Startseite » Zukunftswerkstatt »

Die Folgen der Digitalisierung für die Einkaufsorganisation

Working Capital Management
Was darf Resilienz kosten?

Was darf Resilienz kosten?
Mit der Optimierung des Working Capital steht deshalb immer auch die Frage im Raum, was die Resilienz kosten darf. Bild: Yunus/stock.adobe.com

Lagerbestände und Kapitalbindung lassen sich nur reduzieren, wenn Unternehmen in Resilienz investieren. Wichtig sind – neben dem Bestandsmanagement – die Diversifizierung der Lieferketten und ein modernes Sales & Operations Planning. Die Kosten der Resilienz sind Thema auf dem Zukunftswerkstatt Summit am 13. März 2024 in Bonn.

Störungen in der Supply Chain halten die Industrie auch 2024 in Atem. Eine der ersten Maßnahmen gegen die Materialengpässe war die Aufstockung der Lagerbestände: Eine Strategie, die viele Firmen angesichts der anhaltenden Unsicherheit weiterverfolgen, die aber immer teurer wird. Schließlich sind neben den Energie- und Material- auch die Kapitalkosten gestiegen und die schwächelnde Nachfrage belastet die Einnahmen.
Gebundenes Kapital durch eine Reduktion der Lagerbestände freizusetzen ist angesichts der wirtschaftlichen Situation in vielen Branchen naheliegend. Wenn aber die Bestandsreduktion quasi pauschal über alle Materialien hinweg erfolgt, ist dies mit Risiken verbunden: Für eine optimale Balance von Beständen und Liquidität muss die Geschäftsführung sehr genau auf die Beschaffungsstrategien und Planungsprozesse des Unternehmens schauen.

So senkt Resilienz die Kapitalbindung

In der Krise hat der Einkauf seine Anstrengungen verstärkt Standorte und Werke regionaler zu versorgen. Das Prinzip „Aus der Region für die Region“ stärkt tatsächlich nicht nur die Resilienz; die Strategie hilft auch Lagerbestände mit Bedacht zurückzufahren. Auch die Diversifizierung von Lieferketten nach Lieferanten und Herkunftsländern reduziert Klumpenrisiken und erlaubt niedrigere Sicherheitsbestände.

Die Materialbedarfe müssen ausgehend vom schwankenden Kundenbedarf immer durchgängig geplant werden. Bei langen Produktlebenszyklen – wie sie viele mittelständische Industrieunternehmen mit ihren Spezial- und Nischenprodukten haben – ist außerdem eine vorausschauende Bestandsplanung wichtig.

Jeder CFO sollte den S&OP verstehen

Vor allem das Sales and Operations Planning (S&OP) – ein Prozess, den bis vor kurzem nur SCM-Nerds kannten – wird für die Optimierung des Working Capital immer wichtiger. Der Reifegrad dieser übergreifenden Planung entscheidet ganz maßgeblich darüber, wie gut sich Liefertreue und Bestandshöhen (= Kapitalbindung) ausbalancieren lassen. Festhalten lässt sich:

  • Unternehmen, die ihre Liquidität erhöhen und ihre Bestände abschmelzen wollen, müssen auf die enge Abstimmung von Vertrieb (=Kundenbedarf), Produktion (=Kapazität), Einkauf (=Materialbedarf) und Logistik (= Bestände, Fulfillment) ein großes Augenmerk legen.
  • Nur ein rollierender S&OP erlaubt es, auf Störungen in der Lieferkette und Schwankungen in der Nachfrage, wie sie heute völlig normal sind, schnell zu reagieren, da alle Beteiligten auf einer Ebene kommunizieren und es einen durchgängigen Informationsfluss gibt.
  • Findet dieser Abgleich so nicht statt, führen Bedarfssignale bei einer verstärkten Risikobetrachtung, wie wir sie heute im Einkauf haben, immer auch zu höheren Beständen. Dieser „Teufelskreislauf“ ist einer der Gründe dafür, warum viele Firmen heute auf viel zu hohen Beständen sitzen.

Eine pauschale Reduktion der Bestände, mit dem Ziel die Liquidität zu erhöhen, kann wiederum zu ungewollten Lieferausfällen führen, da auch Materialen mit hoher Ausfallwahrscheinlichkeit, langen Wiederbeschaffungszeiten und/oder großem Einfluss auf die Umsätze automatisch mitreduziert werden. Die frühere CFO-Formel „Bestände runter gleich Kosten runter“, funktioniert in der heutigen Welt nicht mehr.

Bestände nach Kritikalität planen

Grundsätzlich gilt: Je eher es zu Verschiebungen von Aufträgen oder zu Lieferausfällen kommen kann, desto synchroner muss die Abstimmung zwischen Vertrieb, Einkauf, Produktion und Materialwirtschaft/Logistik sein, sonst werden trotz Nachfragerückgang Bestände aufgebaut oder es fehlen am Ende kritische Bauteile und das Unternehmen kann nicht liefern.

Im Beitrag „Jetzt die Bestände optimieren!“ haben wir das Vorgehen für ein optimiertes Working Capital auf Basis eines systematischen Bestandsmanagements ausführlich beschrieben. Insbesondere die Verknüpfung der Materialien (Input) mit den Produkten, in die Bauteile und Rohstoffe einfließen (Output), ist entscheidend für eine ausgewogene Beurteilung der passenden Bestandshöhen.

Die Optimierung der Bestandshöhen bleibt ein zentraler Bestandteil des Liquiditätsmanagements, allerdings unter anderen Vorzeichen. Denn die geopolitischen Krisen bleiben für global produzierende und weltweit sourcende Unternehmen eine große Herausforderung.

Diese Einkaufsstrategien reduzieren Bestände und Kapitalkosten

Mit der Optimierung des Working Capital steht deshalb immer auch die Frage im Raum, was die Resilienz kosten darf. Zu dieser Betrachtung gehören nicht nur optimierte Strategien in der Materialwirtschaft, sondern auch zukunftsfähige, risikobasierte Beschaffungsstrategien, wie die folgenden:

  • Definierte Allokations-Prozesse für Lieferengpässe.
  • Dual (Multi) Sourcing, sobald wirtschaftlich vertretbar und bei Kunden umsetzbar.
  • Konsequente Diversifikation der Lieferquellen auch nach Regionen.
  • Bei Single Sourcing bewusste und enge Gestaltung der Lieferantenbeziehung.
  • Fortlaufendes Portfoliomanagement (C-, B-, A-, strategische Lieferanten).
  • Frühe Identifikation von Risiken und Flaschenhälsen.
  • Integration des Risikomanagements in das Warengruppenmanagement.
  • Durchgängige Supply Chain Planung (S&OP-Prozess) ausgehend vom Kundenbedarf.
  • Vorausschauende Bestandsplanung insbesondere bei langen Produktlebenszyklen.
  • Einbindung des Engineerings als Impulsgeber für Supply Chain Planning und Transformation.
  • Frühe Einbindung des Einkaufs in den Produktentstehungsprozess/PEP (früh Alternativen finden, im Vorfeld Risiken vermeiden bzw. in die Lieferkette einsteuern).

Zukunftswerkstatt Summit 2024: Gestalten Sie mit

Die Kosten von Resilienz und die Optimierung des Working Capital diskutieren wir mit Ihnen am 13. März 2024 auf dem Zukunftswerkstatt Summit Einkauf & Supply Chain 2024 live in Bonn. Die Zukunftswerkstatt ist das neue, interaktive Format von und für Expertinnen und Experten aus Einkauf & SCM. Veranstalter ist die amc Group. Medienpartner ist Beschaffung Aktuell. Hier können Sie sich anmelden:  Anmeldungen und Programm

Zukunftswerkstatt Einkauf & Supply Chain 2024

Der Autor:

Andreas Pohle, Gründer & Geschäftsführer, amc Group: „Die positive Resonanz auf die Zukunftswerkstatt hat uns bewogen 2024 erstmals eine Präsenzveranstaltung anzubieten.“ Bild: amc
Bild: amc

Andreas Pohle, Managing-Partner amc Group

Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de