Es gibt keinen Zweifel: Die Automobilbranche steht am Vorabend eines historischen Umbruchs. Das allgegenwärtige Phänomen der „Digital Disruption“ und jungen Player wie Tesla oder Tech-Unternehmen wie Google und Apple, die neu in den Markt eintreten, führen zu drastischen Veränderungen: Sie kämpfen mit etablierten Unternehmen schon heute verstärkt um Marktanteile – auch in Deutschland. Die Vorbestellungszahlen des neuen Tesla-Modells zeigen, dass es ein großer Fehler wäre, die junge Konkurrenz zu unterschätzen – und dies gilt nicht nur für den Automobilsektor, sondern für nahezu alle Branchen. Der Beginn dieses radikalen Wandels zwingt vor allem Großunternehmen, ihren Fokus auf aufstrebende Digitalisierungskonzepte zu lenken – und möglichst schnell von ihnen zu lernen. Nur so können sie mit den aufstrebenden Wettbewerbern Schritt halten und verlieren weniger Marktanteile.
Im Rennen um die Digitalisierung von Geschäftsprozessen sehen sich Großunternehmen im Bereich Supply Chain Management vor allem mit zwei wesentlichen Herausforderungen konfrontiert: Sie kämpfen mit multipler Datenhaltung (Silobildung) in verschiedenen ERP-Systemen und es fehlt eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern, Fachabteilungen, Lieferanten und weiteren Geschäftspartnern. Vollständig digitale Lieferketten helfen, den Fluss von Produkten, Services – und die Liquidität aller Beteiligten zu verbessern. Soziale Netzwerke wie LinkedIn, Xing oder Facebook machen es vor: Sie bringen Menschen auf einer gemeinsamen Plattform zusammen und fördern den weltweiten Informationsaustausch. Was sie so wertvoll macht, sind die Informationen, die sich aus freiwillig von Nutzern eingegebenen Daten gewinnen lassen. Von diesem Ansatz könnten auch Unternehmen und Lieferanten innerhalb eines B2B-Netzwerkes enorm profitieren. Entscheider in Großunternehmen sind also gut beraten, die Schranken ihrer geschlossenen Systeme möglichst bald zu durchbrechen, Datensilos aufzulösen und die Möglichkeiten sozialer Netzwerke schon heute anzubieten und auf die Optimierung ihrer Beschaffungs- und Rechnungsprozesse zu übertragen.
Untereinander verbundene, digitale Lieferketten sind im Zuge der „Digital Disruption“ die entscheidende Grundlage für eine effektive Zusammenarbeit im B2B-Bereich: Käufer und Lieferanten profitieren von klaren Prozessen und erhöhter Transparenz – und erhalten die Möglichkeit, günstige Finanzierungsoptionen anzubieten. Darüber hinaus kann eine umfassende Digitalisierung der Schlüssel sein, um Lieferanten in den Innovationsprozess einzubeziehen oder sogar eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu realisieren. Großunternehmen sollten also anstelle reiner Kostenoptimierung eher Agilität und konkrete Mehrwerte für alle Beteiligten in den Fokus ihrer Organisations- und Procurement-Strategie rücken. Innerhalb bestehender Lieferketten ist dazu jedoch eine deutliche Reduktion technischer Barrieren notwendig. Um eine digitale Lieferkette im großen Stil zu realisieren, müssen Unternehmen die Digitalisierung mit ihren Partnern gemeinsam vorantreiben – und zwar so schnell und effektiv wie möglich. Entscheider müssen dazu bestehende IT-Systeme keinesfalls komplett ablösen. Sie sollten die Digitalisierung jedoch endlich als Schlüssel und Chance zu begreifen, um ihre Prozesse schneller, effektiver und agiler zu gestalten – und sich gegenüber hochflexiblen Start-ups erfolgreich zu behaupten.
Andreas Thonig, Country Manager DACH bei Tradeshift
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