Mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer sehen Nearshoring und Reshoring nicht als vorübergehendes Phänomen an. Im Gegenteil: Unternehmen sehen die Verlagerung von Aufträgen in benachbarte Länder als die am besten geeignete Umstrukturierungsoption an, um ihre Effizienz zu steigern, Flexibilität zu verbessern und die Lieferzeiten zu verkürzen.
Zwei Drittel der befragten Unternehmen planen eine Umstrukturierung ihrer Lieferketten in den nächsten fünf Jahren. Insbesondere Industrieunternehmen (67 %) beabsichtigen eine verstärkte Regionalisierung und wollen Beschaffungskapazitäten in politisch stabilere Gebiete zu verlagern.
Dabei werden osteuropäische Länder als wichtigste Option betrachtet. Bereits 57 Prozent der befragten Unternehmen beziehen Güter aus der Region, während 32 Prozent planen, in den nächsten Jahren ihre Aktivitäten nach Osteuropa zu verlagern.
91 Prozent der Befragten geben an, geopolitische Spannungen in ihrer Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Für die Zukunft erwarten sie eine multipolare Welt und Blockbildung.
Beschaffungsstrategie und geografischen Fokus überdenken
„Mit Nearshoring lassen sich Potenziale in drei Dimensionen erschließen – Erhöhung der Widerstandsfähigkeit, Beschleunigung der Durchlaufzeiten und Fortschritte in der Nachhaltigkeit“, erklärt Jan Mersmann, Principal bei Inverto und Experte für Lieferkettenmanagement. „Um das gesamte Spektrum der Möglichkeiten zu erfassen, sollten Unternehmen bei der Bewertung des Nearshoring-Potenzials ihre Beschaffungsstrategie überdenken und den geografischen Geltungsbereich erweitern.“
Dafür sollten Unternehmen zunächst Transparenz in ihrer gesamten Lieferkette schaffen. Auf dieser Grundlage lässt sich anhand einer TCO-Analyse (Total Cost of Ownership) feststellen, für welche Vorprodukte sich Möglichkeiten für Near- und Friendshoring ergeben und welche Lieferregionen geeignet sind.
Studienmethodik
Rund 95 Unternehmen, hauptsächlich aus der DACH-Region, nahmen an der Nearshoring-Studie teil. Mehr als die Hälfte der Befragten stammt aus dem produzierenden Gewerbe. Darüber hinaus beteiligten sich Unternehmen aus den Bereichen Dienstleistung, Bau, Prozessindustrie und dem Handel. Rund 50 Prozent der Befragten haben einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro. Umfragezeitraum war Mai bis Juli 2023. (ys)
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