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Krisensicher beschaffen

Wie Reyher seine Lieferfähigkeit sichert
Krisensicher beschaffen

Die internationalen Beschaffungsmärkte sind seit rund drei Jahren von besonderen Herausforderungen geprägt. Extreme Preissteigerungen und die Unterbrechung zahlreicher Lieferketten verlangen vom Einkauf resiliente Supply-Chain-Strategien. Das Großhandelsunternehmen F. Reyher Nchfg. GmbH & Co. KG hat die Krisen erstaunlich gut gemeistert. Woran liegt das? Was unterscheidet die Firma von anderen?

Anna-Maria Jeske, F. Reyher Nchfg. GmbH & Co.KG

Erst wurden die Lieferketten durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie gestört, was zum einen die Preise massiv in die Höhe trieb und zum anderen Zulieferengpässe auslöste. Als die Pandemie sich gerade abzuschwächen begann, griff Russland die Ukraine an. Der seit einem Jahr andauernde Krieg hat erneut extreme Preissteigerungen und die Unterbrechung zahlreicher Lieferketten zur Folge.

Die F. Reyher Nchfg. GmbH & Co. KG war als Handelsunternehmen für Verbindungselemente und Befestigungstechnik ebenfalls stark von den Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten betroffen. Hinzu kamen die akuten Zulieferengpässe im Zusammenhang mit dem durch die Ever Given verursachten Stau im Suezkanal sowie den danach fehlenden Kapazitäten in europäischen Häfen. Diese Situation bekam Reyher vor allem deswegen zu spüren, weil Schrauben, Muttern und Scheiben verhältnismäßig niedrigpreisige Artikel sind. „Aufgrund des geringen Produktwerts bedeuteten die hohen Frachtkosten für uns häufig eine Erhöhung der Stückpreise um durchschnittlich 50 Prozent“, erläutert Reyher-Geschäftsführer Klaus-Dieter Schmidt.

Die Bevorratungsstrategie

Ein Aspekt, der Reyher gut durch die letzten Jahre brachte, war die Bevorratungsstrategie des Unternehmens. Diese musste jedoch während der Beschaffungskrise nicht komplett neu ausgerichtet werden. Sie ist schon lange ein Teil der DNA der Firma. „Wir sind ein Vollsortimenter. Ein breit gefächertes Sortiment in ausreichender Stückzahl auf Lager zu haben, gehört zur Philosophie von Reyher“, erklärt Klaus-Dieter Schmidt. Durch ein mehrstufiges Dispositionssystem kann außerdem eine Lieferbereitschaft von über 99 Prozent erreicht werden. Diese Vorgehensweise habe zu Zeiten der schwierigen Beschaffung den entscheidenden Unterschied gemacht.

Fachliche und technische Kompetenz

Das dazugehörige Herz des Unternehmens – das vollautomatisierte Logistikzentrum – nimmt den Großteil des 40.000 Quadratmeter großen Firmengeländes in Hamburg ein. Es bietet Platz für 100.000 Paletten und 180.000 Behälter. Täglich werden durchschnittlich 5000 Kundenaufträge bearbeitet und es verlassen etwa 340 Tonnen Ware das Gelände. In Spitzenzeiten bedeutet dies eine Bearbeitung von mehr als 27.000 Positionen pro Tag.

Auch der zweite Aspekt, der für Reyher in der jüngsten Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat, ist keine Neuheit. Das Unternehmen setzt in allen Bereichen auf die fachliche Kompetenz eines jeden Mitarbeitenden. „Nur durch eine umfassende Marktkenntnis ist es möglich, auch in schwierigen Zeiten eine kurzfristige Disposition zu gewährleisten. Diese ist unabdingbar für eine erfolgreiche Produktbeschaffung“, so Schmidt. Außerdem hätten die entsprechenden Reyher-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte enge Beziehungen zu den Lieferanten der Firma aufgebaut. Dies hätte sich besonders in den letzten drei Jahren positiv ausgewirkt. Vor allem ermögliche dieses weitreichende Netzwerk Reyher, zu nahezu jedem Vorgang einen Plan B in der Tasche zu haben. „Dank unserer professionellen Einkaufsorganisation ist es uns gelungen, immer genug Ware zu haben und die Folgen der Krise für unser Unternehmen zu minimieren“, fasst der Geschäftsführer von Reyher zusammen.

Sind die Verbindungselemente erst einmal in Hamburg eingetroffen, ist die Arbeit für Reyher noch lange nicht abgeschlossen. Der Großhändler ist bekannt für sein hohes Qualitätsbewusstsein. Dementsprechend verfügt er über ein eigenes Prüflabor, das die eingehende Ware auf Herz und Nieren überprüft. In dem Labor werden von Zugversuchen über Salzsprühnebeltests bis hin zu Drehmoment- und Vorspannkraft-Versuchen umfangreiche Tests durchgeführt. Dadurch war gesichert, dass die Kunden auch während der Beschaffungskrise qualitativ einwandfreie und mit modernster Technik geprüfte Ware erhalten haben.

Vielfältige Dienstleistungen

Auf modernste Technologien greift Reyher ebenfalls zurück, wenn es um die kundenseitige Beschaffung geht. Um diese so effizient und wirtschaftlich wie möglich zu gestalten, bietet das Unternehmen unterschiedliche Dienstleistungen an.

Zu den E-Business-Lösungen gehört unter anderem RIO – Reyher Internet Order. Der intuitive und mobile Webshop erlaubt es, rund um die Uhr auf 90.000 Katalogartikel zuzugreifen. Dabei werden für Kunden die aktuellen Verfügbarkeiten und Preise der ausgewählten Artikel angezeigt. Darüber hinaus stehen elektronische Kataloge, unter anderem für die Nutzung in E-Procurement-Systemen, zur Verfügung. Ebenso bietet das Unternehmen EDI-Anbindungen für den elektronischen Geschäftsdatenaustausch an.

Ein weiterer Baustein sind die flexiblen Kanban-Versorgungssysteme ROM – Reyher Order Management. Für eine automatisierte und einfache Nutzung setzt Reyher dabei auch auf RFID-Technologie. Kombinierbare Logistik-, Service- und Anwendungsmodule stehen zur Auswahl.

RKP – Reyher Kitting & Packaging rundet das Dienstleistungsangebot ab. In enger Abstimmung mit dem Kunden entwickelt das RKP-Team passende Konfektionierungslösungen. Beispiele sind die Zusammenstellung von Sets und Bausätzen oder individuellen Handelsverpackungen.

Nach wie vor innovativ

Trotz aller Schwierigkeiten auf den Beschaffungsmärkten der vergangenen Jahre ist es Reyher noch immer gelungen, Innovationen voranzutreiben, neue Produkte einzuführen und das eigene Sortiment zu erweitern.

Das Handelsunternehmen hat eine Reihe neuer Produkte aus nichtrostendem Stahl in das Produktprogramm aufgenommen: zum Beispiel Artikel aus Duplex-Stählen der Kategorie D 6–100. Neben modernsten Produkten setzt Reyher im Bereich Neuheiten auch auf Nachhaltigkeit. Daher hat die Firma das komplette Greenline-Sortiment von Fischer in ihr Produktprogramm eingegliedert. Die Greenline-Serie zeichnet sich dadurch aus, dass die Artikel zu mindestens 50 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden.

Bewährt trotzdem flexibel

Eine bemerkenswerte Innovation ist die patentierte Kegelmutter CONU. Sie bietet gegenüber üblichen Sechskantmuttern und je nach Anwendung eine Vielzahl an Vorteilen. So fügt sie sich ohne Überstand in die dafür vorgesehene Senkung ein. Dies sorgt für eine plane Oberfläche, einen verringerten Platzbedarf sowie ein niedrigeres Verletzungsrisiko. Darüber hinaus verfügt sie über einen Selbstsicherungseffekt, der das eigenständige Lösen verhindert und das einhändige Verschrauben der Mutter ermöglicht.

Ebenfalls patentiert ist die Reyher-Kombischraube. Diese Schraube kombiniert einen nach Norm gestalteten Sechskantkopf mit einem Innensechsrund und ist trotzdem voll belastbar. Durch den Einsatz der Kombischraube kann die Anzahl der verwendeten Schraubentypen in der industriellen Fertigung maßgeblich reduziert werden. Dies hat eine einfachere Lagerhaltung, geringere Kosten und eine Vereinfachung der Produktion zur Folge.

„Neben der Strategie, der fachlichen sowie technischen Kompetenz und einer hohen Innovationskraft hat Reyher sich außerdem über die Jahre, trotz zunehmender Größe, eine gewisse Flexibilität bewahrt“, resümiert Klaus-Dieter Schmidt. Dies gäbe seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Raum für kundennahe, individuelle Entscheidungen.


F. Reyher Nchfg. GmbH & Co KG

… ist ein Großhandelsunternehmen für Verbindungselemente und Befestigungstechnik, das 1887 als Handel für Eisenwaren, Schiffsartikel und Werkzeuge gegründet wurde. Am zentralen Standort in Hamburg sind über 900 Mitarbeiter beschäftigt, die jeden Tag 5000 Aufträge bearbeiten. Neben der schnellen Lieferung zeichnet sich das Unternehmen durch seine Service-Angebote aus. 2022 betrug der Umsatz des Unternehmens rund 480 Mio. Euro.

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