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Reichelt Chemietechnik: „Wir bieten kleine Quantitäten mit kurzen Lieferzeiten“

Interview mit Dr. Peter Reichelt, Geschäftsführer RCT Reichelt Chemietechnik
„Wir bieten dem Abnehmer kleine Quantitäten mit kurzen Lieferzeiten“

Rund 80.000 Artikel umfasst das Programm der RCT Reichelt Chemietechnik. Der Gründer und Geschäftsführer Dr. Peter Reichelt hat sein Unternehmen ausgerichtet auf eine breite Lieferpalette in definierten Marktsegmenten mit hoher Lieferbereitschaft und individueller, fachkundiger Beratung im Bedarfsfall. Der Firmenchef gibt Antworten auf Fragen zu Portfolio, Strategie und Onlinegeschäft des Heidelberger Mail-Order-Hauses.

Beschaffung aktuell: Herr Dr. Reichelt, welche Produkte führt RCT im Portfolio?

Dr. Peter Reichelt: Die Gesellschaft hat sich mit ihrem Produktportfolio breit aufgestellt. Heute, nach 40 Jahren, umfasst das Programm etwa 80.000 Artikel, die sich in vier Produktgruppen widerspiegeln. Die umsatzstärkste Produktgruppe ist der Bereich Thomafluid mit Schläuchen, Fittings, Hähnen, Ventilen, Strömungsmessern und Pumpen. Diesem folgt der Produktbereich Thomaplast – hier werden Halbzeuge wie Folien, Platten und O-Ringe aus Elastomeren angeboten, wie auch Platten, Stäbe, Rohre und Flachdichtungen aus Kunststoffen und Fluorkunststoffen. Zum Sortiment zählt ferner der Produktbereich Thomapor, hinter dem sich Produkte für die Labortechnik und Prozesstechnik verbergen. Hinter der neuen Produktgruppe Thomadrive steht die Antriebstechnik; hier werden Rollenketten, Kettenräder, Zahnräder, Zahnriemen und auch Spannsätze angeboten.

Beschaffung aktuell: Welches sind die wichtigsten Meilensteine der 40-jährigen Unternehmensgeschichte?

Reichelt: In den ersten 25 Jahren bis zur Wende waren wir natürlich in erster Linie auf dem deutschen Markt präsent; wir verschickten pro Jahr circa 60.000 Kataloge gemäß unserer eigenen Mailingdatei an namentliche Interessenten in Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche. So entwickelten wir ein starkes Standbein im B2B-Geschäft – daneben war für uns der Markt im Ostblock wichtig, so stellten wir pro Jahr auf zehn bis zwölf Messen in Osteuropa aus und fanden hier einen breiten Absatzmarkt. Mit der Wende brach dieser Markt zusammen, die Einkaufsgesellschaften, die für die Kombinate im jeweiligen Land tätig waren, gab es plötzlich nicht mehr. Hierdurch verlor RCT 30 Prozent seines Gesamtumsatzes. Das war bitter!

Beschaffung aktuell: Wie haben Sie darauf reagiert?

Reichelt: Es galt, eine neue Marketingstrategie zu entwickeln. Die Konsequenz war, dass wir uns verstärkt im Heimatmarkt positionierten, indem wir unsere Kataloge in kleine Handbücher à 120 Seiten aufteilten und diese dann namhaften Fachzeitschriften Monat für Monat beifügten. Am Anfang präsentierten wir uns pro Jahr mit einer Million Handbüchern am Markt, heute legen wir 3,2 Millionen Handbücher bei und sind mit diesem B2B-Marketing sehr erfolgreich. Ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war die Aufteilung der Kompetenzen im Unternehmen. Im Rahmen einer achtjährigen Trainingsphase wurde meinem Sohn Thomas Reichelt Mitverantwortung im Unternehmen übergeben; heute ist er neben mir alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer.

Beschaffung aktuell: Ihre Unternehmensphilosophie basiert auf dem Prinzip „Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“. Was bedeutet das konkret?

Reichelt: Von unseren etwa 80.000 Artikeln halten wir permanent 70 Prozent am Lager – und dies in kleinen Quantitäten. Der Chemiker im Labor oder der Betriebsleiter im Unternehmen braucht beispielsweise nicht 100 Meter eines FPM/FKM-Chemieschlauchs mit Innendurchmesser 1,0 Millimeter und Außendurchmesser 3,0 Millimeter, sondern nur 3 Meter. Diesen Kaufwunsch können wir erfüllen und dann auch noch sofort ab Lager liefern. Wir bieten also dem Abnehmer kleine Quantitäten mit kurzen Lieferzeiten, denn wir liefern just in time. Dass natürlich unsere hohe Lieferbereitschaft und unser Lieferservice seinen Preis haben, wird jeder verstehen.

Beschaffung aktuell: Wofür steht der Name Reichelt Chemietechnik heute?

Reichelt: Wir sind ein Spezialunternehmen mit Nischenprodukten für den Bereich der Labor-, Pharma- und Chemietechnik. Hier haben wir uns positioniert und haben aufgrund unserer Marketingaktivitäten ein unerschütterbares Marktstanding und einen Bekanntheitsgrad, der sich mit jedem großen Unternehmen messen kann. RCT steht für eine breite Lieferpalette in definierten Marktsegmenten, für eine hohe Lieferbereitschaft und für eine individuelle, fachkundige Beratung im Bedarfsfall. Unsere Warenzeichen Thomafluid, Thomaplast, Thomapor und Thomadrive sind die Botschafter für einzelne Produktgruppen, die für den Fachmann identitätsstiftend für Reichelt sind.

Beschaffung aktuell: In welchen Marktsegmenten sehen Sie Wachstumsimpulse und weshalb?

Reichelt: Besondere Wachstumsimpulse konnten wir in den vergangenen Jahren aus dem Bereich der Pharmatechnik empfangen. Eine Vielzahl unserer Produkte aus weichen Elastomeren sowie aus Kunststoffen und Fluorkunststoffen sind BfR- sowie FDA-konform; gleichzeitig entsprechen sie der USP Class VI und genügen den Richtlinien der Europäischen Pharmacopoeia. Wir stellen fest, dass eine große Anzahl der Produkte, die entsprechend klassifiziert sind, wiederholt von der Pharmaindustrie geordert werden und dies dann nicht nur in kleinen Mengen, sondern interessanterweise in großen Losgrößen; offensichtlich werden unsere Produkte hier standardmäßig in Produktionsprozessen und Produktionslinien eingesetzt.

Beschaffung aktuell: Wie heben Sie sich aus dem Feld Ihrer Wettbewerber hervor?

Reichelt: Einerseits gelingt uns dies durch unsere breite Produktpalette für einzelne Marktfelder, aber andererseits durch unser aktives Marketing. Pro Jahr legen wir 3,2 Millionen Handbücher namhaften Fachzeitschriften in den Branchen der Labor-, Bio-, Lebensmittel-, Pharma-, Chemie-, Medizin- und Konstruktionstechnik sowie im Maschinenbau bei. So stellen wir uns monatlich wiederholt in unterschiedlichen Fachzeitschriften dem Anwender vor und bleiben ihm in nachhaltiger Erinnerung. Hinzu kommen Presseberichte und Fachaufsätze, die wir in Fachzeitschriften präsentieren, flankiert mit monatlichen Anzeigen und Bannern, die wir auf Magazin-Portalen präsentieren. Ein neues Marketinginstrument ist unser „Online-Magazin für Labor-, Pharma- und Chemietechnik“. Hier veröffentlichen wir monatlich vier wissenschaftliche Fachaufsätze zu unterschiedlichen Themen der Labor-, Pharma- und Prozesstechnik. Der Weg ist erfolgreich.

Beschaffung aktuell: Welches Geschäftsmodell steckt hinter den Handbüchern?

Reichelt: Das Geschäftsmodell lautet: Breite Produktpräsenz mit 80.000 Artikeln in vier Produktgruppen, flankiert mit Marketingaktivitäten, indem wir mit 3,2 Millionen Handbücher pro Jahr den Markt besetzen. Hinzu kommt die Marktpräsenz im Ausland. Alle Handbücher hält RCT in zehn Sprachen vor. Die Handbücher sind auf unserer Website einzusehen und lassen sich herunterladen; ebenso gibt es sie als Printausgabe. Unsere Geschäftspartner im Ausland bedienen sich des gleichen Marketingkonzepts, indem wir ihnen die Handbücher in Landessprache bereitstellen und sie diese dann in Mailingmaßnahmen an ihre Kunden versenden.

Beschaffung aktuell: Welchen Stellenwert hat der Onlineshop für Ihr Unternehmen?

Reichelt: Zurzeit ist der gedruckte Werbeträger, also unsere Handbücher, noch der stärkste Informations- und Umsatzträger. Unser Onlinegeschäft wächst im B2B-Bereich ständig, wobei wir verstärkt unsere Internetseite mit SEO-Maßnahmen belegen. Konkret heißt dies, dass wir die Inhalte unserer Website ständig erweitern, umschreiben und ergänzen, wobei wir nach der Leitlinie „content is king“ verfahren. Nur wenn die Inhalte stimmen und aussagefähig sind und ferner die richtigen Keywörter gesetzt werden, hat man die besten Chancen, von Google erkannt und entsprechend bewertet/gerankt zu werden.

Die Strategie hat sich bei uns bewährt, sie ist erfolgreich, denn wenn wir unser Ranking betrachten, ist unsere Platzierung bei Google überaus erfolgreich.

Beschaffung aktuell: Auf der Website springt das RCT Online-Magazin ins Auge. Welche Inhalte bietet es und wie fügt es sich in Ihre Marketingstrategie ein?

Reichelt: Das Online-Magazin haben wir im Januar 2018 gegründet, mit dem Ziel monatlich vier wissenschaftliche Beiträge einzustellen, die sich aus den Bereichen der Labor-, Pharma-, Medizin- und Chemietechnik sowie aus dem Maschinenbau rekrutieren. Zwei Online-Redakteure bearbeiten den Online-Blog permanent; ihre Texte werden mit hoher Fachkompetenz verfasst und gleichzeitig journalistisch elegant geschrieben. Das Magazin wird von Google hoch eingeschätzt, die Beiträge stehen meistens auf Platz eins im Ranking, was dazu führt, dass viele Interessenten die Beiträge anklicken, sie lesen und dann weiterklicken auf unsere Webseite. Das Ziel wird erreicht, denn so gewinnen wir neue Interessenten und Kunden für unser Programm. Das Online-Magazin ist für unser Unternehmen eine Investition in die Zukunft; die Beiträge, die einmal im Netz stehen, stehen dort für immer und sind somit Botschafter für unsere Firma.


Hinter der neuen Produktgruppe Thomadrive steht die Antriebstechnik; hier werden Rollenketten, Kettenräder, Zahnräder, Zahnriemen wie auch Spannsätze angeboten.“
Dr. Peter Reichelt


Dr.-Ing. Ralf Beck,
Redakteur der Konradin Mediengruppe

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