schritt weiter, indem wir komplett auf Wickelfolie verzichten. Die im Palettendeckel integrierten Spanngurte sorgen für die komplette Ladungssicherung, ohne zusätzliches Material.

Ein wichtiger Punkt bei Kanban ist die Implementierung. Wie wird diese von Böllhoff organisiert?

Zunächst wird der Ist-Zustand analysiert, wobei wir mit allen Beteiligten des Kanban-Prozesses sprechen. Wir befragen Mitarbeiter, vom Einkauf bis zur Produktion, und nehmen deren Erwartungen, Wünsche und die grundlegenden Prozesse mit in unsere Planung auf. Während der Implementierungsphase stehen den Kunden erfahrene Projektteams zur Seite, die bei Bedarf Schulungen durchführen oder technische Unterstützung leisten können. Durch diese umfassende Betreuung wird sichergestellt, dass das Ecosit System optimal funktioniert und Einsparungen im Beschaffungsprozess erzielt werden können. Unser Ecosit-Kunde Festo hat uns erst kürzlich bestätigt, dass unser Vorgehen bei der Implementierung beispielhaft ist.

Wie lange dauert eine Implementierung? Und geht es dann an „Tag X“ sofort mit Ecosit los?

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein solcher Prozess selten weniger als drei Monate dauert. Ob das Projekt sofort startet, besprechen wir mit dem Kunden. Es gibt eine Alternative zur direkten Umstellung, und zwar die Einrichtung von einem oder wenigen Montageplätzen als Teststellung für einige Monate. Danach können wir in einer Feedbackrunde Änderungen besprechen und umsetzen, bevor die gesamte Produktion ausgestattet wird.

Welche weiteren Vorteile werden mit Ihrem System erreicht?

Mit Ecosit werden nicht nur Zeit und Kosten im Beschaffungsprozess eingespart. Auch die Planbarkeit wird verbessert. Das betrifft die 100.000 katalogisierten Produkte von Böllhoff, teils aus eigener Produktion, und weitere ca. 80.000 kundenindividuelle Artikel oder lieferantengebundene Produkte, die sofort reibungslos bestellt werden können. Hier profitieren Kunden von einer Lösung, die viele Bedarfe abdeckt und Lagerbestände reduziert. Wir überwachen, ob ausreichend oder zu viele Behälter für ein Produkt in Umlauf sind und ob diese optimal befüllt werden. Da wir früh in die Kanban-Thematik eingestiegen sind, profitieren wir von der großen Erfahrung. Und die setzt unser Innovationsteam ein, um bestehende Module zu optimieren und neue hinzuzufügen.

Böllhoff auf der Logimat 2024: Halle 5, Stand 5F11

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