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Chemie 4.0 – Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung

B2B-Handelsplattform für Chemikalien
Chemie 4.0 – Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung

Chemie 4.0 – Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung
Der Automatisierungsgrad in der Chemieindustrie ist seit langem hoch. Jedoch ist die Beschaffung von Chemikalien bisher wenig digitalisiert. (Bild: Industrieblick/Fotolia)
Die Chemieindustrie zeichnet sich seit jeher durch ihre komplexen Wertschöpfungsketten und ihren hohen Automatisierungsgrad aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die allgegenwärtige Digitalisierung auch hier ihre Kreise zieht. Von der Anlagensteuerung per Smartphone-App bis hin zur Computermodellierung innovativer Produkte ist alles möglich.

Bisher sind lediglich Absatz und Beschaffung sind wenig digitalisiert, obwohl es hier großes Potential zur Prozessvereinfachung und Transaktionskostensenkung gibt. Dieses ungenutzte Potential hat die Brüder Alexander und Heribert-Josef Lakemeyer dazu inspiriert, eine B2B-Handelsplattform für Chemikalien zu entwickeln. „Als Gründer einer Kunststoffextrusion standen wir selbst oft vor dem Problem der Rohstoffbeschaffung“, erzählt Alexander Lakemeyer. „Wir haben keine effiziente und digitalisierte Lösung auf dem Markt gefunden. Deshalb haben wir das Projekt selbst in die Hand genommen.“ Nur wenige Monate später ging Pinpools als erste unabhängige B2B-Handelsplattform in der chemischen Industrie online.

Dass E-Procurement genau der richtige Weg in die Zukunft ist, zeigt eine Studie von Google aus dem Jahr 2015: innerhalb von nur zwei Jahren hat sich der Anteil der sogenannten Digital Natives in Buying Centers verdoppelt und lag 2014 bei knapp 50 %. Diese Digital Natives sind 18 bis 35 Jahre alt und im Internet zu Hause. Nicht nur im Privatleben beziehen sie ihre Konsumgüter von Amazon und Co., auch auf die B2B-Beschaffung überträgt sich dieses Verhalten. 94 % aller Befragten gaben an während ihres Beschaffungsprozesses eine Onlinesuche durchzuführen; 74 % sogar schon vor einem ersten Kontakt mit dem Verkäufer. Großkonzerne wie Covestro erkennen das Marktpotential und starten ebenso eine Digitalisierungsoffensive; noch in diesem Jahr will der Werkstoffhersteller mit einer eigenen Plattform online gehen. Darin sehen die beiden Brüder allerdings ein Problem. „Mit einem Online-Shop eines einzelnen Anbieters ist es nicht getan“, erklärt Heribert-Josef Lakemeyer, der für die Produktentwicklung verantwortlich ist. „Wir möchten den gesamten Markt auf einer Plattform abbilden und das ist als unabhängiges Unternehmen viel einfacher. Andere Händler dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass sie zweitrangig auf der Plattform sind.“

Der Erfolg gibt ihnen Recht. Seit dem Launch im Mai dieses Jahres wächst die Userbase kontinuierlich; beinahe alle bedeutenden Händler bieten mittlerweile über Pinpools an. Im Umkehrschluss wird die Plattform auch für Einkäufer immer attraktiver. Wissenschaftler aus renommierten Forschungseinrichtungen wie der Harvard Business School haben herausgefunden, dass der Wettbewerb durch B2B-Plattformen enorm verstärkt wird und die Beschaffungskosten somit um bis zu 10 % gesenkt werden können. Außerdem wird der Aufwand signifikant reduziert, da die sogenannten e-hubs den Beschaffungsprozess gesammelt abbilden und damit das manuelle Abfragen von Preisen und Kapazitäten wegfällt. In der heutigen Zeit, in der Prozesse immer komplizierter und langwieriger werden, scheinen B2B-Plattformen wie Pinpools demnach eine optimale Lösung zur Senkung von sowohl Transaktionskosten als auch Komplexität darzustellen.

Durch das eigene Entwicklerteam hat Pinpools auf dem Markt einen Entwicklungsvorsprung von zwei bis drei Jahren. Diesen Vorsprung aufzuholen wird selbst für Chemieriesen wie Covestro schwierig. „Natürlich ist die Plattform noch nicht perfekt. Aber unsere User sind überzeugt davon, dass das Prinzip funktioniert. Wir haben eine Wiederbestellrate von über 90 Prozent “, sagt Heribert-Josef Lakemeyer. Tatsächlich wird das Produkt andauernd weiterentwickelt; Stillstand kennen die beiden Brüder nicht. Als nächstes großes Projekt ist die automatisierte Weitergabe von Informationen wie Datenblättern und Force-Majeure-Meldungen geplant. Außerdem seien eine direkte Logistik-Anbindung über die Plattform in Vorbereitung sowie das Konzept eines Webshops, so Alexander Lakemeyer.

Es ist nicht abzustreiten, dass sich die chemische Industrie im Umbruch befindet. Der chinesische Anbieter Alibaba sowie die Business-Sparte von Amazon sind neben den händlereigenen Plattformen die größten Konkurrenten für die Chemieindustrie; in den nächsten Jahren wird sich also noch einiges in der Welt der Beschaffung ändern. Eines ist klar: traditionelle Methoden und Prozesse werden zur Bewältigung dieser Aufgaben nicht ausreichen. ag

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