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Effizientes Materialhandling in der Intralogistik auf Datenbasis

Unfälle beim Materialtransport vermeiden, Produktivität steigern
Effizientes Handling in der Intralogistik auf Datenbasis

Effizientes Handling in der Intralogistik auf Datenbasis
Mit Telematik lässt sich auch die Sicherheit in der Intralogistik verbessern, indem Informationen in bestehende Systeme integriert werden, um Gefahrenstellen aufzeigen. Bild: Powerfleet

Sicherheitsvorfälle beim Materialtransport sind keine Seltenheit – insbesondere im Lager- und Produktionsbetrieb. Dort können Unfälle beispielsweise zu Schnittwunden, Prellungen und Frakturen führen. Oder schlimmer: 2021 kam es laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung im deutschen Arbeitsumfeld zu 33 tödlichen Kraftfahrzeugunfällen, inklusive LKW, sowie zusätzlichen 15 Todesfällen und knapp 34.000 meldepflichtigen Unfällen mit Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen.

Autor: Heinz Rothmann, Project Manager EMEA bei Powerfleet

Diese Zahlen sind erschreckend. Um das Risiko beim Materialtransport zu reduzieren, empfiehlt sich daher auch das Auswerten von Sicherheitsvorfällen durch Telematik. Die darüber ermittelten Daten können helfen, wirksame Maßnahmen vorzunehmen, um das Gefahrenpotenzial zu reduzieren und gleichzeitig die Produktivität zu verbessern. Der Schlüssel hierzu sind die Kennzahlen sowie ein gemeinsames Ziel aller Beteiligten.

Sicherheit im Fokus

Die Zahl der Unfälle in Zusammenhang mit Flurförderzeugen ist erheblich. In jedem zehnten Unfall in der Lagerhaltung ist ein Flurförderzeug verwickelt (11,5 Prozent). Durch standardisierte Schulungen und Sicherheitsverfahren lassen sich jedoch viele Unfälle verhindern. Schließlich gehören zu den häufigsten Ursachen Geschwindigkeitsüberschreitungen, Kurvenfahrten oder fehlende Warnschilder und Bodenmarkierungen. Daher empfiehlt es sich, riskante Verhaltensweisen, wie das Mitfahren, zu vermeiden und die Beschilderung zu verbessern. Gerade in Anbetracht gesundheitlicher Risiken für die Mitarbeitenden sind präventive Technologien immer eine wertvolle Investition.

Höhere Produktivität auf Grundlage von Daten

Darüber hinaus haben Unfälle drastische Auswirkungen auf die Umsätze, denn Handling- und Lagerkosten sind wichtige Bestandteile jedes Logistikbereiches. In manchen Fällen machen sie sogar einen erheblichen Teil der Produktkosten aus, da das Materialhandling weite Teile der Warenkette betrifft. Ausfälle im Materialfluss durch innerbetriebliche Unfälle mit Flurförderzeugen erhöhen damit die Kosten – nicht nur beim Personal und der Versicherungsabwicklung, sondern auch im Produktionskreislauf.

Je länger also ein Produkt auf seinem Weg zum Kunden benötigt, desto teurer wird es für das Unternehmen. Durch den Einsatz von Telematik-Anwendungen und Tracking der Flurförderzeuge und Produktionsmaschinen lassen sich wertvolle Erkenntnisse gewinnen, um Produktion und Produktivität auf diesem Weg zu erhöhen. Wichtige Messwerte sind dabei unter anderem: Nutzungszeit und Auslastung der Flurförderzeuge, Geschwindigkeit, Länge und Dauer der Teilstrecken, Wegeoptimierung in Bezug auf Beschaffenheit, Verkehrsleitung (Gegenverkehr) und Lagerstätten, Auswahl des Transportmittels, etc.

Für die Optimierung der Prozesse sind hier vor allen Dingen drei Bereiche essenziell: Zuerst geht es um die Arbeitsproduktivität. Sie gibt die Zeit an, die Gabelstaplerfahrer aktiv mit dem Transport der Ware verbringen. Je länger die Arbeitswege dauern, desto höher sind die Arbeitskosten. Diese lassen sich mit optimierten Fahrwegen senken. Als Zweites ist die sogenannte Materialproduktivität wichtig. Damit ist gemeint, wie viele Paletten gleichzeitig pro Stunde bewegt werden. Durch die Analyse der dazugehörigen Daten lässt sich dieser Parameter verbessern. Und als Drittes sollten Unternehmen auf ihre Anlagenproduktivität achten. Hier geht es um die Ausfälle bei Maschinen oder Flurförderzeugen und deren Auslastungsspitzen sowie Wartungszeiten. So lässt sich datenbasiert die optimale Auslastung für die eigene Flotte ermitteln.

Maßnahmen für eine verbesserte Produktivität

Was können Betriebe also unternehmen, um ihre Produktivität zu verbessern? Erstens können sie die Arbeitsproduktivität erhöhen, indem sie die Anordnung von Produktteilen oder Arbeitsschritten chronologisch entlang der jeweiligen Abläufe optimieren. Benötigen aufeinanderfolgende Schritte verschiedene Produktteile, sollten diese auch im Lager nebeneinander aufzufinden sein. So lassen sich lange oder doppelte Fahrwege vermeiden. Außerdem empfiehlt es sich, sie so nah wie möglich am Arbeitsplatz zu lagern. Gleichzeitig gilt es aber auch, Staubereiche durch die Analyse zu identifizieren – sowohl zeitlich als auch räumlich. Dadurch können Unternehmen die Wege und Fahrtzeiten ihrer Gabelstapler rationalisieren. Eventuell kann es auch hilfreich sein, zusätzliche Vorrichtungen zur Verkehrskontrolle einzusetzen.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Schulung der befugten Mitarbeitenden im Umgang mit den Flurförderzeugen. Betriebe können dabei auch neuen Gabelstaplerfahrern einen erfahrenen Mentor zur Seite zu stellen, der über die Einführung hinaus Fragen beantworten kann. Die DGVU-Untersuchung zeigt, das ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermutlich aufgrund ihrer Erfahrung im Umgang mit den Fahrzeugen weniger Unfälle verursachen. Auch die Weiterbildung aller anderen Mitarbeitenden kann hilfreich sein, da diese dann ebenfalls über die Beschilderungen, Routen und Sicherheitshinweise aufgeklärt werden. Dies erleichtert ihnen dadurch den intuitiven Umgang, ohne die Produktivität negativ zu beeinflussen. Außerdem lässt sich das Unfallrisiko weiter minimieren, indem Unternehmen Zutrittskontrollen an den Fahrzeugen anbringen, sodass nur geschultes Personal die Flurförderzeuge bedienen kann.

Ein letzter wichtiger Aspekt ist die Instandhaltung der Ausrüstung. Unternehmen können mithilfe von Telematik ihre Flurförderzeugflotte, Verschleißerscheinungen und Auslastung beobachten, um frühzeitig Reparaturen und Neuanschaffungen zu tätigen. Auf diese Weise werden die Arbeitsabläufe nicht durch kostspielige Ausfälle belastet. Ebenfalls können sich Seitenschieber, Zinkenverstellgeräte oder andere Elemente lohnen, um das Handling von Gabelstaplern flexibler zu gestalten und Unfallsituationen beim Heben sowie Be- und Entladen zu reduzieren.

Leider bedeuten viele dieser Verbesserungen eine „blinde Investition“ – also, ohne eine Gewissheit darauf, welche Auswirkungen sie auf den Geschäftsbetrieb haben. Neue Geräte sollten beispielsweise die Produktivität verbessern. Aber es ist schwierig, ihre Rentabilität nachzuweisen, ohne die Produktivität auf einer detaillierten Ebene zu verfolgen. Menge und Qualität der Daten über die Arbeitsprozesse sind daher entscheidend, um die Auswirkungen der eigenen Investitionen zu verstehen und weitere Maßnahmen effektiv in Angriff nehmen zu können.

Fazit

Das Handling von Material ist ein essenzieller Bestandteil des Lager- und Produktionsbetriebs. Gleichzeitig bringt es häufig das Risiko von Sicherheitsvorfällen mit sich. Das macht den Materialtransport zu einem natürlichen Einsatzszenario für Telematiklösungen. Dank der richtigen Messwerte bei Flurförderzeugen und deren Nutzung können fertigende Unternehmen umsetzbare Metriken und KPI-Scorecards entwickeln, die ihre Produktivität steigern und eine spürbare Investitionsrendite ermöglichen. So lässt sich auch die Sicherheit verbessern, indem diese Informationen in bestehende Systeme integriert werden, um Gefahrenstellen und Optimierungspotenziale aufzeigen. Dennoch benötigt es weiterhin gezielte Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine zuverlässige Sicherheitskultur am Arbeitsplatz, um einen idealen Produktionszyklus und Materialfluss zu erreichen.

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