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Einkauf 2020 – powered by eSolutions

Ein Blick in die Zukunft
Einkauf 2020 – powered by eSolutions

Digitalisierung als Megatrend und auch als Katalysator für nachhaltiges Wachstum unserer Wirtschaft ist in aller Munde. Die Bundesregierung hat eine digitale Agenda vorgelegt, und mit Industrie 4.0 – zurzeit in erster Linie noch eine Chiffre und ein gefundenes Fressen für Drittmittel akquirierende Forschungsinstitute und Berater – kündigt sich die nächste industrielle (R)evolution an. Die rasant wachsende Global Connectivity, in der im Prinzip jeder mit jedem und alles mit allem vernetzt werden kann wird in Verbindung mit der Echtzeitauswertung von Big Data die Arbeitsweisen unserer Unternehmen verändern und manche Geschäftsmodelle obsolet machen. Die Digitalisierung geht auch am Einkauf nicht vorbei.

Kleiner, schneller und billiger ist die Tendenz bei Prozessoren, Speichern und Netzen. Diese Tendenz hält an, wie man beispielsweise an der Tablet- und Smartphone-Welle verfolgen kann. Die digitale Revolution ist nicht ganz so neu, wie es heute dargestellt wird. Sie hat bereits vor 60 Jahren begonnen und zeitigt ein anhaltend exponentielles Wachstum in mehreren Leistungsparametern.

Eine exponentiell wachsende Kurve hat die Eigenschaft, dass man lange Zeit kaum etwas bemerkt, die Entwicklung dann aber rasend schnell geht. So schnell, dass es vielen nicht mehr gelingt, den Anschluss zu halten (Henning Kagermann 2015). Genau dies passiert im Moment.
Es sind insbesondere zwei klare, nicht mehr umkehrbare Trends, mit denen man sich auseinandersetzen muss: Das globale digitale Datenaufkommen explodiert. In 2013 wurden 4 Zetabyte (10 hoch 21) Daten weltweit generiert. Wenn jeder US-Bürger einen Monat lang jede Sekunde ein digitales Foto machen würde, käme man auf diese Menge (Kagermann 2015).
Der zweite Trend ist die noch nie dagewesene Vernetzung der Menschen und Objekte untereinander und, wenn sie mit einer IP-Adresse versehen sind, mit dem Cyberspace. Smart Products vernetzen sich untereinander und tauschen Informationen aus. So entstehen Big Data, die mithilfe der modernen IT heute in Echtzeit algorithmisch, d. h. auf der Suche nach Korrelationen und Mustern ausgewertet werden (beispielsweise Google und Amazon). Dadurch wird es möglich, unmittelbar und vorausschauend auf Marktveränderungen zu reagieren, bevor sie eingetreten sind. Digitale, smarte Informationen und die Fähigkeit, damit professionell umzugehen, werden zur Schlüsselkompetenz im modernen Management.
Die Digitalisierung bewirkt in den Unternehmen stets zweierlei: Effizienzsteigerung und Intelligenz- bzw. Wissensverstärkung. Die Effizienz wird durch höhere Automatisierung, durch mehr Transparenz und die Optimierung von Abläufen gesteigert. Die Intelligenz- bzw. Wissensverstärkung wird erreicht durch die Bereitstellung von Smart Data, aus denen rechtzeitig Handlungsbedarfe abgeleitet werden können.
In der Vergangenheit haben wir die Digitalisierung nicht zuletzt im Einkauf in erster Linie als Vehikel zur Effizienzsteigerung gesehen und genutzt. Hier ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, wie man bei den BME-eLösungstagen am 24./25. März in Düsseldorf wieder wird erfahren können. Wenn man nach vorne denkt, muss nunmehr allerdings der nächste Schub für die Organisationsentwicklung kommen basierend auf der systematischen Nutzung des Intelligenzverstärkungseffektes digitaler Lösungen. Dadurch werden die Karten unseren Unternehmen und auch im Einkauf neu gemischt.
Was wird passieren? In den Unternehmen erleben wir einen Quantensprung hinsichtlich der Quantität – hoffentlich auch der Qualität der digital zur Verfügung stehenden Informationen einerseits und der Möglichkeiten einer Vernetzung mit Kunden und Third Parties auf der Lieferantenseite andererseits. Beides zusammen richtig gemanagt kann die Leistungsfähigkeit unserer Unternehmen und ihrer Supply Chains nachhaltig steigern.
Es entstehen neue Ökosysteme mit den vernetzten Geschäftspartnern, und neuartige kollaborative Geschäftsmodelle bilden sich heraus. Darin liegen große Chancen – natürlich auch neue Risiken (Cyberkriminalität!) für Einkäufer und Supply-Chain-Verantwortliche als Manager der Zusammenarbeit mit den besten Third Parties aus dem Markt. Es führt kein Weg daran vorbei: Die Einkäufer in unseren Unternehmen müssen sich für die Digitalisierung fit machen und zwar jetzt und heute. Denn es gilt der altbekannte Slogan „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“
Der Einkauf 2020 wird vor diesem Hintergrund ein Einkauf powered by eSolutions sein. Dabei geht es längst nicht mehr in erster Linie um die elektronische Abbildung und Verbesserung bestehender Prozesse über E-Procurement, elektronische Ausschreibungen, E-Auctions sowie Purchase-to-Pay. Die Digitalisierung des Einkaufs wird die Rollen und damit einhergehend die Arbeitsweisen der strategischen und operativen Einkäufer nachhaltig verändern. Sie werden in Zukunft immer mehr zu Wissensarbeitern, die auf der Basis von Echtzeit-Informationen (smart Data), die aus den Systemen kommen, ihre Supply Chains steuern.
Für die Einkaufschefs ergeben sich neue Möglichkeiten, Einkaufsstrategien konsequenter als in der Vergangenheit umzusetzen und ein wirksames begleitendes Controlling zu realisieren. Sie gewinnen per Knopfdruck die totale Transparenz über den Spend in allen Warengruppen und an allen Standorten sowie über die Performance ihrer Warenguppenmanager. Ebenso werden das Geschehen in den Beschaffungsmärkten sowie die Performance der Lieferanten mit den neuen informationstechnischen Möglichkeiten sichtbarer. Die Einkaufsorganisation 2020 wird vor diesem Hintergrund gläsern sein. Hinzu kommt, dass die von den großen Software-Schmieden propagierten Advanced Analytics (algorithmische Auswertung von großen Datenmengen) angesetzt werden können auf die Datenflut, um diese gezielt in smart Data zu überführen. Dabei geht es nicht zuletzt um die systematische Erzeugung von Prognosedaten etwa über Entwicklungen in den Beschaffungsmärkten.
Bemerkenswerterweise präsentierte SAP-Chef Bill McDermott Anfang Februar 2015 mit S/4 HANA eine neue Software-Generation insbesondere für die Adressaten multinationale Unternehmen, die in der Lage sein soll, Geschäftsdaten nicht mehr in Stunden oder Tagen sondern in Minuten auszuwerten und Prognosen über geschäftliche Entwicklungen quasi in Echtzeit zu liefern. Ähnliche Lösungen werden von den anderen Software-Anbietern zurzeit erarbeitet.
In Summe betrachtet wirkt der ganze Set der neuen E-Lösungen als Enabler (Befähiger und Fitmacher) der Einkaufsorganisation 2020. Der Weg dahin ist ein notwendiger Kraftakt, für den nicht mehr sehr viel Zeit verbleibt.
In den typischen Fällen beginnt der Organisationsentwicklungsprozess damit, in der ersten Phase die Datenbestände in Ordnung zu bringen. Es schließt sich die Standardisierung der Software-Landschaft an. Hiervon ausgehend bedarf es einer Automatisierung der Geschäftsprozesse sowie der ERP-Anbindung von E-Lösungs-Tools. Dann gilt es, die Spend-Transparenz unternehmensweit über alle Standorte hinweg herzustellen und die Warengruppen in der Einkaufsorganisation ggf. neu zuzuschneiden. Damit wird aber nur aufgeräumt, und es wird die Basis für die Einkaufsorganisation 2020 geschaffen.
Viele unserer Unternehmen sind mit ihrer Organisationsentwicklung noch am Anfang und hinken der Zeit hinterher. Sie müssen in ihrer Einkaufsorganisation zunächst einmal eine solide und zuverlässige Datenbasis schaffen, um dann in der zweiten Phase die hier skizzierten Potenziale der intelligenten Nutzung der digitalen Daten und kollaborativer Lösungen mit Lieferanten und anderen Third Parties bei der Produktentwicklung und der Bedienung von Kundenanforderungen mit erweitertem Dienstleistungsangebot auszuschöpfen.
Fazit: Die digitale Transformation unserer Unternehmen geht rasant weiter. Die exponentielle Wachstumskurve erreicht luftige Höhen. Informationstechnisch wird immer mehr immer schneller möglich. Ein Riesensprung ist für die Organisationsentwicklung möglich, wenn die Potenziale der Digitalisierung nicht zuletzt auch im Einkauf richtig genutzt werden. Dies setzt voraus, dass man E-Lösungen nicht nur als Rationalisierungs- und Effizienzsteigerungsvehikel betrachtet und bildlich gesprochen auf den vorhandenen Trassen schneller weiterfährt, sondern die Frage aufwirft: Wie können wir Connectivity und die über hochleistungsfähige Auswertungsverfahren (Analytics) bereitgestellten smart Data effektiv nutzen, um besser mit unseren Lieferanten und Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten und unsere Supply Chains intelligenter zu managen? Die digitale Transformation wird dazu führen, dass neue Trassen gebaut werden. Insofern ist sie dann doch eine digitale Revolution.
Quellenhinweis
Henning Kagermann: Industrie 4.0 und die Zukunft von Produktion und Dienstleistungen. Gastvortrag beim IHK-Jahresempfang 12.1.2015 in Düsseldorf
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