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Google-Suche für Beschaffungsprozesse

Google gezielt für Beschaffungsprozesse einsetzen
Suchen ist leicht, finden eine Kunst

Marktanalysen, Wettbewerbervergleich, Produktalternativen, Preisfindung – Google hilft. Dabei bietet die Suchmaschine mehr Möglichkeiten, als auf den ersten Blick sichtbar sind. Operatoren und Filter führen schneller und gezielter zum gesuchten Produkt. Kostenlos ist die Suche nicht: Nutzer zahlen mit ihren Daten. Oder setzen eine Alternative ein.

Das Beschaffungsmedium Internet wächst: Alibaba hat seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf insgesamt 56 Mrd. Dollar gesteigert. Zehn Mrd. US-Dollar weist Amazon Business 2018 für seine Geschäftskunden-Plattform aus. Auch deutschsprachige Plattformen wie Wucato, Wer liefert Was oder Mercateo legen pro Jahr durchschnittlich zweistellig zu. Ein Viertel aller B2B-Güter wird inzwischen via Web geordert. Ein Eldorado für Einkäufer? Ja, aber … Denn das gewünschte Produkt muss ja erst einmal gefunden werden; meist mit Google. Eine Eingabe und nur ein paar Klicks später weiß man beispielsweise, welche Preise der Wettbewerb aktuell verlangt, wie sich der Markt für Werkzeugmaschinen in Polen entwickelt und welche neue Alternativen es für bisherige Lieferanten gibt. Allerdings hat Google seine
Algorithmen zur Ergebnisanzeige in den letzten Jahren immer weiter verfeinert – manche sagen auch beeinflusst. Deshalb überraschen manche Resultate und sie sind auch nicht immer nachvollziehbar. Dem können Sie aber durch eine gezielte Suche entgegenwirken. Denn Google kann mehr, als nur nach einfachen Begriffen suchen: zum Beispiel auch Bildmotive finden. Dazu über den Sucherergebnissen den Reiter „Bilder“ auswählen – es zeigt sich eine Auswahl von Bildern, die der Eingabe entsprechen. Google kann aber auch MIT
Bildern suchen. Dazu müssen Sie unter dem Reiter „Bilder“ eine Bilddatei in das entsprechende Fenster ziehen. Das Ergebnis ist eine Sammlung ähnlich aussehender Motive. Das funktioniert mit einer Motorachse ebenso gut wie mit C-Teilen oder Gabelstapler. Gleichzeitig gibt Google an, um was es sich bei dem Motiv vermutlich handelt – eine gute Möglichkeit, unbekannte Objekte zu identifizieren.

Über den Suchergebnissen können die Resultate mit den Reitern Shopping, Bilder, Maps, News und Mehr verfeinert werden. Hinter „Mehr“ verbergen sich die Bereiche Finanzen, Bücher und Flüge. Für die Beschaffung sind vor allem die Reiter News und Finanzen interessant – hinter letzterem lassen sich die Kennzahlen von Firmen finden. Das funktioniert aber meist nur bei Dax-Unternehmen. „News“ liefert eine Auswahl an Pressemeldungen zum jeweiligen Unternehmen. „Shopping“ richtet sich dagegen eher an
private Käufer und ist für den professionellen Einkauf zu unübersichtlich.

Suchergebnisse gezielt verfeinern

Sie haben 100.000 Treffer bei Ihrer Suchanfrage, aber keine Zeit, hundert Google-Seiten durchzublättern? Dann hilft Google beim Filtern. Unter dem Reiter „Tools“ lassen sich die Suchergebnisse gezielt eingrenzen. Hier kann das Ursprungsland ausgewählt werden, die Sprache und vor allem das Alter der Informationen. Dazu „Beliebige Zeit“ anklicken und beispielsweise den Zeitraum auf „Letzten Monat“ setzen – schon werden nur aktuelle Angebote aufgelistet.

Was Sie in das Suchfenster eingeben, entscheidet natürlich über die Ergebnisse. Dazu bietet Google mehrere Möglichkeiten. Wenn Sie mehrere Begriffe (maximal 32 Wörter) eingeben, sucht Google nach Seiten, auf denen diese Wörter möglichst alle vorhanden sind. Möglichst. Denn unterhalb einer bestimmten
Trefferzahl sortiert Google Ihre Begriffe selbstständig aus. Dann steht unter manchen Ergebnissen: „Es fehlt XXXX“. Wer diesen Ausschluss minimieren möchte, setzt die einzelnen Suchbegriffe in Anführungszeichen – schon geht die Suchmaschine wieder genauer vor. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, unter dem Reiter „Tools“ über den Suchbegriffen „Alle Ergebnisse“ in „Wortwörtlich“ zu ändern. Damit wird die oft nützliche Funktion von Google abgeschaltet, Tippfehler selbstständig zu korrigieren. Wenn Sie aber gezielt nach einem vermeintlich falsch geschriebenen Begriff suchen, ist „Wortwörtlich“ hilfreich.

Eine Alternative dazu ist die Verwendung von Google-Operanten. Verbinden Sie dazu die Suchbegriffe mit AND beziehungsweise OR. Dann werden Seiten mit mehreren Suchbegriffen (AND) oder Seiten mit jeweils einem (Or) Suchbegriff gelistet. Darüber hinaus können Sie bestimmte Begriffe ausschließen. Wenn Sie nach einem Produkt suchen, ein
bestimmter Hersteller aber nicht in Frage kommt, setzen sie vor den Unternehmens-
namen ein Minuszeichen. Dann bleibt diese Marke außen vor.

Ähnliche Begriffe finden

Dazu verwenden Sie den Operator „related:“. Mit „related:Daimler“ finden Sie Seiten, die einen Bezug zum Autohersteller haben. Der Operator „allintitle:Musterbegriff“ sucht nach genau diesem Wort im Titel von Webseiten und findet damit gezielt weiterführende Informationen wie Katalogeinträge, Beiträge in Sozialen Medien oder Testberichte. Hilfreich ist auch die Angabe eines Zahlenbereiches – wenn Sie zum Beispiel gleich eine bestimmte Preisspanne abfragen möchten. Dazu dienen zwei Punkte. Die Abfrage „Bürostuhl 400..600 Euro“ listet Angebote in dieser Preisspanne auf. Wenn Sie gezielt nach Katalogseiten suchen, kann die Angabe des Filetyps hilfreich sein. „Schrauben Filetype:pdf“ verweist ausschließlich auf PDFs. Das funktioniert auch mit Docs und Excel-Tabellen.

Ein weiterer interessanter Operator ist die Wildcard in Form eines Sternchens. Das hilft, wenn die Schreibweise eines Produktes nicht hundertprozentig bekannt ist. Beispiel: „Musterprodu**“. Noch weiter geht die Tilde: Sie listet alle Synonyme auf. „~Industriefette“ sucht deshalb auch nach Ölen und Schmierstoffen. Das Zeichen findet sich nicht auf
einer Standardtastatur; es wird mit „Alt Gr“ und dem Pluszeichen erzeugt. Möchten Sie nur Seiten und Produkte eines bestimmten Herstellers sehen und dabei die integrierte Seitensuche umgehen, fügen Sie dem Suchbegriff ein „Site:MusterURL“ hinzu.

Viele dieser Funktionen lassen sich auch unter dem Reiter „Einstellungen“ über die „Erweiterte Suche“ abrufen. Das ist nicht ganz so elegant und schnell wie der Einsatz von Operatoren, aber übersichtlich. Unter „Einstellungen“ und „Sucheinstellungen“ können Sie auch permanent die Anzahl der Treffer festlegen. Standardmäßig arbeitet Google mit zehn Treffern (plus gesponserte Inhalte). Es können aber auch maximal hundert
Ergebnisse sein. Das macht die Anzeige nach Google-Maßstäben etwas langsamer – im Alltag sind 100 Treffer unter einer Sekunde aber immer noch rasend schnell.

Eine Reise in die Vergangenheit

Ein Blick in bereits gelöschte oder archivierte Webseiten hilft, ein abgelaufenes Angebot doch noch zu finden oder beispielsweise eine Preisentwicklung nachzuvollziehen. Der dazugehörende Operant lautet: „Cache:MusterURL“. Damit wird die Seite aus dem Zwischenspeicher von Google abgerufen. Leider ist dieser Speicher flüchtig und führt nach
einer bestimmten Zeit nicht mehr zum Ziel. In diesem Fall hilft das Gedächtnis des Internets: www.archive.org. Die Waybackmachine sammelt Schnappschüsse von Internetseiten und besitzt aktuell 371 Billionen Einträge. Die Suchergebnisse werden chronologisch angezeigt; damit sind Versionen aus unterschiedlichen Zeiträumen abruf- und vergleichbar. Die Wayback-Suche braucht Zeit – es dauert
unter Umständen, bis eine bestimmte historische Seite angezeigt wird. Die Bedienung funktioniert wie bei Google – nur eben rückwärtsgewandt.

Google rechnet und übersetzt

Jeden beliebigen Betrag schnell mal in Dollar oder Yen umrechnen – auch das geht mit Google. Der Vorteil: Die Suchmaschine benutzt den tagesaktuellen Kurs. Der Befehl dazu lautet beispielsweise „150 Euro Dollar“ – schon erscheint der entsprechende Betrag inklusive einem Kursverlauf. Das hilft, Einkäufe zum optimalen Zeitpunkt zu tätigen. Übrigens beherrscht Google auch komplexere Berechnungen. Dazu einfach die Formel in das Suchfenster eingeben und das Ergebnis ablesen. Beispiel: „30 Prozent von 200 Euro minus 20 Euro“ ergibt 40 Euro.

Bei aller Funktionalität, die Suchmaschine hat auch ihre Grenzen. Zum Beispiel, wenn es gar nichts zu finden gibt. In Deutschland besitzt jedes Start-up eine Internetpräsenz – das ist aber nicht in allen Ländern so. Zwar verfügen laut Eurostat 74 Prozent aller europäischen Unternehmen über eine Homepage und sind deshalb im Web zu finden. Spitzenreiter in Europa ist Finnland mit 95 Prozent, aber es gibt auch Ausreißer nach unten:
Beispielsweise besitzen nur 64 Prozent aller französischen Unternehmen eine Homepage. Schlusslicht ist Rumänien mit gerade mal
44 Prozent. Über Google sind diese Firmen
also nicht zu finden. Hier helfen (zumindest in manchen Fällen) alternative Beschaffungsplattformen. Alibaba baut gerade seine Präsenz in Europa massiv aus, aber noch sind dort vor allem asiatische Produkte zu finden. Amazon Business ist eher für europäische Märkte und Bedürfnisse ausgerichtet. Anders als bei der Konsumentenplattform sind bei Amazon Business auf Geschäftskunden zugeschnittene Funktionen eingebunden; zum Beispiel die Möglichkeit von Mengenrabatten sowie unterschiedliche Preise für unterschiedliche Zielgruppen. Genau einen Tag vor Amazon Business hat die Würth-Gruppe
Ende 2016 mit Wucato eine Online-Beschaffungsplattform für Handwerks- und Industriebedarf gestartet. Das Sortiment besteht mittlerweile aus drei Mio. Produkten von Würth-Lieferanten sowie externen Drittanbietern. Weitere branchenübergreifende B2B-Plattformen und damit Google-Alternativen sind Mercateo mit knapp 23 Mio. Produkten sowie Visable mit den bekannten Plattformen „Wer liefert was“ und Europages. Und nicht zuletzt bieten auch die Handelskammern und Verlage hilfreiche Datenbanken – siehe www.industrie.de.

Nach Alternativen googeln

Google sammelt Daten – viele Daten! Dreh- und Angelpunkt dabei sind die Cookies, die Google auf Ihrem Rechner speichert. Sie enthalten eine Identifikationsnummer, den
jeweiligen Suchbegriff, die IP-Adresse und Browser-Einstellungen. Ein zweites File speichert Google auf den eigenen Servern: Darin enthalten sind der Suchverlauf, die Sucheinstellungen aber auch die Lesezeichen vom Chrome-Browser. Ruft der User eine Seite erneut auf, sendet Google diese Informationen wieder an den Nutzer-PC, damit dieser die Suchhistorie wiedererkennt. Google kann auf diese Weise den Rechner bzw. den Browser identifizieren, aber nicht den Nutzer – es sei denn, dieser ist über seinen Google-Account eingeloggt. Die Daten werden nicht nur für individualisierte Werbung genutzt, sondern zumindest Google-intern an komplementäre Anwendungen weitergereicht. Nicht jedem gefällt das eigene Abbild in amerikanischen Datenbanken. Wenn Sie
wissen möchten, was Google über Sie weiß, rufen Sie das google.com/dashboard auf. Das funktioniert aber nur, wenn Sie bereits ein Google-Konto besitzen. Wer dem
Datentransfer entgegenwirken will, surft am besten im „Privat-Modus“. Eine entsprechende Funktion bieten alle gängigen Browser. Einziger Nachteil: Webseiten werden quasi immer wieder frisch geöffnet, was etwas länger dauern kann. Und eventuelle Einstellungen oder Eingaben werden nach dem Schließen vergessen.

Aktuell laufen 96 Prozent aller Suchanfragen über Google, gefolgt von Microsofts Bing (2,3 Prozent). Doch der Marktführer ist nicht alternativlos. In einer aktuellen Analyse von Stiftung Warentest kam Google nur auf Platz zwei. Als Grund für die Rückstufung nennen die Tester deutliche Mängel in der Datenschutzerklärung sowie die umfangreiche Datensammelei. Testsieger ist die niederländische Seite „Startpage“. Diese nutzt zwar auch Google-Technologie, wirkt aber wie eine Firewall zwischen den amerikanischen Servern und den deutschen Nutzern. Auf Platz Drei kam ecosia.org, die auf Bing-Technologie zurückgreift.
Diese umweltfreundliche Seite setzt 80 Prozent des Unternehmensgewinns ein, um weltweit Bäume zu pflanzen. Eine Websuche und schon ist ein Kilogramm CO2 weg – versprechen die Betreiber. Bei Standardsuchen schenken sich die unterschiedlichen Anbieter nichts. Sobald aber Tippfehler auftreten oder Spezialbegriffe bzw. vage
Beschreibungen ins Spiel kommen, zeigt sich die technologische Überlegenheit von Google. Stiftung Warentest
bescheinigt dem Marktführer beste Sucherergebnisse und einen hohen Nutzungskomfort. Auch und gerade wegen der oben geschilderten Filtermöglichkeiten.


Michael Grupp,

freier Redakteur in Stuttgart

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