Bis ins Jahr 2021 gab es bei Brose keine zentrale Steuerung für die verschiedenen Aspekte des Kostenmanagements in Zentraleinkauf, Geschäftsbereichen und Regionen. Das galt gleichermaßen für die organisatorische Verankerung, die zugehörigen Prozesse und Tools sowie die Rollen und Verantwortlichkeiten. Dies führte unter anderem dazu, dass es keine durchgängige Verzahnung der Prozesse vom Lieferanten über den Einkauf zum Vertrieb bis hin zum Kunden gab. Ebenso fehlten Standards und teilweise die Transparenz bei relevanten Daten, zum Beispiel Rohstoffkosten oder Inflationskosten wie Löhne und Energie. Dadurch konnte auch keine automatisierte Aufbereitung der Informationen erfolgen. Die Arbeit des Einkaufs beschränkte sich zu großen Teilen auf die operative Beschaffung sowie Preisverhandlung.
„Um das zu ändern, haben wir 2022 mit der Einführung eines eigenen Bereichs „Kostenmanagement“ begonnen und dort die Steuerung des Themas gebündelt“, erklärt Sven-Uwe Erber, Leiter Einkauf und Lieferantenqualität bei Brose. „Wirklich innovativ an unserem ganzheitlichen Ansatz ist, dass wir das Wissen bezüglich Verhandlungsexpertise und Kostenanalyse mit Rohmaterial- sowie Inflationskosten zusammengeführt haben.“ Der Bereich bildet auch die Schnittstelle zum internen Risiko-Management sowie den Nachhaltigkeits- und Stammdatenexperten im Einkauf. Alle Daten sind miteinander vernetzt. „Dies gilt insbesondere auch für den CO2-Fußabdruck, für dessen Berechnung wir bereits heute auf die digital erfassten Rohstoffdaten zugreifen können“, sagt Michael Flieger, Leiter Kostenmanagement Einkauf bei Brose. „Zukünftig erhöhen wir die Datenqualität durch Realdaten unserer Lieferanten weiter und automatisieren den Transfer zu unserer Vertriebsschnittstelle.“
Klare Prozesse brechen Silos auf
Das neue Konzept ermöglicht eine effektive Nutzung von Expertenwissen, das zuvor in internen Silos isoliert war, sowie eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit in strukturierten, klar definierten Prozessen. „Das Wissen steht somit der gesamten Brose Gruppe zur Verfügung. Von dieser Transparenz profitieren wir etwa bei Gesprächen mit Lieferanten und Kunden, da alle Beteiligten auf umfangreiche Hintergrundinformationen zugreifen können“, betont Flieger.
Die gebündelte Verfügbarkeit aller relevanten Daten bedeutet für die Einkäufer, dass sie sich auf die Verhandlungen konzentrieren können. Kosten- und Verhandlungsexperten in allen Bereichen unterstützen sie dabei. Darin liegt, neben der Effizienzsteigerung, der größte Wert des ganzheitlichen Kostenmanagements – mit einer jährlichen signifikanten Ergebnisverbesserung.
Bei der Umsetzung des Ansatzes war die Synchronisation mit allen involvierten Abteilungen innerhalb der bei Brose etablierten Matrixorganisation nötig – von Vertrieb und Organisation bis zu den Geschäftsbereichen. Partner wie Tset und die Negotiation Advisory Group unterstützen Brose in den einzelnen Kategorien und stellen durch kontinuierlichen Austausch mit den Experten des Zulieferers sicher, dass die angewandten Methoden stets auf dem neuesten Stand sind. Das Konzept hat auch die Dienstleister überzeugt: „Das funktionsübergreifende Team umfasst neben dem technologischen Wissen unter anderem die Themenfelder Verhandlungsstrategie, CO2 als Kosten- und Vergabefaktor der Zukunft, Design-2-Cost und das Management der kostenrelevanten Stammdaten. So hat der Brose Einkauf eine zukunftsorientierte, digital durchgängige Organisation geschaffen“, urteilt etwa Andreas Tsetinis, CEO von Tset.
Modulares System lässt neue Funktionalitäten zu
Die eingesetzten Prozesse, Methoden und Tools sind skalierfähig und erweiterbar. Zudem lassen sich durch die geschickte Vernetzung vorhandener Informationen neue Erkenntnisse und Funktionen ableiten. Ein Beispiel sind die Daten zum CO2-Fußabdruck, die aufgrund steigender Nachhaltigkeitsanforderungen der Automobilhersteller eine immer größere Rolle spielen. Perspektivisch soll das Brose System aus Informationen über Produktionsstandorte, Energieeinsatz und der Bilanz von Zukaufteilen automatisch einen theoretischen CO2-Wert ermitteln können. Der Entfall der manuellen Berechnung kann dann für einen zusätzlichen Effizienzschub sorgen.
„Um beim Bild des Spitzensports zu bleiben: Mit der Einführung des ganzheitlichen Kostenmanagements im Einkauf haben wir einen deutlichen Leistungsschub realisiert. So haben wir unsere Prozesse auf ein neues Level gehoben, wofür wir auch mit dem Purchasing Excellence Award des BME ausgezeichnet wurden. Um diese Position zu halten, dürfen wir uns jetzt aber nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern arbeiten schon an den nächsten Entwicklungsschritten“, erläutert Sven-Uwe Erber. „Dazu gehört, dass wir die organisatorische Verankerung weltweit stärken, die Verzahnung mit dem Vertrieb weiter ausbauen und das Konzept auf indirekte Beschaffungsgüter ausweiten.“
Brose
Brose gehört zu den fünf größten Automobilzulieferern in Familienbesitz weltweit. Das Unternehmen beliefert rund 80 Fahrzeug- und 50 E-Bike-Hersteller sowie über 40 Zulieferer mit mechatronischen Systemen und elektrischen Antrieben für unterschiedliche Mobilitätsanwendungen. Rund 32.000 Mitarbeitende an 68 Standorten in 24 Ländern erwirtschafteten 2023 rund 8 Mrd. Euro Umsatz.
Prämiert
Für das ganzheitliche Kostenmanagement erhielt Brose den BME-Award Purchasing Excellence.
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