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Lieferketten: Fünf Schritte für sichere Supply Chains und gestiegene Resilienz

Fünf Schritte für sichere Supply Chains und gestiegene Resilienz
Lieferketten: Schwarze Schwäne abwehren

Lieferketten: Schwarze Schwäne abwehren
Aktuell ist es ein ganzer Schwarm schwarzer Schwäne, dem sich Unternehmen unmittelbar nach der Corona-Pandemie angesichts des Kriegs in der Ukraine, des Handelskonflikts zwischen China und USA, des demografischen Wandels und der ungewohnt hohen Inflation gegenübersehen. Bild: Xiaohang Zhou/stock.adobe.com
Black Swans, so bezeichnet man sehr unwahrscheinliche, aber umso größere Risiken mit enormer Schadenswirkung, bei denen die klassischen Methoden des Risk-Managements nicht mehr greifen. Sie treten ebenso wie schwarze Schwäne in natura sehr selten und vollkommen unerwartet auf. Aber wenn, dann treffen sie Unternehmen bis ins Mark: Gestörte Transportrouten, großflächige Personalausfälle, Naturkatastrophen, fehlendes Material, Lieferausfälle, internationale Sanktionen.

Diese geballten Herausforderungen stellen Geschäftsmodelle in Frage und können Unternehmen finanziell aufzehren, die auf stabile Lieferketten angewiesen sind. Der Kreditversicherer Allianz Trade warnt deshalb vor einem erneuten weltweiten Anstieg der Insolvenzen in diesem Jahr. Können sich Betriebe in diesen krisenreichen Zeiten mehr Sicherheit verschaffen? Ja, das geht. Mit diesen fünf Schritten lässt sich die Resilienz von Lieferketten nachhaltig steigern.

1. Konzeptionelles Arbeiten ermöglichen

Branchenunabhängig haben viele Unternehmen das gleiche Problem: Mitarbeiter werden häufig durch viele Kleinigkeiten oder Routineabläufe von strategisch wichtigen Aufgaben abgehalten. Für konzeptionelles Arbeiten bleibt oft keine Zeit. Viele dieser Aufgaben, die erfahrene Mitarbeiter nahezu mechanisch erledigen, lassen sich mithilfe intelligenter Planungssysteme automatisiert abwickeln. Diese Systeme nutzen Algorithmen aus dem Operations Research (OR) und Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI), um Entscheidungen selbstständig zu treffen. Sie verschaffen Transparenz über Fehl-, Über- und Transitbestände und haben auch deren Entwicklungen im Blick.

So kann ein intelligentes Planungs- und Prognosesystem tagesaktuell kostenoptimale Bestellvorschläge für zehntausende Artikel berechnen und erkennt dabei sämtliche Verbrauchsmuster automatisch. Artikel, deren erwarteter Bedarf gut prognostizierbar ist, können damit vollautomatisiert beschafft werden. Das ermöglicht es den Mitarbeitern, sich auf die Spezialfälle zu konzentrieren, also ausnahmeorientiert und konzeptionell zu arbeiten.

2. Abteilungs- und standortübergreifend denken

Mit intelligenten Softwarelösungen können Informationen im Unternehmen papierlos, schnell und ortsübergreifend schneller ausgetauscht und ausgewertet werden. Dieses Potenzial sollten sich Unternehmen zunutze machen, um abteilungs- und standortübergreifende Strategien zu entwickeln. Einzelne Planungsinseln in der Absatz-, Beschaffungs- und Produktionsplanung lassen sich so schrittweise vereinen und in einem gemeinsamen Ansatz bündeln.

Diese Form der integrierten und softwaregestützten Organisation hat einen großen Vorteil: Es bringt das strategische und operative Management unterschiedlicher Abteilungen im Unternehmen zusammen. Im Ergebnis entstehen so robuste, optimierte Prozesse, mehr Kollaboration und eine durchgängig steuerbare Lieferkette.

Durch das abteilungs- und standortübergreifende Vernetzen aller zur Auftragsabwicklung relevanten Informationen können zum Beispiel Einkäufer deutlich effizienter arbeiten. Zudem verbessert der erweiterte Informationsaustausch die gesamte Absatzplanung. So können alle ihr Wissen über den Markt abteilungs- und standortübergreifend bündeln und teilen. Fragen, etwa zu Bedarfen, lassen sich auf diese Weise schneller und genauer beantworten.

Des Weiteren trägt die Vernetzung von unterschiedlichen Standorten und Lagern dazu bei, dass sich Lieferzeiten verkürzen. Planer können über die Software sehen, wenn ein benötigtes Produkt oder Ersatzteil an einem anderen Standort verfügbar ist, und es innerhalb des Unternehmens anfordern. Das spart Zeit und Geld.

3. Zusammenarbeit mit Lieferanten stärken

In Zeiten bedrohter Lieferketten geht es mehr denn je um gute Zusammenarbeit, also eine Stärkung des unternehmensübergreifenden Netzwerks und des Informationsaustauschs mit Lieferanten. Intelligente Softwarelösungen teilen beispielsweise Bestellvorschläge direkt mit dem Lieferanten, sodass sich dieser frühzeitig darauf einstellen kann. Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage gewinnt zudem das Einbeziehen mehrerer Lieferanten – Stichwort Multisourcing – zunehmend an Bedeutung.

Wurde früher bei der Auswahl eines Lieferanten das Augenmerk auf den günstigsten Preis gelegt, spielen heute zusätzliche Faktoren eine Rolle: Wie lässt sich das Risiko eines Lieferverzugs oder -ausfalls minimieren, wie zum Umweltschutz beitragen? Oder auch: Wie können Unternehmen ihrer Verantwortung für Arbeits- und Menschenrechte über die Lieferkette hinweg gerecht werden? Die Organisation dieser Zusammenarbeit wird immer komplexer. Intelligente Softwarelösungen bieten hier geeignete Werkzeuge.

So lassen sich zum Beispiel Informationen zu Lieferverzügen auf Transportrouten problemlos über eine Trackingsoftware in das System einspeisen. Wurde ein Liefertermin vom Lieferanten noch nicht bestätigt, weist die Software automatisch daraufhin und schlägt auf Wunsch einen alternativen Lieferanten vor. Das hilft auch bei einem drohenden Stockout. Weltweite kalendarische Informationen wie das chinesische Neujahr oder mehrwöchige Sommerferien in Spanien, Frankreich und Italien lassen sich ebenfalls in die Lieferanten-Planungen implementieren.

4. Wissen erhalten und neue Fachkräfte gewinnen

Der Kampf um die begehrten Talente am Arbeitsmarkt wird härter. Gleichzeitig scheiden mit der Baby-Boomer-Generation immer mehr Experten mit ihrem über Jahrzehnte gesammelten Fachwissen aus den Firmen aus. Darauf können Unternehmen reagieren, wenn sie verstärkt Prozesse etablieren, die genau dieses Wissen speichern, abbilden und verwerten. Junge Fachkräfte bevorzugen Unternehmen, die ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie in ihrer täglichen Arbeit so unterstützen, dass sie sich auf die wirklich herausfordernden Aufgaben konzentrieren können.

Auch hierbei helfen intuitive Softwarelösungen: Sie manifestieren Erkenntnisse, bereiten diese verständlich auf und helfen bei täglichen Entscheidungen. Neue Mitarbeitende lassen sich so schneller einarbeiten, machen weniger Fehler und erhalten dauerhaft mehr Sicherheit in ihrer zunehmend komplexen Arbeit.

5. Mit zuverlässigen Prognosen vorausschauend planen

Je unsicherer die Zukunft, desto größer das Bedürfnis nach Sicherheit. Diesem Bedürfnis begegnen Betriebe oft mit erhöhten Lagerbeständen oder der Nutzung von zusätzlichen Lieferanten. Lösungssuiten, die mit KI und mathematischen Algorithmen arbeiten und kontinuierlich Erfahrungswerte speichern, können daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten. Hier geht es zum Beispiel um die Zuverlässigkeit von Lieferanten, die Wiederbeschaffungszeiten, über den zu erwartenden Verbrauch oder über Preisschwankungen. Die Prognosefunktionen laufen tagesaktuell und passen sich automatisch an, sodass Risiken schnell registriert und gemeldet werden.

Ein Einkäufer erkennt auf diese Weise sofort, wo sich ein Markt anders entwickelt als bisher, und kann darauf entsprechend reagieren. Sicherheitsbestände werden agil berechnet. Dabei wird die Verlässlichkeit der Prognosen mitberücksichtigt und der Einkäufer in seiner Routinearbeit entlastet. Datenbasierte Simulationen verschaffen zusätzlich Sicherheit. Sie können verschiedene Szenarien durchzuspielen, ohne dabei das Tagesgeschäft zu beeinflussen. Entscheidungen lassen sich somit fundiert treffen und Bestellvorschläge flexibel anpassen.

Dem schwarzen Schwarm trotzen

Spätestens wenn nicht nur ein schwarzer Schwan angeflogen kommt, sondern ein ganzer Schwarm, kommt die menschliche Intelligenz bei der Planung und Sicherung von komplexen Lieferketten an ihre Grenzen. Wer sich nicht auf spontane Bauchentscheidungen verlassen will oder wer ohnehin zu wenig ausreichend qualifiziertes Personal für solche schweren Entscheidungen zur Verfügung hat, sollte seine Mitarbeiter bestmöglich unterstützen.

Die Kombination von menschlichem Fachwissen und mathematischer, softwaregestützter Intelligenz verhilft Unternehmen zu mehr Resilienz. Doch das ist nicht alles. Darüber hinaus kann sie dazu beitragen, Unternehmen effizient und nachhaltig auszurichten und ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.


Der Autor:

INFORM_Stefan_Witwicki.pngStefan Witwicki

Bereichsleiter Inventory & Supply Chain und Mitglied der Geschäftsleitung, Inform GmbH, Aachen

Bild: Inform

Über die Inform GmbH

Inform entwickelt Software zur Optimierung von Geschäftsprozessen mittels Digital Decision Making auf Basis von Künstlicher Intelligenz und Operations Research. Sie ergänzt die klassischen IT-Systeme und steigert die Wirtschaftlichkeit und Resilienz. Während datenverwaltende Software nur Informationen bereitstellt, können die Systeme von Inform schnell große Datenmengen analysieren, verschiedene Entscheidungsvarianten durchkalkulieren und dem Anwender die Lösung zur Umsetzung vorschlagen. Verbessert werden Absatzplanung, Produktionsplanung, Personaleinsatz, Logistik und Transport, Lagerbestände und Supply Chain Management sowie die Betrugsabwehr bei Versicherungen, in der Telekommunikation und im Zahlungsverkehr.

Mehr: www.inform-software.com

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