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Nachhaltige und ethische Lieferkette aufbauen

Sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht nachkommen
Nachhaltige und ethische Lieferkette aufbauen

Nachhaltige und ethische Lieferkette aufbauen
Unternehmen können sich einen Vorsprung verschaffen, indem sie den Umfang der Lieferkettengesetze und die zu erfassenden Daten verstehen. Bild: Yellow Boat/stock.adobe.com
Aktuelle Zahlen legen nahe, dass über 90 % der Treibhausgasemissionen eines Unternehmens auf die Lieferkette entfallen. Deshalb ist es nur konsequent, dass die Dekarbonisierung der Lieferkette für jedes Unternehmen mit ambitionierten Nachhaltigkeitszielen Priorität hat.

Allein in den letzten zwölf Monaten ist der Druck auf globale Lieferketten gestiegen, das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Blick zu nehmen. Hinzu kommen weitere Herausforderungen, wie die Zunahme von Diebstählen in der Lebensmittelversorgungskette aufgrund von Preissteigerungen und Inflation. In Deutschland sind die Diebstähle von Lebensmitteln und Getränken auf 11 % gestiegen (gegenüber 5 % im Jahr 2022 und 4 % im Jahr 2021), wie aus dem Supply Chain Risk Insights Report 2023 der BSI (British Standards Institution) hervorgeht. Unternehmen stehen aktuell einem Zusammenspiel von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit, extremen Wetterereignissen und digitalen Disruptionen sowie zunehmenden regulatorischen Anforderungen wie der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung oder dem Lieferkettengesetz gegenüber. Diese vielfältigen Herausforderungen führen dazu, dass sich Unternehmen auf einen proaktiven, daten- und erkenntnisgestützten Risikoansatz konzentrieren und eine 360-Grad-Perspektive auf klimabezogene Ereignisse einnehmen müssen, um ihre Geschäftstätigkeit zukunftssicher zu machen.

Chance von Nachhaltigkeit nutzen

Als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist Deutschland ein wichtiger Akteur im globalen Handel. Für deutsche Unternehmen bietet sich die große Chance, durch Überprüfung der eigenen Lieferkette Fortschritte bei den Nachhaltigkeitszielen zu erreichen. Hierfür müssen Menschenrechte, Arbeitspraktiken und Umweltauswirkungen verstärkt in den Blick genommen werden.

Wie können Unternehmen unabhängig von ihrer Branche oder Größe in naher Zukunft die Dekarbonisierung ihrer Lieferkette vorantreiben?

1. Zunehmende Regulierung und Transparenz

Zunächst sollten Unternehmen proaktiv ein klares Verständnis der nachhaltigkeitsbezogenen Vorschriften entwickeln, die je nach Standort, Geschäftstätigkeit und geografischen oder branchenspezifischen Risiken variieren können. Wie im BSI-Bericht 2024 Supply Chain Risks and Opportunities Report dargelegt, ist in den nächsten Jahren mit einer Zunahme der Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu rechnen – einschließlich der Berücksichtigung einer sozialen und ökologischen Sorgfaltspflicht.

Das deutschlandweit gültige Lieferkettengesetz trat 2023 in Kraft. Das Gesetz verlangt, dass Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3000 MitarbeiterInnen die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in ihren Lieferketten sicherstellen. Gleiches gilt für ausländische Unternehmen mit in Deutschland registrierten Tochtergesellschaften.

Nach langem Ringen unterstützt nun die EU eine europäische Lieferketten-Richtlinie. Die ständigen Vertreter der Mitgliedsländer nahmen die entsprechende Richtlinie mit qualifizierter Mehrheit am 14.3.2024 an. Deshalb ist damit zu rechnen, dass die EU-Lieferketten-Richtlinie im April oder Mai 2024 veröffentlicht wird und 20 Tage nach der Veröffentlichung in Kraft treten wird. Anschließend sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die CSDDD innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren in ihre jeweiligen nationalen Gesetzgebungen zu überführen. Es wird erwartet, dass dies in Deutschland wahrscheinlich durch eine Modifizierung des LkSG geschehen wird.

Unternehmen können sich einen Vorsprung verschaffen, indem sie den Umfang dieser und ähnlicher Anforderungen und die zu erfassenden Daten verstehen. Darüber hinaus berichtet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, dass VerbraucherInnen immer umweltbewusster werden. Dies bedeutet, dass es für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen von Bedeutung sein kann, die unternommenen Schritte zur Erreichung einer nachhaltigen und ethischen Lieferkette transparent zu machen.

2. Daten

Außerdem sollten Unternehmen ermitteln, in welchem Bereich Nachhaltigkeitsdaten vorhanden sind. Diese können anschließend genutzt werden, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen, Risiken zu mindern und Fortschritte in Richtung einer nachhaltigeren Lieferkette zu erzielen. Die Kompetenz, Rohdaten in verwertbare Erkenntnisse umzuwandeln hat das Potenzial, Unternehmen bei der Beantwortung der immer schwierigeren Fragen von heute zu helfen und im Gegenzug die Kosten- und Zeiteffizienz zu steigern.

3. Engagement

Durch die stärkere Fokussierung auf Regulierung oder Berichtsanforderungen werden die Erwartungen an die Transparenz und das Wissen über die gesamte Lieferkette immer höher. Unternehmen können sich einen Vorsprung verschaffen, indem sie ihre Lieferketten proaktiv unter die Lupe nehmen und mögliche Versäumnisse ausbessern. Hierdurch können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Geschäftspartner die Erwartungen erfüllen.

4. Zusammenarbeit

Der Wandel kann nicht im Alleingang vollzogen werden. Zusammenarbeit ist sowohl intern im Unternehmen als auch extern in der Lieferkette erforderlich. Durch Kooperationen können Unternehmen die Chancen nutzen, die sich aus den heutigen Herausforderungen der Lieferkette ergeben. Der Schlüssel zu erfolgreichen Kooperationsbeziehungen ist gegenseitiges Vertrauen.

5. Ethische Lieferketten

Funktionierende Lieferketten hängen von Menschen ab. Deshalb ist wichtig, Kontrollen zum Schutz jener Menschen einzurichten, die im Mittelpunkt der Lieferketten stehen – einschließlich derjenigen, die nicht direkt angestellt sind (z. B. Leih- und ZeitarbeiterInnen oder Subunternehmer). Um dies sicherzustellen, sollten Unternehmen ihre Lieferanten regelmäßig kontrollieren und diese auf die wichtigsten Menschenrechtsanforderungen ansprechen. Die Kartierung der Bereiche mit den höchsten Menschenrechtsrisiken und die gezielte Ansprache von in diesem Umfeld tätigen Lieferanten, können helfen, auftretende Probleme zu lösen.

Letztendlich kann eine nachhaltigere Ausrichtung der Lieferketten zu enormen Vorteilen für Mensch und Planet beitragen und dabei mitwirken, den Wandel hin zu einer gerechten Gesellschaft und nachhaltigen Welt zu beschleunigen.


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Dénelise L‘Ecluse Bild: BSI

Bild: BSI

Dénelise L‘Ecluse

Geschäftsführerin Assurance für Kontinentaleuropa bei der British Standards Institution

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